23. Februar 2021 - 19:04 Uhr
Politik fordert Kompromiss zwischen Vorsicht und Öffnungen
Die Temperaturen steigen und damit auch der Optimismus vieler Menschen für weitere Lockerungen und eine teilweise Rückkehr zum normalen Leben. Gleichzeitig fallen aber auch die Corona-Zahlen wieder langsamer, trotz Lockdown – schuld daran könnten die Mutationen sein. Kanzlerin Merkel sieht Deutschland gar am Anfang einer dritten Welle. Am Dienstag startete ein Arbeitskreis um Kanzleramtschef Helge Braun, der bis zum nächsten Corona-Gipfel am 3. März konkrete Pläne für stufenweise Öffnungen in ganz Deutschland erarbeiten soll. Auch mehr Testkapazitäten und eine mögliche Anpassung der Impfpriorisierung sollen diskutiert werden. Viele Politiker fordern Kompromisse – und einige Bundesländer haben sich bereits Konzepte für stufenweise Öffnungen überlegt.
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Rheinland-Pfalz öffnet Läden teilweise ab 1. März
Eine ganz spezielle Idee kommt aus Rheinland-Pfalz. Schon lange liegt in dem Bundesland ein Stufenplan vor. Das Landeskabinett um Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird dazu heute zusätzlich bereits umfangreiche Lockerungen – zum Beispiel so genanntes "Private Shopping" – ab 1. März beschließen. Hierbei sollen bis zu zwei Personen aus demselben Haushalt ein Shoppingerlebnis wie vor der Corona-Pandemie beispielsweise mit Anprobe erleben können. Vorraussetzung ist ein vorliegendes Hygienekonzept und eine vorherige Terminvereinbarung. Außerdem müssen die Ladeninhaber zwischen den Terminen mindestens 15 Minuten Pause einplanen, um ausreichend lüften und desinfizieren zu können. Außerdem soll ab dem ersten März folgende Bereiche wieder öffnen dürfen:
- Friseure, med. Fußpflege
- Blumenläden und Gärtnereien im Außenbereich
- Baumärkte im Außenbereich
- Tierparks im Außenbereich
- Fahrschulen
Bayern öffnet Baumärkte ab dem 1. März
Ungeachtet einer Seitwärtsbewegung bei den Corona-Infektionen lockert auch Bayern die Schutzmaßnahmen. Vom kommenden Montag an können Kunden ganz regulär wieder in Baumärkten und Gartencentern einkaufen, sich beim Friseur die Haare und im Nagelstudio die Fingernägel schneiden lassen können, beschloss das Kabinett bei seiner Sitzung am Dienstag. Von den Nachbarn aus Baden-Württemberg kam umgehend Kritik – jetzt wird Baumarkt-Tourismus befürchtet.
Alle zwei Wochen Lockerungen geplant
Wie das Portal "Business Insider" aus CDU-Kreisen erfahren haben will, plant die Bundesregierung umfangreiche Lockerungen, wenn die Inzidenz längerfristig unter 35 liegt. Die soll alle zwei Wochen untersucht werden. Bleibt er konstant bei unter 35, sollen weitere Lockerungen hinzukommen.
Dabei sollen dann zuerst weiterführende Schulen wieder öffnen und mehr persönlichen Kontakte erlaubt sein. Im Anschluss sollen dann auch die gebeutelten Branchen Sport, Gastronomie und Kultur langsam wieder öffnen dürfen.
Vierstufiges Lockerungsmodell
Dieses neue Vorgehen würde eine Abkehr von der bisherigen Strategie bedeuten, bei der ausschließlich auf die 50er, 35er, und 10er Marken gesetzt wurde. Jetzt ist auch die Zeit einer der Faktoren. Dennoch sieht auch das aktuelle Konzept diese vier Stufen für erneute Einschränkungen oder Lockerungen vor.
- Homeschooling
- soziale Kontakte nur mit der Familie
- keine Gastronomie, nur Abholung
- Grundschulen geöffnet
- Homeschooling oder kleinere Klassen für Ältere
- soziale Kontakte mit bis zu 10 Leuten
- Öffnung von Kultureinrichtungen (mit Schutzkonzepten)
- Öffnung des Einzelhandels (1 Person pro 20m²)
- Öffnung der Hotels (mit Schutzkonzepten)
- Zusammenkünfte im Freien mit mehr als 100 Personen (mit Schutzkonzepten)
- keine Gastronomie, nur Abholung
- Öffnung aller Bereiche (mit Schutzkonzepten)
- soziale Kontakte mit bis zu 50 Leuten
- Zusammenkünfte im Freien mit mehr als 500 Personen (mit Schutzkonzepten)
- soziale Kontakte mit bis zu 100 Leuten
- Zusammenkünfte im Freien mit mehr als 1.000 Personen (mit Schutzkonzepten)
Hygienevorschriften bleiben
Gleichzeitig gilt aber auch: Steigt der Wert wieder über 35, kann es wieder zu Schließungen kommen. Um einen solchen "Jojo-Effekt" und wieder rasant steigende Fallzahlen in Folge der Lockerungen zu vermeiden, sollen weiterhin die bisherigen Hygienevorschriften (Maskenpflicht, Abstand und Händewaschen) gelten. Zusätzlich soll nach Wunsch der Kanzlerin aber auch die Schnelltests schneller und in größerer Zahl kommen, damit die Infektionsketten schnell unterbrochen werden können.
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