Machen Sie den Check!

Welche Versicherungen Sie wirklich brauchen - und welche nicht

Junge Frau schaut prüfend auf einen Stapel Ordner
Zu viele Versicherungen - oder zu wenige? Machen Sie den Check!
Andrey Popov, iStockphoto

Versicherungsangebote gibt es wie Sand am Meer. So viele, dass einem davon ganz schwindelig werden kann. Aber welche Policen braucht man in Deutschland wirklich, und welche sind sogar gesetzlich verpflichtend? Wir geben Ihnen einen kompakten Überblick über die wichtigsten Versicherungen und erklären, wann sich ein gründlicher Check lohnen kann.

Vier gute Gründe für den Versicherungscheck

Unser Leben verändert sich im Laufe der Zeit, und damit auch unsere Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten. Finanztest empfiehlt deshalb, den Bedarf an Versicherungen etwa alle fünf Jahre auf den Prüfstand zu stellen. Die Gründe:

  • Ob erster richtiger Job, das erste Kind oder der Eintritt in die Rente – wenn sich die Lebenssituation grundlegend verändert, ist das ein Anlass, bestehende Verträge genau zu überprüfen.
  • Mehr Leistung, geringere Kosten: Vor allem, wenn Verträge schon lange Zeit bestehen, kann sich eine Anpassung oder ein Wechsel lohnen. Denn oft werden die Vertragsbedingungen im Laufe der Jahre überarbeitet; private Haftpflichtversicherungen zum Beispiel decken heutzutage oft viel mehr ab, und das zu günstigeren Preisen. Auch bei der Autoversicherung lassen sich oft Hunderte Euro einsparen.
  • Überflüssige Versicherungen: Viele zahlen jährlich für Versicherungen, die sie gar nicht (mehr) brauchen oder nicht den nötigen Schutz bieten. Dieses Geld lässt sich besser investieren.

Gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen

Verschiedene Krankenkassen-Chipkarten
In Deutschland ist die Krankenversicherung verpflichtend - ob gesetzlich oder privat. Foto: Maurizio Gambarini/dpa
deutsche presse agentur

Bei einigen Versicherungen hat man in Deutschland keine Wahl. Sie sind vom Gesetzgeber für jeden verpflichtend vorgeschrieben. Allerdings kann sich jeder selbst aussuchen, bei welchem Versicherer er diese Policen abschließt!

Kran­ken­ver­si­che­rung

Jeder deutsche Bundesbürger muss krankenversichert sein. Entweder über die gesetzliche oder über die private Krankenversicherung.

Für die meisten Menschen ist die gesetzliche Krankenversicherung sinnvoller. Die private Krankenversicherung können Sie nur abschließen, wenn Sie als Angestellter jährlich mindestens 64.350 Euro brutto (Stand 2021) verdienen. Und Sie sollten sich absolut sicher sein, diese Krankenversicherung auch im Alter ohne Einkommen finanzieren zu können. Wer keine Kran­ken­ver­si­che­rung hat, wird nur im Notfall behandelt.

Kinder bleiben oft bis zum 25. Lebensjahr über die gesetzliche Krankenkasse der Eltern mitversichert, etwa wenn sie noch zur Schule gehen oder studieren und ihr Einkommen 470 Euro nicht überschreitet.

Kfz-Haftpflichtversicherung

Wer in Deutschland ein Auto anmeldet, muss auf der Zulassungsstelle nachweisen, dass er eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Das ist übrigens die Mindestversicherung für ein Auto. Weiter unten erfahren Sie, welche weiteren Möglichkeiten Sie für eine Kfz-Versicherung haben. Wer ohne die verpflichtende Kfz-Haftpflichtversicherung ein Auto fährt, macht sich strafbar.

Gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung

Sie ist für alle Angestellten vorgeschrieben und wird jeden Monat automatisch vom Lohn abgezogen. Daraus wird später die staatliche Rente ausbezahlt. Oft reicht diese staatliche Rente aber nicht aus – weiter unten erfahren Sie, welche zusätzliche Versicherung in diesem Fall Sinn macht. Auch einige Selbstständige wie Handwerker und Hebammen sind in der gesetzlichen Ren­ten­ver­si­che­rung pflichtversichert. Selbstständige können sich freiwillig rentenversichern.

Tierhalter-Haftpflichtversicherung

Wer in Deutschland ein Hund oder ein Pferd hat, muss dafür, je nach Bundesland, eine Haftpflichtversicherung abschließen. Denn laut Gesetzbuch haften Sie für all die Schäden, die von Ihrem Tier verursacht werden, sogar dann, wenn Sie keine Mitschuld tragen. Wenn beispielsweise Ihr Hund ein Kind beißt, können Sie auf Schadenersatz verklagt werden. Das kann schnell in hohe Summen gehen. Eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung zahlt in solchen Fällen in der Regel.

Hundehalter müssen sich nach den Regelungen ihres jeweiligen Bundeslandes versichern:
Gesetzliche Pflicht: Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein

Gesetzliche Pflicht für bestimmte Hunderassen: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen

Keine gesetzliche Pflicht: Mecklenburg-Vorpommern

Berufshaftpflichtversicherung

Bestimmte Berufsgruppen müssen auch ihre beruflichen Tätigkeiten versichern. Denn diese Gruppen sind besonderen Risiken ausgesetzt, für die sie dann gegebenenfalls privat haften müssten.

Dazu zählen zum Beispiel:

  • Ärzte
  • Notare, Rechtsanwälte
  • Steuerberater
  • Wirtschafts- und Steuerprüfer
  • Architekten
  • Versicherungsvermittler
  • Kreditvermittler
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Diese Versicherungen machen Sinn

Die Hände eines alten Ehepaares auf einen Stock gestützt.
Die private Altersvorsorge ist heutzutage ein besonders wichtiges Thema
dpa, Patrick Pleul

Die folgenden Versicherungen sind nicht gesetzlich verpflichtend, machen je nach Lebens- und Arbeitsumfeld aber durchaus Sinn, weil sie vor großen finanziellen Risiken schützen. Das Gute: Wichtige Versicherungen müssen nicht immer teuer sein.

Lese-Tipp: Diese Versicherungen schützen im Katastrophenfall

Pri­vat­haft­pflicht­ver­si­che­rung

Die wohl wichtigste private Versicherung. Sie schützt vor allen finanziellen Forderungen, wenn Sie etwas kaputt gemacht haben oder jemand anderes durch Sie zu Schaden gekommen ist.

Beispiel: Ihnen fällt das Smartphone eines Freundes aus der Hand und ist kaputt. Oder: Sie bringen einen privaten USB-Stick mit ins Büro, schließen ihn an den Firmen-PC an und schleusen aus Versehen einen Virus ein, der einen hohen Schaden in der Firma anrichtet. Oder: Sie fahren aus Versehen mit dem Fahrrad einen Fußgänger um, der verletzt sich und fordert Schadensersatz. Oder: Ihr Kind schmeißt im Café alle Teller vom Tisch, der Café-Besitzer will seinen Schaden ersetzt haben. