Experte klärt auf
Medikamente für Kinder: Diese Nebenwirkungen sollten Eltern kennen
von Vera Dünnwald
Für Eltern ist es ein echtes Horrorszenario: Wenn das eigene Kind krank ist, steigen die Sorgen teils ins Unermessliche. Vor allem bei Babys und Kleinkindern, aber auch bei Kindern und Jugendlichen heißt es dann: schnell handeln, am besten mit ganz viel Bettruhe oder Medikamenten. Doch welche Arzneimittel darf ich den Kleinen überhaupt verabreichen? Von was sollte man unbedingt die Finger lassen, und welche Nebenwirkungen sollte man kennen? Wir haben bei Dr. Jakob Maske, dem Berliner Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, nachgefragt.
Dem Kind Schmerzmittel verabreichen: Was sollte ich beachten?
Bei Schnupfen, Erkältung, einer Virus-Infektion oder Schmerzen jeglicher Art sind Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol echte Retter in der Not. Kündigen sich die Kopfschmerzen an, werfen wir eine Tablette ein, um die Schmerzen zu lindern. Doch wie sollte man das bei den Kleinsten handhaben, wie lange kann ich bedenkenlos Schmerzmittel verabreichen? „So pauschal kann man das nicht beantworten“, sagt Dr. Maske. Zu welchem Zeitpunkt welche verschreibungspflichtigen Medikamente gegeben werden dürfen, verordne der Arzt individuell. „Dieser bestimmt die Menge und Einnahmezeit.“
Wichtig sei aber, „so wenig wie möglich und so viel wie nötig“ zu geben. Und: „Wichtig ist, dass die Tageshöchstdosis nicht überschritten werden soll, um Organschäden zu vermeiden.“
Wenn es dann endlich wieder bergauf geht, macht sich bei Eltern schnell Erleichterung breit. Dann der Schock: Im Kindergarten oder in der Schule hat sich das Kind schon wieder etwas angefangen, es liegt erneut flach. Kann ich jetzt, so kurz nach einer ersten Erkrankung, wieder Medikamente oder Fiebersäfte verabreichen? Oder ist das bei solch kurzen Abständen problematisch? Maske gibt Entwarnung: „Sollte es sich um einen neuen Infekt handeln, kann man selbstverständlich unter den oben genannten Vorgaben erneut therapieren.“
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Antibiotika für Kinder?
Antibiotika zählen zu den weltweit am meisten verschriebenen Arzneimitteln. Ihr Einsatz ist in vielen Fällen unerlässlich. Die Einnahme muss jedoch sorgfältig abgewogen und ordnungsgemäß durchgeführt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt schon länger vor der weltweiten Zunahme der Antibiotika-Resistenz durch zu häufigen und oft unnötigen Einsatz von Antibiotika. Bedrohlich ist, dass die Widerstandsfähigkeit der Bakterien wesentlich schneller voran schreitet als die Herstellung neuer wirksamer Antibiotika.
Völlig nutzlos sind Antibiotika bei Virusinfektionen wie Grippe. Es empfiehlt sich, dem Körper die nötige Ruhe zu gönnen und die Beschwerden durch dafür geeignete Medikamente und Hausmittel zu lindern. Verschlimmert sich der Zustand, und es kommt beispielsweise zu Halsschmerzen mit hohem Fieber oder starkem Husten mit eitrigem Auswurf, ist eine antibiotische Behandlung angebracht. Handelt es sich also um bakterielle Entzündungen wie zum Beispiel um vereiterte Mandeln, eine Lungenentzündung, Mittelohr- oder Halsentzündungen, dann wird Antibiotikum verabreicht.
Lese-Tipp: Diese Medikamente sollten Sie niemals zusammen einnehmen!
Bei Antibiotika bei Kindern wird unter Umständen der kleine Verdauungsapparat beeinträchtigt: „Natürlich führt ein Antibiotikum auch zu Veränderungen der sogenannten Darmflora, die sich jedoch nach Gabe des Antibiotikums bei gesunder Ernährung rasch wieder erholt“, erklärt Maske.
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Wie sieht es bei Nasenspray und Homöopathischem aus?
Ist die Nase zu, greifen wir gerne zum guten alten Nasenspray, das sich vor allem vor dem Schlafengehen als echte Wohltat erweist. Bei Kindern sollten sie jedoch erst am einem Alter von zwei Jahren zum Einsatz kommen, „vorher Tropfen“. Doch auch da seien sie, die Mediziner, sehr zurückhaltend mit der Gabe, um eventuelle Schleimhautschäden zu vermeiden, wie Maske erklärt.
Lese-Tipp: Schnupfen bei Babys und Kleinkindern: Die besten Nasentropfen-Alternativen!
Homöopathisches in Kombination mit Ibuprofen und Co. könne an sich verabreicht werden, dies sei jedoch nicht empfehlenswert. Wie sieht es mit Kräuteressenzen aus, welche vertragen die Kleinen womöglich nicht? Auch hier sagt Maske: „Das ist eher außerhalb der Medizin zu sehen und würde von uns bei Fieber oder Schmerzen nicht eingesetzt werden. Ätherische Öle, zum Beispiel auf der Haut angewandt, können bei Kindern zu Atemstillständen kommen, sodass wir davon dringend abraten.“
Eine Milch mit Honig, damit sich die Schleimhäute beruhigen, sollte besonders bei Babys im ersten Jahr unterlassen werden. „Das ist richtig, da Honig Botulismus-Bakterien enthalten kann.“
Von welchen Medikamenten sollte ich die Finger lassen?
Es gibt Medikamente, die für Kinder ungeeignet sind. Maske empfiehlt: „Medikamente sollten für das Alter zugelassen sein. Nur dann sollte man sie verwenden. Und selbstverständlich sollte in der Regel ein Arzt vor der Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten befragt werden.“