'Männerhort' mit Elyas M'Barek, Cosma Shiva Hagen und Christoph Maria Herbst bedient alle Klischees
2 von 5 Punkten
Welche Klischees fallen Ihnen so zu Frauen und Männern ein? Schuhe hortende Shoppingopfer? Schwanzgesteuerte Schweine? Schwangere mit Nestbautrieb? Ganz egal, was Sie jetzt denken: Mit ziemlicher Sicherheit werden Sie die Stereotypen in ‘Männerhort‘ wiederfinden.
Von Timo Steinhaus
Auf Basis des gleichnamigen Theatererfolgs hat Regisseurin Franziska Meyer Price eine bunte Truppe zusammengewürfelt, die eigentlich ganz charmant ist. Software-Entwickler Eroll (‚Fack Ju Göhte‘-Star Elyas M’Barek) hat eine sex- und shoppingsüchtige Tussi (Cosma Shiva Hagen) zu Hause. Dixi-Klo-Vertreter Lars (Christoph Maria Herbst alias ‘Stromberg‘) verbringt lieber Zeit mit Mädels aus Sex-Portalen als mit seiner schwangeren Frau Anne (Lisa Marie Potthoff). Und Berufspilot Helmut (Detlev Buck) ist heimlich schwul und hat obendrein noch ein anderes Geheimnis.
Die Herren werden schonungslos mit zum Shoppen ins örtliche Happy Center geschleppt, wo das ganze Elend zusammenkommt: Sämtliche Männer der Gegend scheinen dort beim Postamt zeitgleich Retourenpakete im Dutzend zurückbringen zu müssen. Und weil mit den Weibern ja nicht zu reden ist, haben sich die drei Männer im zentralen Heizungskeller ihrer Neubausiedlung eine frauenfreie Zone geschaffen, in der sie das machen können, was Männer eben machen: Chips und Pizza spachteln, Fußball gucken, Bier saufen und nackte Playmates an den Wänden anglotzen.
Dramatik bekommt die Handlung, als plötzlich der türkische Hausmeister… ach, Verzeihung: Facility Manager Aykut (bei Newcomer Serkan Cetinkaya ist noch Luft nach oben) aufkreuzt und will, dass die Bande aus Brandschutzgründen ihren Zufluchtsort räumt.
Platte Sketche und hölzerne Dialoge
Eigentlich ist die Idee von ‘Männerhort‘ gar nicht schlecht. Das Problem an der Geschichte ist die Handlung. Regisseurin Meyer Price scheint so um Gags bemüht gewesen zu sein, dass sie dabei die Dramaturgie hinten angestellt hat. Denn im Grunde reiht der Film einen Sketch an den nächsten und wirkt dabei oft beliebig. Höhepunkt: Aykut braust mit einem Quod durch die Siedlung, das ohne ersichtlichen Grund eine Kette mit Haken hinter sich herschleift. Der erwischt ein Dixieklo, auf dem Lars gerade sitzt, die Wände fallen ab und er wird auf der Schüssel hinterhergezogen.
Das wäre vielleicht noch zu verkraften, wenn wenigstens die Dialoge witzig wären, doch leider sind sie oft hölzern. Dass Internet-Star Serkan Cetinkaya kaum Schauspielerfahrung hat, macht das Ganze nicht besser. Richtig frech ist obendrein, dass der Film den Zuschauer die ganze Zeit über mit Schleichwerbung penetriert. Waren die Fördermittel des Landes Hessen, der Filmförderungsanstalt, dem deutschen Filmförderfonds und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien nicht hoch genug?
Witzig ist ‘Männerhort‘ vor allem durch Christoph Maria Herbst, der etwa in bester Stromberg-Manier herrlich politisch unkorrekt auf Behindertenparkplätzen parkt, weil Schwangere „ja auch irgendwie behindert sind.“ Seine „Pimmelim“-Datinggespräche dagegen nutzen sich leider im Verlauf des Films mit der Zeit ab. Dass die Lebenslügen der Männer am Ende in sich zusammenfallen, überrascht zumindest noch ansatzweise, kann aber das Ruder nicht mehr herumreißen.
Kinostart: 02.10.2014