Michelle Carter soll Conrad Roy per SMS in den Selbstmord getrieben haben

Michelle Conrad: Anwalt spricht von Gehirnwäsche

Wenn ein Teenagerpärchen sich SMS schreibt, stehen wohl meistens Liebeserklärungen drin. Bei Michelle Carter und Conrad Roy aus Massachusetts war das anders. Die 18-Jährige steht wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Sie hat ihren Freund gedrängt, sich umzubringen. Ihr Anwalt spricht dagegen von einer Gehirnwäsche.

Wollte Michelle Carter sich profilieren?
Michelle Carter schrieb Conrad Roy über 1.000 SMS.

"Du sagst immer, du würdest es tun – tust es aber nie. Ich will nur sichergehen, dass du es heute Nacht durchziehst" – solche und ähnliche Textnachrichten von Michelle wurden im Telefon von Conrad gefunden, nachdem er sich auf dem Parkplatz eines Supermarkts mit Autoabgasen vergiftet hat. Es ist das traurige Ende eines noch jungen Lebens.

Conrad liebte Baseball, hatte gerade die Highschool abgeschlossen, die Welt stand ihm offen. Doch er war depressiv und dachte über Selbstmord nach. Verunsichert schrieb er Michelle: "Ich habe so viel über fehlgeleitete Versuche gelesen, das hat mich abgeschreckt." Ihre Antwort: "Dann hör mit dem Lesen auf. Es gibt mehr Erfolge als Niederlagen."

Die Staatsanwaltschaft hat weite Teile ihrer Konversation veröffentlicht. Über 1.000 Nachrichten von Michelle wurden in Conrads Handy gefunden. Immer wieder liest man: "Wann tust du es endlich? Hör auf, die Frage zu ignorieren" und "Wirst du es jetzt tun?" Michelle versuchte auch, ihn davon zu überzeugen, dass es seine Eltern verkraften würden, wenn er sich das Leben nimmt: "Ich denke, deine Eltern wissen, dass es dir schlecht geht. Ich sage nicht, dass sie wollen, dass du dich umbringst. Aber ich fühle wirklich, dass sie es akzeptieren können."

Doch Conrads Familie wusste nichts von seinen Plänen: "Er hat immer gelacht", erzählt seine Großmutter. "Ich verstehe es nicht. Wenn sie ihn wirklich liebte, so wie sie immer gesagt hat, warum hat sie dann nicht versucht, ihn davon abzuhalten?"

Während Conrad in seinem Auto saß, telefonierte er mit Michelle. In einer SMS an eine Freundin gab sie zu, ihn davon überzeugt zu haben, im Wagen zu bleiben. "Ich hätte ihn stoppen können", heißt es da. Nach seinem Tod gibt sie vor, nichts gewusst zu haben. Stattdessen sucht sie nach Aufmerksamkeit und organisiert ein Baseball-Turnier, um Spenden zu sammeln. "Ich möchte so viele Leben wie möglich retten", heißt es in der Botschaft des Events auf Facebook.

Michelles Anwalt sagt, sie sei Opfer einer Gehirnwäsche geworden. Conrad soll versucht haben, sie zu einem gemeinsamen Selbstmord zu überreden. Noch ist offen, wie der Prozess ausgeht.

Für Menschen wie Conrad Roy gibt es eine schnelle und unbürokratische Hilfe. Experten stehen bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr für Fragen und Beratung unter folgenden Telefonnummern zur Verfügung:

0800 - 111 0 111

0800 - 111 0 222

0800 - 111 0 333 (für Kinder und Jugendliche)

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