Interview über Drogen, Alkohol und dunkle Zeiten
Nino de Angelo: Habe mein letztes Koks im Wald vergraben
von Carsten Maier und Daniela Garrasi
„Ich komm‘ einfach nicht los von dir, ich geb‘ mich in dir auf. Du gibst mir das Gleichgewicht und löst den Absturz aus“, singt Nino de Angelo (59) in seiner neuen Single „Kryptonit“, die am 10. Februar erscheint. Toxische Menschen, Drogen und Alkohol – das sei seine persönliche Achillesferse, wie er im Video selbst erklärt.
Nino de Angelo über Koks-Sucht: "Ich habe Feuer mit Feuer bekämpft"
„Koks hat mein Leben bestimmt“, sagt er im Gespräch mit RTL. 30 Jahre habe er gebraucht, um von der Droge loszukommen, habe sein letztes Kokain sogar buchstäblich im Wald begraben. „Und wenn es mich überkommt, wüsste ich, wo es wäre“, so de Angelo weiter. „Aber ich glaube, das ist von der Natur mittlerweile zersetzt worden.“ Whiskey, Rotwein oder Bier habe er noch zu Hause: „Aber ich muss nicht immer was trinken. Wenn ich Lust habe, trinke ich was“, so der Sänger. Der Rausch helfe sogar bei seinem kreativen Prozess, Musik zu schreiben, sagt Nino.
Schnell wird klar: Nino de Angelo kämpft immer noch mit seinen Dämonen. Es ist ein Interview mit einem Suchtkranken, der aus seiner schweren Kokain- und Alkoholsucht nie ein Geheimnis machte und der auch bei unserem Treffen in einem Tonstudio bei Offenburg schonungslos ehrlich darüber spricht. Er sei psychisch auf Kokain hängen geblieben, habe ohne Konsum keine Euphorie mehr gespürt. Und: „Ich habe viele Freunde, die daran krepiert sind“, gesteht de Angelo. Von heute auf morgen von den Drogen wegkommen, so ein Mensch sei er nie gewesen. „Ich wünschte, ich wäre so stark gewesen im Leben“, erzählt er. „Ich habe Feuer mit Feuer bekämpft. Ich geb‘s mir so lange, bis ich nicht mehr will, bis ich Schnauze voll davon habe.“
Nino de Angelo: „Es hat mich fast in den Suizid getrieben“
Seine Kinder habe er immer vor Drogen gewarnt. „Ich bin ein schlechtes Beispiel. So wie ich es gemacht habe, sollte man es nicht machen“, sagt der dreifache Vater. Er habe oft ein schlechtes Gewissen gehabt, sich gefragt: „Warum bist du so? Warum kriegst du dich nicht in den Griff“, erinnert sich der Sänger. „Das hat mich fertig gemacht und fast in den Suizid getrieben.“ Er wollte nicht dieser Mensch sein, dieser „Drogen konsumierende Werwolf“, sagt er selbst über sich.
Auch gesundheitlich musste Nino de Angelo einige Rückschläge verkraften: Er erkrankte an Krebs, bekam drei Bypässe gelegt und leidet an der unheilbaren Lungenkrankheit COPD. Folgen seiner Suchterkrankung? „Das weiß ich nicht“, sagt selbst Nino. Ohnehin sei er nun im letzten Drittel seines Leben angekommen, im Dezember wird er 60. Freundin Simone zu heiraten ist für Nino durchaus vorstellbar, auch nach vier gescheiterten Ehen. Einzig weitere Kinder schließt er aus. „Das Kind soll keinen Opa als Vater haben“, macht der Musiker klar. Noch 20 Jahre leben, das wäre schön, zehn sollten es aber mindestens noch sein. „Dann habe ich auch genug gelebt“, sagt er lachend. „Ich bin ein robustes Kerlchen. Ich finde mich geil, so wie ich bin.“
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Als „Alki“ abgestempelt zu werden, findet der Sänger respektlos
So ein gutes Bild von Nino de Angelo haben allerdings nicht alle. Für seinen offenen und teilweise unverantwortlichen Umgang mit seiner Alkoholsucht steht er immer wieder schwer in der Kritik. Als „Alki“ abgestempelt zu werden, der einem leid tue, empfinde er als „unverschämt und respektlos.“ Er sagt: „Das macht mich sauer und lässt mich aus der Haut fahren.“ Der 59-Jährige sei mit sich im Reinen, könne sein Leben genießen. „So lange man niemandem außer sich selbst weh tut, ist das für mich alles im grünen Bereich“, erklärt Nino de Angelo. Eben ein Musiker, der seinen eigenen, selbst gewählten Weg geht.