Expertin verrät, was Sie unbedingt über Ihren Zyklus wissen müssen

PMS nervt mal wieder? Warum Frauen während der Periode mehr essen sollten!

Eine junge Frau liegt im Bett und hält sich vor Schmerzen ihre Beine fest.
Wenn uns PMS mal mehr mitnimmt und mal weniger, kann das bestimmte Gründe haben. Doch keine Angst, ein paar Tipps helfen, Beschwerden zu lindern!
Getty Images/iStockphoto, Marjan_Apostolovic

von Vera Dünnwald

Einmal im Monat erwischt es uns kalt: Wir sitzen mit Heißhunger und schlechter Laune auf dem Sofa, eingemummelt in der Kuscheldecke und fangen womöglich bei der erstbesten, leicht emotionalen Werbung an zu flennen. Perioden-Klischees? Absolut bestätigt. Dann wiederum gibt es Zyklen, wo wir ganz klar feststellen: PMS? Schränkt mich null ein! Wir halten unser normales Arbeitspensum ohne Probleme, haben keinerlei Stimmungsschwankungen, die Periode kommt, wie sie soll und alles in allem geht’s uns gut.

Doch woran liegt es, dass manchmal ein echter Wirbelsturm an Gefühlen in uns herrscht und manchmal nicht? Das hat uns Zyklus-Coach Anne Lippold im RTL-Interview verraten.

Zyklus-Coach erklärt: Bei PMS spielt die eigene Erwartungshaltung eine große Rolle

Zuerst einmal gilt: „Wenn die typischen Vorzeichen, dass sich die Periode ankündigt, nicht da sind, dann kann man davon ausgehen, dass es dem Körper besser geht“, so Lippold. Dennoch komme PMS, gerade in Industrieländern, häufig vor.

Vielen Frauen dürfte das allgemeine Unwohlsein, die Stimmungsschwankungen, der Heißhunger und vielleicht aber auch das typische Zwicken im Unterleib also bekannt sein. „Sobald das meinen Alltag beeinflusst, spricht man von PMS (Prämenstruelles Syndrom), dann herrscht Ungleichgewicht im Körper.“

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Für den Zyklus-Coach spiele die Erwartungshaltung dabei eine wichtige Rolle: „Gehe ich vielleicht im Voraus schon davon aus, dass mein Körper mal wieder mit PMS zu kämpfen haben wird? Werde ich wieder unter starken Regelschmerzen leiden? Dann werde ich auch jegliche Schwankungen in meiner Stimmung oder in meinem Körper meinem Zyklus zuschreiben. Dabei könnten sie ja ganz andere Ursachen haben. Wenn ich vermehrt meine Aufmerksamkeit darauf lege, dann ist das natürlich mit starken Emotionen verbunden und dann fällt mir viel eher etwas auf. Und dadurch verkrampfe ich unter Umständen schon im Voraus und ich provoziere meinen Körper auch ein Stück weit, wenn ich solche Signale sende.“

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Darum ist es trotzdem wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten

Aber Moment: Heißt das etwa, dass ich in Zukunft besser doch nicht mehr so viel in meinen Körper hineinhorchen sollte? Ganz so leicht ist das leider nicht. Lippold erklärt: „ Es ist immer gut, genau hinzuhören, denn hinter jedem Wehwechen steckt ein bisschen Wahrheit.“ Doch anstatt sich darüber zu ärgern, sei es sinnvoller, nach der Ursache zu forschen, damit ich weiß, was ich im nächsten Zyklus anders und besser machen könnte. „Ich bekomme auf diese Art und Weise ein gutes Feedback von meinem Körper, ob ich mich gut um ihn gekümmert und die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen habe.“

Sobald PMS und die bevorstehende Periode Angst auslösen und die Erwartungshaltung an den eigenen Körper immer mehr zunimmt („Ohje, jetzt wird auf jeden Fall wieder meine Beziehung unter meinen Wutausbrüchen leiden!“), dann rät Lippold dazu zu schauen, woher diese Angst kommt, um diese in einem nächsten Schritt aufzulösen. „Sonst kann sich das von Mal zu Mal vertiefen, verschlimmern und festfahren. Besser ist es daher, sich mit den positiven Aspekten des Zyklus auseinanderzusetzen.“

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Kurz vor der Periode: Gönnen Sie Ihrem Körper viel Ruhe und wenig Stress!

Anne Lippold arbeitet erfolgreich als Zykluscoach,
Anne Lippold arbeitet erfolgreich als Zykluscoach und möchte Frauen unter anderem dabei helfen, ihren Zyklus besser kennenzulernen.
privat / Anne Lippold

Was braucht der Körper also, um einen sorgenfreien Zyklus über die Bühne zu bringen, was gehört zu den „richtigen Rahmenbedingungen“? „Eine gute, ausgewogene Ernährung mit gesunden Fetten und viel Eiweiß ist wichtig, ebenso wie eine ausgewogene Mischung aus Aktivität und Ruhe. Es ist essenziell, dem Körper viel Zeit für die Regeneration einzuräumen.“

Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie in der prämenstruellen Phase eigentlich ein bis zwei Stunden mehr schlafen sollten? Tue man das nicht, so Lippold, kann das einen echten Rattenschwanz nach sich ziehen: „Wenn ich zu wenig schlafe, werde ich on top noch dünnhäutiger, als ich vielleicht ohnehin schon bin und dann greife ich vermehrt zu Kaffee, der wiederum Stresshormone ausschüttet.“

Denn was in dieser Phase nicht hilft: Koffein. „Die Stresshormone triggern, dass wir nicht in den Entspannungszustand kommen können, außerdem werden Entzündungsreaktionen ausgelöst.“ Es sei wichtig, Acht auf das eigene Stresslevel zu geben.

