Tschüss Kreide, Fernsehschrank und Overheadprojektor

So lernen Schüler in Zukunft mit Künstlicher Intelligenz

Wird der Laptop zum Standard im Klassenraum? Zumindest die künstliche Intelligenz wird wohl in den Schulalltag einziehen.
Wird der Laptop zum Standard im Klassenraum? Zumindest die künstliche Intelligenz wird wohl in den Schulalltag einziehen.
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von Antonia Galád und Robin Hoffmann

„Hey Siri, stell einen Timer auf fünf Minuten! Alexa schalte das Licht an!“

Künstliche Intelligenz (KI) begegnet uns ständig im Alltag. Für viele Menschen sind Smartphone, Tablet und Co nicht mehr wegzudenken – auch in der Schule ist die Digitalisieriung seit Corona allgegenwärtig. Wir haben Schulministerien und einen Zukunftsforscher gefragt, wie die fortschreitende Technologie den Alltag an Schulen verändern wird.

KI schon für Grundschüler?

Seitdem ChatGPT erstmals für die breite Masse verfügbar ist, können wir erahnen, welche Potenziale, aber auch Herausforderungen die KI mit sich bringt. Schulen müssen sich fragen, wie sie mit dem Chatbot umgehen und wie der zukünftige Unterricht aussehen soll. Denn Kinder „kommen automatisch nach ihrer Geburt mit KI in Kontakt, sobald ihre Eltern Youtube, Spotify oder Google Maps nutzen“, so Zukunftsforscher Kai Gondlach. Auch Felix Thiel vom Kultusministerium Niedersachsen ist der Meinung, dass Künstliche Intelligenz ein fester Bestandteil des Alltags ist und erste Berührungen im Unterricht durchaus schon im Grundschulalter denkbar sind.

Video-Tipp: Talk mit Roboter – Grundschüler erleben hautnah das Thema künstliche Intelligenz

So verändern sich die Kompetenzen von Schülern der Zukunft

Sowohl analog als auch digital: Experten empfehlen Stift, Papier und neue Technologien im Unterricht einzusetzen.
Sowohl analog als auch digital: Experten empfehlen Stift, Papier und neue Technologien im Unterricht einzusetzen.
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Aktuell erleben wir, wie sich die grundlegende Idee von Bildung entgegengesetzt verändert. „Im Grunde ist Wissen beziehungsweise umfangreiche Informationen schon seit dem Internet und spätestens mit der Wikipedia immer verfügbar, mit KI nun aber noch einfacher“, so Zukunftsforscher Kai Gondlach.Deshalb werden seiner Meinung nach menschliche Fähigkeiten wie Empathie und Kreativität in Zukunft wichtiger als Sprachkompetenzen und formelle Schulabschlüsse. Fähigkeiten wie die Wiedergabe und Aufbereitung von Informationen werden im Schulalltag unbedeutender, so der Zukunftsforscher.

In der Veranstaltungsreihe „Leben, Lernen und Schreiben mit KI“ der Universität Stuttgart kamen Fachleute und Lerndende zu dem Ergebnis, dass Schüler künftig eher bewerten, kritisch hinterfragen und Probleme lösen müssen.

Die Bildungsinstitutionen müssen damit rechnen, dass Schüler und Studierende künstliche Intelligenz auch da einsetzen, wo es nicht gewünscht ist. Wie können Lehrende darauf reagieren? Irmi Mühlhuber vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg empfiehlt, dass Lehrende Spielräume in aktuellen Prüfungsordnungen ausnutzen und Aufgabenstellungen im Unterricht anpassen sollten.

Das Schulministerium NRW schlägt konkrete Herangehensweisen vor, wie im Unterricht Inhalte abgefragt werden, die nicht allein mithilfe einer KI entstanden sein können:

  • Format- oder Medienwechsel, bei denen Schüler ihre Ergebnisse selbstständig in Form eines Plakats oder Erklärvideos präsentieren müssen.
  • Individuelle Bezüge abfragen, bei denen zum Beispiel Hobbys oder Vorlieben eingebracht werden sollen, die die KI nicht kennt.
  • Formatives Assessment, bei dem Schüler etwas beobachten oder Feedback geben müssen, anstatt nur Faktenwissen wiederzugeben.
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Wie soll KI in den Unterricht integriert werden?

Felix Thiel vom Kultusministerium Niedersachsen betont, dass KI alle Bereiche im Leben beeinflusst und somit eine fächerübergreifende Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig ist. Verstärkt behandelt werden soll dies im Informatikunterricht, der ab dem kommenden Schuljahr 2023/2024 in Niedersachsen zum ersten Mal ein Pflichtfach sein wird.

Auch in Bayern gibt es Ideen, wie KI im Unterricht integriert werden soll. Daniel Otto vom Kultusministerium Bayern nennt dazu drei Vorschläge:

  1. Zu verstehen, wie KI-Technologien funktionieren
  2. Zu lernen, wie man KI-Technologien effektiv und zielgerichtet auswählt und nutzt
  3. Die gesellschaftlichen und kulturellen (Aus-)Wirkungen von KI-Technologien kennenlernen und wiedergeben können.
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Stift, Papier und KI ergänzen sich

Viele Menschen haben Respekt vor dieser Technologie und fürchten ein Aus von Stift, Papier und Altbewährtem. Fest steht wohl: An KI im Unterricht wird kein Weg vorbeiführen. Wenn sie sinnvoll eingesetzt wird, können Schüler und Lehrer davon profitieren. Allerdings wird der Unterricht nicht mehr so aussehen wie bisher, sondern die Art der Aufgaben wird sich verändern und es werden andere Fähigkeiten von Schülern gefördert.

Ob in der Schule, im Job oder zuhause – die KI vernünftig in unseren Alltag zu integrieren ist herausfordernd für uns alle. Wenn wir das geschafft haben, werden wir in Zukunft vielleicht auch in Schulen hören: „Alexa, schalte das Licht aus!“