Männliche Vorbilder: Darum fehlen sie Jungs in der Kita
Männer-Mangel in der Kindererziehung
Jungen fehlt es in der Kita und Grundschule an männlichen Vorbildern, so Experten. Weil viele Mütter alleinerziehend sind und auch in Kitas und Grundschulen fast nur Frauen tätig sind, werden Jungen kaum noch von Männern erzogen - was dramatische Folgen haben kann.
96 Prozent der Erzieher sind Frauen. Auf einen Erzieher kommen durchschittlich etwa 25 Kolleginnen. Seit Jahren fordern Experten einen höheren Männeranteil in Kitas und Grundschulen - doch der Beruf hat nach wie vor ein Imageproblem. Die Folgen: Statt zu toben oder sich mit Technik auseinanderzusetzen, basteln achtjährige Jungen in der Schule Untersetzer aus Stoff. Kommen da die natürlichen Bedürfnisse von Jungen nicht zu kurz?
Auf der RTL-Punkt12-Facebook-Seite haben wir Sie nach Ihren Erfahrungen zu dem Thema befragt. Tatsächlich scheint der Männermangel in Kitas und Grundschulen zum Teil ernsthafte Probleme zu machen. Vor allem lebhafte und bewegungsfreudige Jungen bekommen häufig einen Eintrag ins Klassenbuch, weil sie nun einmal lieber raufen und toben statt zu basteln.
Männliche Erzieher toben gerne mit den Kindern draußen, Frauen bevorzugen dagegen ruhige Spiele im Trockenen - das klingt nach fiesen Vorurteilen. Doch was ist da tatsächlich dran? Eine Gruppe von Forschern hat zum ersten Mal untersucht, wie unterschiedlich männliche und weibliche Erzieher tatsächlich ticken. Sie vermuten, dass Erzieherinnen und Erzieher jeweils das mit ihren Schützlingen machen, was ihnen selbst am meisten Spaß macht. Das ist auch legitim - aber es wird zum Problem, wenn es Jungen langweilt.
Weil so viele sogenannte männliche Bildungsvorbilder fehlen, hinken Jungen in der Schule später hinterher, vermuten die Forscher. Erfahrungen zeigen: Jungen müssen sich regelmäßig auspowern dürfen, sonst entwickeln sie später vermutlich Aggressionen. Männer werden im Erzieherberuf also dringend gebraucht. Umso erstaunlicher ist es, dass manche männliche Erzieher keinen Job finden, weil die Kolleginnen mit ihrem anderen Erziehungsstil nicht zurechtkommen oder weil sie sich sogar von den weiblichen Erzieher gemobbt fühlen. Das Problem: Weil es so wenige Erzieher gibt, werden diese als einzige Männer im Team schnell zu Außenseitern.
Die Vorstellung vom Erzieherberuf kann bei Männern und Frauen also durchaus sehr unterschiedlich sein. Experten sagen, dass sich die Spannungen für gewöhnlich legen, wenn mehr als ein Mann in einer Kita arbeitet. Doch obwohl es für die Kinder so wichtig ist, wird sich dieses Problem bei dem verschwindend geringen Männeranteil im Erzieherberuf wohl so bald nicht lösen lassen.