Polizeiliche Kriminalstatistik: Cyberkriminalität auf Rekordhöhe

Polizeiliche Kriminalstatistik 2012
Cyberkriminalität erreicht Rekordwert
REUTERS, SARAH CONARD

Polizeiliche Kriminalstatistik 2012 veröffentlicht

Die Cyberkriminalität in Deutschland hat mit rund 64.000 Fällen im Jahr ihren bisherigen Rekordwert erreicht. Das berichtet die 'Welt am Sonntag' mit Bezug auf die Polizeiliche Kriminalstatistik 2012, die von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich vorgestellt wurde. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Verbrechen im Internet um 7,5 Prozent angestiegen. Die Anzahl der Straftaten hat seit 2007 sogar um 87 Prozent zugelegt.

In den meisten Fällen handelt es sich bei Internet-Kriminalität um Delikte wie Waren- oder Computerbetrug. Aber auch Datenfälschung, Computersabotage und das Ausspähen von Daten haben im vergangenen Jahr zugenommen.

Einen Rückgang gab es bei der Verbreitung pornographischer Schriften über das Internet: Mit 5.031 erfassten Fällen wurden insgesamt 2,7 Prozent weniger solcher Straftaten registriert.

In der Kriminalstatistik erfasst wurden jedoch nur die Taten, bei denen der Verdächtige an einem Computer in Deutschland saß. In vielen Fällen halten sich die Kriminellen aber im Ausland auf oder nutzen einen ausländischen Server. Die allgemeine Aufklärungsquote bei Internetdelikten sank dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr um 3,5 Prozentpunkte auf 26,5 Prozent.

Fast jede Firma war Ziel von Internet-Angriffen

Die Verbindung ins Internet ist bei vielen deutschen Unternehmen ein Schwachpunkt. "Jedes Unternehmen hat im Grunde schon einmal in irgendeiner Form mit einem solchen Angriff zu tun gehabt, natürlich mit unterschiedlichen Auswirkungen, aber viele merken überhaupt nicht, dass sie angegriffen werden", sagte Friedrich und mahnte vor großen Schäden. "Wenn also Unternehmen ihre Geschäftsgeheimnisse, ihre Patente, ihr Know-How gestohlen wird, dann ist das also schon signifikant.“ Es habe erhebliche Auswirkungen, wenn eine Firma über Tage online nicht erreichbar sei. In diesem Bereich wachse auch die Dunkelziffer stetig.

"Wir haben es inzwischen auch mit einem Täter-Typ zu tun, der anders als vor zehn, 15 Jahren nicht der hoch spezialisierte Computerfreak ist", erläuterte der CSU-Politiker. Gegenwärtig beobachteten die Ermittler eine Vernetzung von organisierter Kriminalität und Cyberkriminalität. Dies führe unter anderem dazu, dass jeder gewöhnliche Kriminelle alles einkaufen könne vom Trojaner genannten Spionageprogramm bis hin zu Schadsoftware.

Auf Nachfrage wollte Friedrich sich nicht dazu äußern, ob ein großer Teil der Cyberattacken auf die deutsche Wirtschaft aus China kommen könnte. "Ich gehe nicht soweit, einzelne Länder zu beschuldigen." Allerdings seien manche Angriffe so komplex, dass dahinter kaum ein Einzeltäter stecken könne.

Im Februar hatte eine US-Sicherheitsfirma einen Bericht vorgelegt, demzufolge die abgeschottete Militäreinheit "61398" mit Sitz in Shanghai ununterbrochen Angriffe auf viele Industriezweige verübt habe. Chinas Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe scharf zurück. US-Präsident Barack Obama warnte nach Bekanntwerden der Anschuldigungen vor einer immer größeren Gefahr durch Hackerangriffe.