Generell gilt: „Wenn ich mich gut um mich kümmere, dann hat mein Körper auch Kapazitäten, sich um den weiblichen Zyklus zu kümmern. Wir können da ganz viel machen. Wenn ich das Ideal kenne, was mein Körper braucht, kann ich das gut anpassen.“

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Ihre Meinung ist gefragt!

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Typisch PMS: Sollte ich dem Heißhunger nachgeben?

Selbst wenn ich auf mich achte, kann ich trotzdem nicht in jedem Zyklus beeinflussen, ob der Heißhunger kommt oder nicht. Meist schleicht er sich ganz plötzlich an – und dann ist es um einen geschehen. Sollte ich nachgeben oder mich zusammenreißen? Dazu hat Anne Lippold eine klare Meinung: „Sobald Ernährung und Ernährungsregeln, die ich mir auferlege, mehr Stress verursachen und mir Lebensfreude rauben, dann sollte ich damit aufhören. Solange es sich für mich gut anfühlt, dann ist das völlig in Ordnung. Essen ist nämlich nicht nur Nahrungs- und Nährstoffaufnahme, sondern auch Genuss. Und den dürfen wir uns nicht nehmen lassen.“

Grundsätzlich sei es jedoch nicht verkehrt, die Ursachen für den Heißhunger genauer zu ergründen, denn: Ab der zweiten Zyklushälfte, kurz bevor die Periode bevorsteht, brauchen wir mehr Kalorien! „Wir sollten in der Zeit generell mehr essen. Unser Körper benötigt eine Portion mehr. Vielleicht ist es also gar nicht der typische PMS-Heißhunger auf Süßigkeiten. Vielleicht haben wir einfach generell zu wenig gegessen.“

Wenn man jedoch im Voraus bereits weiß, dass sich nach der Nascherei ein schlechtes Gewissen einschleichen wird, dann helfen gesunde Alternativen wie Trockenfrüchte, Nüsse und Co., die den Blutzucker nicht ganz so stark in die Höhe treiben oder ganz andere Arten der emotionalen Befriedigung. „Vielleicht reicht es schon, sich bewusst Zeit für sich zu nehmen. Zum Beispiel in dem man ein Bad einlässt oder sich etwas Gutes tut.“

Eine Frau steht vor dem Kühlschrank und hat Heißhunger
Kurz vor der Periode, wenn uns PMS wieder in den Wahnsinn treibt, dürfen wir auch gerne vermehrt snacken und naschen.
Yuri Arcurs peopleimages.com, www.peopleimages.com, iStock

Emotionen besser kontrollieren oder rauslassen? Das rät der Zyklus-Coach

Und wie steht’s um die unliebsamen Stimmungsschwankungen: Sollten wir diese zügeln oder ist es sinnvoller, den Emotionen freien Lauf zu lassen? „Jeder Mensch hat seine eigenen Möglichkeiten, gut mit Emotionen zurechtzukommen, aber man kann schon mal innehalten und sich fragen: Wie stark sind die Gefühle wirklich? Sind sie gerechtfertigt für die Situation oder übertreibe ich gerade? Bei letzterem, wenn man intensiv reagiert, dann kann es entweder daran liegen, dass unser inneres Kind getriggert wurde oder aber es liegt an der kurzen Hutschnur aufgrund der Hormone“, erzählt Zyklus-Coach Lippold.

Auch hier sei es ratsam, nach dem Auslöser zu schauen und sich aktiv damit zu beschäftigen, was einen wirklich so aufbrausend hat werden lassen. „Das ist besser, als wenn wir das Ganze wieder nur auf die Hormone und zur Seite schieben.“

Fakt ist: Ein bis zwei Wochen vor der Periode sind wir deutlich dünnhäutiger, werden schneller getriggert und sind näher an unseren Emotionen. Rational zu sein, könnte uns deutlich schwerer fallen als sonst. Aber auch das sei in Ordnung: „Niemand muss unter seinem Zyklus leiden. Sowohl eine intensive als auch nicht-intensive PMS-Phase können vorkommen. Wenn wir offen damit umgehen, ist es sinnvoller, als dauernd die Zähne zusammenbeißen zu wollen. Wir müssen uns nicht immer durchboxen und so tun, als wäre man genauso leistungsfähig wie in anderen Phasen.

Lippolds Tipp: „Umso mehr ich mir den Druck und die Erwartungen nehme, dauernd funktionieren zu müssen, umso mehr kann ich entspannen und so weniger präsent sind dann am Ende auch die PMS-Symptome.“