Obdachlose Kinder in Deutschland: Das harte Leben auf der Straße

"Wir wissen extrem wenig über das Phänomen"

9.000 Kinder und Jugendliche leben Schätzungen zufolge in Deutschland auf der Straße. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Allein in Berlin sind es hunderte Teenager unter 21 Jahren.

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Betteln, um über die Runden zu kommen. Circa 9.000 Kinder und Jugendliche leben in Deutschland auf der Straße.
picture-alliance/ dpa, Christian Hager

Die Gründe, warum Jugendliche auf der Straße landen, sind vielfältig. Die Politik reagiert hilflos auf das Problem. Der Berliner Verein 'Straßenkinder' nimmt sich ihnen an. Regelmäßig organisiert der im Jahr 2000 gegründete Verein kostenlose Essensausgaben. Auch wenn die Zahl der 'Klienten' - wie es im Sozialarbeiter-Jargon heißt - wechselt, Bedarf besteht immer.

"Vielleicht will man das nicht zum Thema machen"

Genaue Zahlen, wie viele Kinder in Deutschland kein Dach über dem Kopf haben, gibt es nicht. Aus einem einfachen Grund: Niemand führt offiziell eine Statistik. Wer im jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung im Kapitel 'Wohnungslosigkeit' nachschaut, wird feststellen, dass der Begriff Kinder dort überhaupt nicht vorkommt.

"Vielleicht will man das nicht zum Thema machen", mutmaßt Sonja Welp, Referentin bei der Kinderhilfsorganisation Terre des hommes. Beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales räumt ein Sprecher auf Nachfrage ein: "Wir wissen extrem wenig über das Phänomen."

Mehr als 60 Prozent der Jugendlichen ohne festen Wohnsitz seien traumatisiert, sagt Jörg Richert, Vorsitzender des im Frühjahr 2008 gegründeten 'Bündnisses für Straßenkinder' - eine Allianz aus 25 Einrichtungen, die sich in dem Bereich engagieren. Ein Dach über dem Kopf zu haben, stellt in Deutschland kein Problem dar. "Wir können sofort mit Wohnraum versorgen", sagt Richert.