Lufthansa-Maschine muss notlanden
Gleich zwei Vorfälle an einem Tag: RTL-Experte Ralf Benkö erklärt, wie Turbulenzen entstehen
von Denise Kylla und Roger Saha
Todesangst über den Wolken. Auf einem Flug von Austin (USA) nach Frankfurt ist ein Airbus 330 der Lufthansa in schlimme Turbulenzen geraten – mehrere Verletzte. Dann die erschreckende Nachricht – schon wieder! Am frühen Donnerstagmorgen kommt heraus: Auch die Condor-Maschine auf dem Flug DE2314 von Frankfurt nach Mauritius geriet in Horror-Luftströmungen. Was hat es mit dem Phänomen auf sich? RTL-Experte Ralf Benkö erklärt: Darum können Clear-Air-Turbulenzen gefährlich sein.
Bei schweren Turbulenzen: Passagiere werden gegen die Decke geschleudert
Etwa 90 Minuten nach dem Start von Flug LH469 von Austin nach Frankfurt wird die Maschine in elf Kilometern Höhe heftig durchgeschüttelt. Der Airbus A330 sei während des Abendessens in den „freien Fall“ geraten, zitierte die „Washington Post“ einen Passagier. Menschen und Lebensmittel seien an die Decke geflogen. Ein Lufthansa-Sprecher sagte später zu RTL: „Hierbei handelte es sich um sogenannte Clear-Air-Turbulenzen [...].“
Auch der Condor-Flug DE2314 von Frankfurt nach Mauritius geriet zwei Stunden vor der Landung in Schwierigkeiten. An Bord sind 272 Gäste und 13 Crewmitglieder. „Uns liegen Berichte über Prellungen und Beulen vor“, so die Sprecherin der Fluggesellschaft. Ein Passagier habe sich möglicherweise etwas gebrochen.“
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Flugzeuge halten Turbulenzen aus, doch Passagiere sind trotzdem in Gefahr
Clear-Air-Turbulenzen – ein schwer vorherzusehendes Übel. RTL-Experte Ralf Benkö erklärt, was es damit auf sich hat. „Viele Passagiere wissen, dass das Flugzeug schon mal wackeln kann, wenn es durch Wolken fliegt. Doch Clear-Air-Turbulenzen finden außerhalb von Wolken statt, wenn es zu Windscherungen kommt, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind“, erklärt Benkö. Dabei würden die Windströmungen abrupt die Richtung ändern. „Wenn Luftmassen mit stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufeinandertreffen, dann kann sich der plötzliche Wechsel von Wind-Richtung und -Geschwindigkeit auf den Auftrieb des Flugzeuges auswirken. Das kann dann dazu führen, dass die Maschine dabei auf einen Schlag absackt. “
Piloten melden Clear-Air-Turbulenzen an andere Maschine weiter, wenn sie diese durchflogen haben. Dann könnten nachfolgende Piloten eine gewisse Vorwarnung bekommen und Crew und Passagiere vorab informieren.
Flugexperte Benkö gibt teilweise Entwarnung: „Für das Flugzeug sind derartige Turbulenzen normalerweise kein großes Problem. Die Maschinen sind so konstruiert, dass sie solche Turbulenzen überstehen.“ Gefährlich könne es vor allem werden, wenn Passagiere nicht angeschnallt seien. „Dann kann es dazu kommen, dass sie regelrecht gegen die Decke geschleudert werden. Das kann so plötzlich und kraftvoll geschehen, dass man sich nicht festhalten kann. Und das kann zu sehr ernsthaften Verletzungen führen“, so der Experte.
Gut zu wissen: Auch, wenn einige Passagiere berichten würden, dass Flugzeug habe sich im „freien Fall“ befunden, sei das bei solchen Turbulenzen nur ein Absacken auf eine niedrigere Höhe, in der sich die Maschine dann wieder fange. „Hier besteht unter normalen Umständen keine Absturzgefahr. Flugzeuge müssen so etwas aushalten. Für nicht angeschnallte Passagiere ist das aber eine wirkliche Gefahr“, sagt der Experte und appelliert, man sollte sich an Bord angewöhnen, den Gurt im Sitzen generell immer geschlossen zu halten.
Wie entstehen Turbulenzen?
Für Turbulenzen könne es viele Ursachen geben. In der Ausbildung würden Piloten lernen, vorausschauend mit dem Thema umzugehen. „Es kann starke Winde geben, die sich an Bergen verwirbeln. Das führt zu Turbulenzen.“, so Ralf Benkö. Es gebe aber auch „Schönwetter-Turbulenzen“. Die beträfen vor allem Kleinflugzeuge. „Durch die Thermik gerät die Luft in Bewegung und das führt dann dazu, dass die Maschine durchgerüttelt wird.“
Piloten machen sich Windströmungen sogar zunutze. „Flugrouten sind so geplant, dass man in einer bestimmten Höhe zum Beispiel gerne mit Rückenwind fliegt, um die Flugzeit zu verringern“, erklärt der Experte. Trotzdem seien Phänomene wie die Clear-Air-Turbulenzen aber kaum vorhersehbar.