09. März 2021 - 10:19 Uhr
Angebliche Diebin hatte nichts gestohlen
Während in den USA heute der Mordprozess im Fall George Floyd beginnt, empört ein neuer Vorfall von möglicherweise rassistisch motivierter Polizeigewalt das Land: Eine Mutter wird mit ihrem dreijährigen Kind im Arm brutal festgenommen, wie Videoaufnahmen zeigen. Sogar Pfefferspray kommt zum Einsatz. Angeblich soll sie etwas aus einem Laden gestohlen haben.
Polizeigewalt in den USA: Polizist entreißt der Mutter das Kind
Die Aufnahmen zeigen, dass die Frau bei der Polizeikontrolle in Rochester im US-Bundesstaat New York ihre Tasche öffnet. Sie will zeigen, dass sie nichts geklaut hat. Der Polizist sagt, "Wir müssen das offiziell bestätigen, dann dürfen sie gehen." Dann rennt die Frau mit dem Kind plötzlich weg. Nach wenigen Metern wird sie von zwei Polizisten auf deinem Parkplatz gestellt. Ein ringt die Mutter zu Boden, ein anderer entreißt ihr das schreiende Kind. Anschließend sprüht er Pfefferspray auf die völlig verängstigte Frau.
Einer der Polizisten wurde in den Innendienst versetzt. Die Frau bekam eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Gestohlen hatte sie nichts, aber Gegenstände aus den Regalen geworfen. "Es geht nicht darum, ob dieser Einsatz gerechtfertigt war. Nur weil wir als Polizisten etwas dürfen, bleibt immer noch die Frage, ob wir es müssen", sagt Cynthia Herriott-Sullivan, Polizeichefin Rochester.
Immer wieder Zwischenfälle in Rochester
In der Stadt gibt es öfter Probleme mit Polizeigewalt. Vor wenigen Wochen wurde ein neunjähriges Mädchen festgenommen - mit grobem Körpereinsatz, die Polizisten gingen mit Pfefferspray gegen das Kind vor und legten ihm Handschellen an.

Der Afroamerikaner Daniel Prude starb im vergangenen Jahr nach einem Polizeieinsatz in Rochester. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass sieben beteiligte Polizisten nicht angeklagt werden. Die Männer hatten versucht, den 41-Jährigen festzunehmen, der nackt und sichtlich unter Drogeneinfluss auf einer Straße in der Stadt Rochester unterwegs war. Sie zogen ihm eine Art Kapuze über, die sie davor schützen sollte, angespuckt zu werden, und drückten seinen Kopf auf den Asphalt. Eine Woche später starb Prude im Krankenhaus.
George Floyd stirbt, weil Polizist neun Minuten auf seinem Hals kniet
Rassismus und Polizeigewalt spalten seit langem die US-Gesellschaft. Weit über die Vereinigten Staaten hinaus empörte der gewaltsame Tod von George Floyd die Menschen. Hierfür muss sich jetzt der Hauptangeklagte Polizist Derek Chauvin in Minneapolis vor Gericht verantworten.

Chauvin kniete fast neun Minuten lang auf dem Hals des Afroamerikaners, der daraufhin verstarb. Videoaufnahmen mit Floyds verzweifeltem "I can't breathe" (Ich kann nicht atmen) gingen um die Welt. In vielen Ländern kam es zu Protesten, teilweise auch gewaltsamen Ausschreitungen der Black-Lives-Matter-Bewegung.
Derek Chauvin drohen bis zu 40 Jahren Haft
Die Erwartungen an den Prozess sind groß. Viele Menschen hoffen auf eine lange Haftstrafe für den Täter. Sie hoffen auf ein Urteil, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzt. Bei einer Verurteilung drohen Derek Chauvin bis zu 40 Jahre Haft.

Das Verfahren in der Stadt Minneapolis findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Diese Woche sollen zunächst vor allem die Geschworenen ausgewählt werden. Nach der Auswahl der Geschworenen soll ab 29. März das Hauptverfahren beginnen. Die Verhandlung soll bis zu vier Wochen dauern.