09. November 2020 - 13:41 Uhr
Virusspuren an Verpackung festgestellt
China hat eine aus Bremen importierte Schweinshaxe als Auslöser für einen neuen Corona-Fall ausgemacht. Wie staatliche Medien berichten, habe sich in der ostchinesischen Stadt Tianjin ein Arbeiter in einem Kühlhaus infiziert.
Kaum noch Neuinfektionen in China
Tests hätten ergeben, dass Virus-Spuren an der Verpackung einer gefrorenen Schweinshaxe entdeckt worden seien, die zunächst aus Bremen nach Tianjin importiert und von dort weiter in die Stadt Dezhou gesendet worden sei.
Acht Menschen, mit denen der Arbeiter zuvor engen Kontakte hatte, wurden laut der staatlichen Zeitung "Global Times" vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Tianjin sei zudem in den "Kriegsmodus" übergegangen, womit in der Regel gemeint ist, dass strenge Kontrollen greifen.
Seit Monaten gibt es in China der Regierung zufolge kaum noch neue Infektionen, so dass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeit wieder normalisieren. Zwar gelten große Teile des Landes als "corona-frei", allerdings kommt es immer wieder zu kleineren lokalen Ausbrüchen, die mit strengen Maßnahmen wie Lockdowns und Massentests bekämpft werden. China hat schon mehrfach gefrorene Lebensmittel oder deren Verpackungen, die aus dem Ausland importiert wurden, für Infektionen verantwortlich gemacht.
"Fall ist sehr unwahrscheinlich"
"Dass sich ein Mitarbeiter so angesteckt hat, ist sehr unwahrscheinlich", schätzt Virologe Dr. Martin Stürmer den Fall ein. "Natürlich ist es möglich, das sich Viren auch bei sehr kalten Temperaturen lange halten können. Aber, damit diese Infektionskette möglich ist, müsste jemand im Verpackungszentrum infiziert gewesen sein und eine ausreichende Menge an Viren auf die Verpackung husten oder niesen oder atmen. Danach dürfte die Oberfläche überhaupt nicht mehr, z.B. durch Bewegungen, abgekratzt werden, damit sich die Viren auch Wochen später noch so auf der Oberfläche befinden. Der Arbeiter in China müsste mit seinen Handschuhen eine größere Menge Viren an sein Gesicht bringen, damit er sich dann wirklich anstecken kann. Und das sind alles Wahrscheinlichkeiten, die ich für sehr gering einschätze." so Dr. Stürmer weiter.