US-Gericht hebt Todesstrafe gegen gebürtige Berlinerin Debra Milke auf
Milke habe keinen fairen Prozess bekommen
22 Jahre wartete sie in den USA auf die Todesspritze, jetzt könnte die in Berlin geborene Debra Milke (49) auf freien Fuß kommen. Ein Bundesberufungsgericht in San Francisco hat die 1990 verhängte Todesstrafe gegen die Frau aufgehoben. Richter Alex Kozinski sprach von einem "besorgniserregenden Fall". Milke habe damals keinen fairen Prozess erhalten.
Die 49-Jährige sitzt wegen Anstiftung zum Mord im US-Staat Arizona in der Todeszelle. Die meiste Zeit verbrachte sie dort in Einzelhaft. Der Generalstaatsanwalt von Arizona, Tom Horne, kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Die in Berlin geborene und in den USA aufgewachsene Tochter eines Amerikaners und einer Deutschen, die allerdings keinen deutschen Pass hat, hat stets auf ihre Unschuld gepocht.
Milke war von einer Jury dafür verurteilt worden, 1989 zwei Männer angestiftet zu haben, ihren vier Jahre alten Sohn zu töten. Der kleine Junge war mit einem damaligen Mitbewohner seiner Mutter zu einem Ausflug mitgegangen. Zusammen mit einem Freund fuhr der Mann an einen abgelegenen Ort, wo der Junge durch mehrere Schüsse getötet wurde. Beide Männer erhielten die Todesstrafe.
Belastungszeuge als Lügner bekannt
Richter Kozinski zufolge gab es keine direkten Beweise oder Augenzeugen, die Milke mit der Tat in Verbindung gebracht hätten. Als Hauptzeuge trat ein Ermittler der Polizei in dem Verfahren auf. Er sagte aus, dass Milke ihm ihre Mitschuld an der Tat gestanden habe. In dem Prozess sei es um ihre Aussage gegen die Aussage des Ermittlers gegangen, befand Kozinski. Die Jury habe dem Detektiv geglaubt, ohne zu wissen, dass der Beamte eine "lange Vorgeschichte" als Lügner unter Eid und für anderes Fehlverhalten hatte.
Der Generalstaatsanwalt von Arizona kritisierte die Entscheidung des zuständigen US-Berufungsgerichts in Kalifornien. Milke habe ein "schreckliches Verbrechen" begangen, zitierte der US-Sender CNN aus einer Mitteilung von Tom Horne. Sie sei damals schuldig befunden worden, die Tötung ihres eigenen Kindes, das ihr zur Last geworden sei, zu planen, sagte der Justizbeamte.
Die Staatsanwaltschaft in Arizona muss nun innerhalb eines Monats entscheiden, ob der Fall neu vor Gericht gehen soll. Ansonsten soll Milke nach Anordnung eines Bezirksgerichts freigelassen werden.
In Deutschland kämpfte Uschi Glas (69) jahrelang um Gerechtigkeit für Milke. "Das Engagement, der Kampf, haben sich endlich gelohnt", sagte die Schauspielerin dem 'Berliner Kurier'. Milkes Mutter Renate Janka hatte Glas nach der Richterentscheidung angerufen. "Als Renate mir sagte, dass es Hoffnung gibt, dass der Fall ihrer Tochter neu aufgerollt wird - da habe ich vor Freude einen Luftsprung gemacht."