Nach Rauswurf: Kleinwüchsiger darf wieder Bus fahren
"Lange hatte ich mich nicht mehr so behindert und klein gefühlt"
Happy End für Michel Arens: Er darf wieder Bus fahren. Noch am Mittwoch wurde der Kleinwüchsige in Hamburg aus dem Bus geworfen - wegen seinem Roller. Den braucht der 26-Jährige, der wegen seinen kurzen Beinen nur schlecht laufen kann, um sich fortzubewegen.
Dem Busfahrer war das scheinbar egal, für ihn stellte der Roller ein zu großes Sicherheitsrisiko dar. Die Situation war für den jungen Mann niederschmetternd. "80 Menschen schauten mich an. Ihre Blicke durchbohrten mich, sie alle wollten zur Arbeit und ich, der Behinderte, hielt den Bus auf. Ich war den Tränen nah. Lange hatte ich mich nicht mehr so behindert und klein gefühlt."
Michel schrieb die Daten des Fahrers auf und verließ den Bus. Als er in den nächsten Bus einsteigen wollte, verwehrte auch dieser Fahrer ihm den Einstieg. Die Leitstelle hatte anscheinend alle Busfahrer darauf hingewiesen, ihn nicht mitzunehmen. Michel ließ das nicht auf sich sitzen, postete danach direkt ein Video auf Facebook.
Kein Wunder, dass seine Story in den sozialen Netzwerken innerhalb weniger Stunden hohe Wellen schlug. Solche, dass selbst der Hamburger Verkehrsverbund Stellung nahm und schließlich ein Treffen mit Michel vereinbarte.
Was genau dabei rum kam, möchte er allerdings noch nicht verraten, postet nur ein paar kurze Einblicke vom Interview. In einer TV-Sendung wird Michel dann erzählen, wie es in Zukunft mit dem Busfahren für ihn weiter geht.
"Ist das Inklusion?"
Dieser Fall zeigt: Barrierefreiheit ist vielerorts nur Theorie. Seit 2002 gilt in Deutschland das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG). Alles, was von Menschen gestaltet wird, soll demnach auf Barrierefreiheit ausgerichtet sein. "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", heißt es im Gesetz. Aber in der Realität klafft zwischen dem rechtlichen Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe und der Wirklichkeit eine gewaltige Lücke – obwohl neun Prozent der Gesamtbevölkerung schwerbehindert sind. Deutschland ist meilenweit von einer echten Barrierefreiheit entfernt.
"Wie kann es sein, dass ich von heute auf morgen nicht mehr Bus fahren darf? Ist das Inklusion?", schreibt Michel enttäuscht. "Ich bin wütend und traurig und fühle mich behinderter als jemals zuvor."