So hat die Sportlerin nach ihrem Unfall zu ihrer Sexualität zurückgefunden

Olympiasiegerin Kristina Vogel ganz intim: „Ja, behinderte Menschen haben Sex“

 Kristina Vogel Ehemalige Bashnradfahrerin. Deutschland, Wiesbaden, 16.07.2022, Event, 51. Ball des Sports, 2022, Red Carpet, RheinMain CongressCenter Foto: A2 Bildagentur/Peter Hartenfelser *** Kristina Vogel Former Bashnradfahrer Germany, Wiesbaden
Kristina Vogel
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2018 änderte sich das Leben von Kristina Vogel (32) schlagartig. Seit einem schweren Trainingsunfall ist die zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Von Beginn an geht sie ganz offen mit ihrer Behinderung um und ist für viele zum absoluten Vorbild geworden. Die Sportlerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, aufzuklären – und das jetzt sogar über ein sehr intimes Thema. Sie spricht nämlich öffentlich über ihre Sexualität und stellt klar: Auch behinderte Menschen haben Sex!

Tabuthema? Kristina Vogel macht dem ein Ende

Im Themen-Block „Rubbel los“ des Podcasts „Hirn und Hupen“ klären die Gastgeberinnen Miyabi Kawai und Vreni Frost zunächst einmal auf: Je nach Art der Behinderung, Querschnittslähmung oder Verletzung kann sich das ganz unterschiedlich auf die Sexualfunktion auswirken. „Die Lubrikation der Vagina kann ausbleiben, die Sensibilität unterhalb des Lähmungsniveaus – bei dir unterhalb des Brustwirbels – sowie die Orgasmusfähigkeit kann eingeschränkt sein, aber eine Verletzung des Rückenmarks muss keinen Einfluss auf Fruchtbarkeit und Empfängnis haben“, wendet sich Vreni zu Beginn der Folge an ihren berühmten Gast.

In diesem Zusammenhang erzählt Kristina, dass sie oft danach gefragt werde, ob bei ihr im Bett noch was laufe und ob sie schwanger werden könne – und das tatsächlich vorzugsweise von wildfremden Menschen im Fahrstuhl! Sie sei sich bewusst, dass viele Leute behinderten Menschen die Sexualität absprechen. Um mit den Vorurteilen aufzuräumen, ist sie nun bereit, öffentlich über das sehr sensible Thema zu sprechen.

So hat die Sportlerin nach ihrem Unfall zur Sexualität zurückgefunden

„Es hat schon gedauert, weil es ganz anders ist“, gibt Kristina preis. Der Körper fühle sich generell ganz anders an und sie habe ihn nach dem Unfall erst einmal wieder neu kennenlernen müssen. Sie erinnert sich daraufhin an einen Moment zurück, als ihr Partner sie am Oberschenkel gestreichelt hätte und sie sich fragte: Warum machst du das eigentlich? Ich spüre doch nichts! „Mittlerweile.. ich spüre es zwar nicht, aber wenn ich es weiß, ist es doch sehr angenehm“, erklärt sie. Auch mit der Tatsache, dass sie keinen Orgasmus wie früher mehr haben wird, musste sie sich anfreunden.

Während Kristina und ihr Freund sich sonst eher wenig über das Thema Sex ausgetauscht und einfach „gemacht“ haben, sei jetzt Kommunikation das A und O. „Oben liegen, bestimmte Hüftbewegungen und nach oben und unten springen, geht jetzt halt nicht mehr“, erzählt sie lachend und ergänzt: „Für uns ist es immer noch ein neuer Prozess, festzustellen, was sich für uns richtig anfühlt.“

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Kristina ist beim Liebesspiel auf die Hilfe ihres Partners angewiesen – für eine emanzipierte Frau wie sie zunächst ebenfalls nicht leicht: „In der Situation will man ja schon anziehend und sexy wirken und dann hat man Angst, dass dieses ‘Ich brauche jetzt Hilfe, weil ich mein Bein darüber schwingen muss’, dass das vielleicht blöd rüberkommt, zu hilfsbedürftig und daher nicht mehr sexy wirkt.“

Einen klassischen Orgasmus kann die 32-Jährige nicht mehr bekommen – doch woraus zieht sie jetzt ihre Befriedigung? „Man denkt beim Orgasmus immer an dieses große Feuerwerk und das ist es nicht mehr. Aber Sex ist ja mehr als der Orgasmus“, stellt sie klar. (dga)