Studie: Pädagogische Arbeit in deutschen Kitas unbefriedigend

Kita-Anmeldung "wie Lotto spielen"

Experten stellen den deutschen Kindertagesstätten ein schlechtes Zeugnis aus. Die pädagogische Qualität ist nach einer Studie unbefriedigend. Besonders schlechte Ergebnisse gab es bei Kitas mit vielen Migranten-Kindern. Zu diesem Ergebnis kommt die 'Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit' (NUBBEK).

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Die pädagogische Qualität in deutschen Kindertagesstätten ist unbefriedigend.
dpa, Thomas Frey

Für die Studie wurden zwei Jahre lang verschiedene Formen frühkindlicher Betreuung - Krippe, Kindergarten und Tagesmütter - analysiert. In acht Bundesländern wurde die Arbeit von 600 Einrichtungen beobachtet, parallel wurden Erzieher und Eltern interviewt und der Entwicklungsstand der Kinder getestet.

NUBBEK moniert das "im Durchschnitt nur mittelmäßige Niveau" der pädagogischen Arbeit. "Besorgniserregend ist vor allem die große Spannbreite", sagte Tietze auf einer Tagung zum Thema "Masse oder Klasse - Prioritäten beim Ausbau der Kindertagesbetreuung". Kinder aus sehr guten Einrichtungen seien solchen aus sehr schlechten um ein Jahr in der Entwicklung voraus.

"Wir müssen Qualität zum zentralen Thema machen", forderte Tietze. Derzeit gehe es leider vor allem um Quantität. Verbesserungen seien aber schwer, "solange systematische Qualitätsuntersuchungen die Ausnahme bilden". Derzeit sei die Anmeldung eines Kindes in einer Betreuungseinrichtung "wie Lotto spielen".

Der Bericht soll, später als geplant, im April 2013 veröffentlicht werden. Studienleiter Prof. Wolfgang Tietze stellte bereits die wichtigsten Ergebnisse in Frankfurt vor.

Schröder: Mehr Wahlmöglichkeiten für Eltern bei Arbeitszeit

Indes lädt Familienministerin Kristina Schröder (CDU) heute Verbände und Unternehmen zum Familiengipfel nach Berlin. Ihrer Meinung nach brauchen Eltern mehr Wahlmöglichkeiten bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit. So sollten sie beispielsweise zwischen Teilzeit- und Vollzeitarbeit wechseln können, "ohne dadurch langfristig berufliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen", so Schröder. Bei der Konferenz will auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für familienfreundliche Arbeitszeiten werben.

Im TV verlangte Schröder, dass Eltern, die zur Erziehung von Kindern in Teilzeit gegangen sind, "einen Rechtsanspruch auf Rückkehr in Vollzeit" bekommen müssen. Hier gebe es beim Koalitionspartner FDP leider einige Skepsis. "Insofern wird das sicherlich ein großes Thema im Bundestags-Wahlkampf werden."

Schröder forderte auch mehr Teilzeitstellen mit etwa 30 Wochenstunden. Dies würden sich viele junge Eltern wünschen. Ein weiteres Thema seien Betriebs-Kitas. "Auch hier, finde ich, ist die Wirtschaft echt in der Pflicht. Man kann nicht immer nur nach dem Staat rufen." Schröder kritisierte die noch immer in vielen Unternehmen gepflegten "Präsenzrituale", von denen man sich verabschieden müsse.