Hamburg: 15.000-Volt-Leitung kracht im Hauptbahnhof auf ICE - so erlebten die Fahrgäste die Pannen-Evakuierung

"Als es dann blaue Funken schlug, das war nicht gut"

Diese Nacht werden Hunderte Passagiere eines ICE-Zugs so schnell nicht vergessen: Bei der Einfahrt in den Hamburger Hauptbahnhof ist eine 15.000 Volt starke Oberleitung auf die Waggons gekracht - die Bahnreisenden waren in Lebensgefahr. Stundenlang versuchten Rettungskräfte, die Situation in den Griff zu bekommen.

Der ICE hatte sein Ziel fast erreicht, als gegen 18.30 Uhr die Oberleitung aus noch ungeklärter Ursache riss und auf den Zug knallte. "Als es dann blaue Funken schlug, das war nicht gut", beschreibt eine Reisende die Situation.

Obwohl die ersten Waggons bereits am Bahnsteig waren, mussten die Fahrgäste warten - die Leitung musste erst geerdet werden. Gegen 20.00 Uhr konnten die ersten 150 Passagiere den vorderen Zugteil verlassen, wie der Sprecher sagte.

Die Fahrgäste im hinteren Bereich hatten noch mehr Pech. Sie konnten nicht einfach nach vorne durchgehen, da der ICE aus zwei Teilen bestand. Wegen der Stromschlaggefahr wurde der Strom abgestellt, die Klimaanlage fiel aus. Vier Reisende mussten mit Kreislaufproblemen behandelt werden.

"Das waren jetzt vier Stunden, die wir da rumstanden. Man fragt sich, warum sie uns nicht vor drei Stunden da rausgeholt haben", so eine Frau nach der Evakuierung. Der Grund: Es passierte eine Panne nach der anderen. Erst war die Abschlepp-Kupplung kaputt, dann blockierten die Bremsen. "Wir hatten gehofft, mit der Diesellok den Zug reinziehen zu können, damit die Fahrgäste ganz bequem aussteigen können. Das hat leider nicht geklappt", so Andreas Evers von der Feuerwehr Hamburg.

Aus Sorge vor Stromschlägen wurden zeitweise kleinere Straßen am Hamburger Hauptbahnhof gesperrt, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch eine Fußgängerbrücke sei betroffen gewesen.​

Höhe der Entschädigung noch unklar

Ob es eine Entschädigung über dem Normalsatz für die Fahrgäste geben werde, sei nicht geklärt, sagte einer Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage.

Der ICE wurde nach Bahnangaben nach Mitternacht mit einer Diesellok abgeschleppt und in eine Werkstatt in Hamburg-Eidelstedt gebracht. Auch die Oberleitung sei in der Nacht zum Montag von Technikern repariert worden, sagte eine Sprecherin der Bahn. Das zuvor gesperrte Gleis sei mit Betriebsbeginn am Montagmorgen wieder uneingeschränkt befahrbar.

Weitere Reaktionen der Fahrgäste sehen Sie im Video.