Nordkorea bereitet offenbar Abschuss mehrerer Raketen vor
Obama: Nordkorea muss Kriegsrhetorik beenden
Wie weit geht Nordkoreas Diktator Kim Jong Un? Wird er es wirklich wagen und eine Rakete auf ein anderes Land abfeuern? Die Welt rätselt über die Motive des Machthabers in dem bettelarmen Land.
In Südkorea mehren sich allerdings die Berichte, dass sich der kommunistische Nachbar im Norden tatsächlich auf den Abschuss mehrerer Raketen vorbereitet. Diese Einschätzung kommt vom südkoreanischen Militär. Die nordkoreanischen Streitkräfte hätten entlang der Ostküste mehrere mobile Startrampen aufgestellt. Das hätten Militärs in Südkorea bestätigt, berichtete der Rundfunksender KBS.
Neben einer oder zwei Mittelstreckenraketen könnten in Nordkorea Scud-Raketen mit Reichweiten von 300 bis 500 Kilometern und Nodong-Raketen abgefeuert werden, die über 1.300 Kilometer weit fliegen. Zudem gebe es Anzeichen, dass mindestens eine Musudan-Mittelstreckenrakete mit einer geschätzten Reichweite von 3.000 bis 4.000 Kilometern betankt worden sei. Eine Rakete dieses Typs gilt als ungetestet. Die USA und Südkorea vermuten, dass der Abschuss einer oder mehrerer Raketen in Nordkorea kurz bevorsteht.
Indes rief US-Präsident Barack Obama Nordkorea dazu auf, seine kriegerische Haltung aufzugeben. Darin stimme er mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon überein, sagte er bei einem Treffen mit Ban im Weißen Haus. Pjöngjang müsse jetzt den Ton mäßigen. "Niemand möchte einen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel sehen", fügte Obama hinzu. Aber Nordkorea müsse wie jede andere Nation grundlegende internationale Regeln befolgen, besonders UN-Resolution, sagte er mit Blick auf das Atomprogramm des kommunistischen Regimes.
Hagel: Amerika auf jede Eventualität vorbereitet
Damit würde Nordkorea eine rote Linie überschreiten. Nach Worten des US-Verteidigungsministers Chuck Hagel bewegt sich das Land ohnehin schon "sehr nahe an einer gefährlichen Linie. Ihre Taten und ihre Worte haben nicht geholfen, eine entflammbare Situation zu entschärfen", sagte der Pentagonchef in Washington. Die USA hofften weiterhin, dass Pjöngjang von der kriegerischen Rhetorik Abstand nehme. Falls nicht, sei Amerika vorbereitet, auf jede Eventualität zu reagieren.
Die acht wichtigsten Industriestaaten der Welt wollen gemeinsam den Druck auf Nordkorea erhöhen, um das stalinistische Regime zur Einstellung seiner Kriegsdrohungen zu bewegen. Beim Treffen der G8-Außenminister in London sagte der deutsche Chefdiplomat Guido Westerwelle, die Kriegsrhetorik aus Pjöngjang müsse beendet werden.
"Ausschlaggebend ist, dass aus der Rhetorik kein heißer Krieg wird", sagte Westerwelle. Bei der Verurteilung Nordkoreas ist auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Boot. Er hatte sich mit seinem US-Amtskollegen John Kerry in London getroffen. "Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten mit den USA über Nordkorea", sagte Lawrow nach dem Treffen, wie aus der US-Delegation verlautete.
Die USA würden die Rakete notfalls "zur Verteidigung der Heimat" und der Alliierten abfangen. Von einem solchen Schritt riet der Admiral jedoch für den Fall ab, dass die Rakete auf kein bestimmtes Ziel gerichtet sei. Locklear bezeichnete den Test von Langstreckenraketen und Nuklearwaffen durch das kommunistische Nordkorea als Bedrohung für die nationale Sicherheit Amerikas sowie für Frieden und Stabilität in der gesamten Region.
Nach Informationen der Aufklärung könne ein Raketenstart in Nordkorea "jederzeit erfolgen", sagte der südkoreanische Außenminister Yun Byung Se vor einem Parlamentsausschuss in Seoul. Yun warnte Nordkorea vor den Folgen eines Raketentests. Der UN-Sicherheitsrat würde sofort zusammentreten, weil dem Land nach UN-Resolutionen solche Starts unter Nutzung ballistischer Technologie untersagt seien.
Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als extrem gespannt. Pjöngjang hatte angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanischen Militärmanövern den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt, den USA einen atomaren Präventivschlag angedroht und den "Kriegszustand" mit Südkorea ausgerufen.
Zunächst hat die Führung in Pjöngjang auf neue Kriegsdrohungen verzichtet. Sie begann stattdessen am ersten Jahrestag des offiziellen Machtantritts von Kim Jong Un mit den Feierlichkeiten zu Ehren des Geburtstages von Staatsgründer Kim Il Sung. Dieser wäre am kommenden Montag 101 Jahre alt geworden. Für Entwarnung sahen Beobachter darin keinen Anlass.
In Südkoreas Hauptstadt Seoul, die gerade einmal 50 Kilometer von der schwerbewachten Grenze mit Nordkorea entfernt liegt, nahm das Leben weitgehend seinen normalen Lauf. Anzeichen von Panik gab es keine. Die Börse verbuchte den dritten Tag in Folge Gewinne. Präsidentin Park Geung Hye versicherte ausländischen Geschäftsleuten, dass ihr Land sicher sei. Auch dem Tourismus nach Südkorea schien die Krise nichts anzuhaben. Im März kamen Regierungsdaten zufolge knapp zwölf Prozent mehr Ausländer in das Land als vor einem Jahr, für April wurde ebenfalls mit einem Anstieg gerechnet. Luxushotels meldeten eine stabile Auslastung.