Angriffe auf Rettungskräfte in der Neujahrsnacht
Silvester-Randale in Berlin: Vermummter Mob lockt Löschfahrzeug in einen Hinterhalt
„Ich bin ehrlich: das ist fast nicht mehr zu glauben“ – selbst Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein fehlen die Worte, um zu beschreiben, was in der Silvesternacht in Berlin passiert ist. Im Stadtteil Neukölln gab es mehrere Angriffe auf Rettungskräfte im Einsatz. Er berichtet im Interview mit der Agentur „Nonstop“, dass die Freiwilligen Feuerwehr in einen regelrechten Hinterhalt gelockt wurde. Dann fiel ein vermummter Mob über das Einsatzfahrzeug her.
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Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr musste an Barrikade stoppen
Das Löschfahrzeug habe laut Kirstein an einer brennenden Barrikade an der Hermannstraße in Berlin halten müssen, weil dort kein Durchkommen gewesen sei. Dann seien plötzlich etwa 25 vermummte Gestalten auf den Löschzug zugelaufen, hätten die Rollläden am Fahrzeug aufgerissen und sich an der Ausrüstung zu schaffen gemacht. Dem Feuerwehr-Team an Bord sei keine andere Wahl geblieben, als die Flucht zu ergreifen. Die Rowdys hätten Ausrüstungsgegenstände entwendet: „Eine völlig neue Qualität“, kommentierte der Sprecher fassungslos.
„Die Kollegen stehen echt unter dem Einfluss des Geschehens“, so Kirstein. Das seien keine Berufsfeuerwehrleute gewesen, sondern Ehrenamtler, die ihre Silvesternacht geopfert hätten, um anderen zu helfen. Das sei „an Intensität fast nicht zu überbieten“, meint der Feuerwehrsprecher. Auch der Berliner Landesbranddirektor Dr. Homrighausen erklärte: „Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen und ich kann es nur auf das Schärfste verurteilen.“
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Silvesternacht: Randalierer schleudert Feuerlöscher auf Rettungswagen - Festnahme
Doch diese Attacke war nur eine von mehreren scherwiegenden Vorfällen in der Silvesternacht. Wie der Feuerwehrsprecher berichtet, schleuderten Chaoten auch einen Feuerlöscher auf einen Rettungswagen. Die Frontscheibe wurde von der Attacke zertrümmert. Die Sanitäter und der Patient im Wagen kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon. Nichtsdestotrotz behinderte der Angriff den Einsatz massiv, denn der Patient musste schließlich auf einen weiteren Rettungswagen warten, der ihn abtransportieren konnte. Die Polizei nahm wenig später einen Tatverdächtigen fest. Er steht im Verdacht, den Feuerlöscher geworfen zu haben.
Die Berliner Feuerwehr musste zum Jahreswechsel mehr als 1.700-mal ausrücken – rund 700 mehr als vor einem Jahr während der Corona-Beschränkungen. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz vom Neujahrsmorgen hervor. Von Knallern und Raketen wurden demnach 22 Menschen verletzt. In 38 Fällen seien Einsatzkräfte angegriffen und 15 von ihnen verletzt worden, einer der verletzten Retter musste ins Krankenhaus.
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Feuerwehr rief „Ausnahmezustand Silvester“ aus
Die Feuerwehr hatte wie üblich vorsorglich den „Ausnahmezustand Silvester“ ausgerufen, um Führungsdienste und Personal für die „arbeitsreichste Nacht des Jahres“ aufzustocken. Insgesamt waren 1.471 Kräfte mit 395 Fahrzeugen im Dienst, wie es hieß. Die Feuerwehr selbst zog als Fazit, man sei gut vorbereitet gewesen, aber überrascht „von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte“. So seien unter anderem Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworfen worden, Retter seien beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen oder Einsatzfahrzeuge geplündert worden. Alle Fälle würden angezeigt. (jgr, mit dpa)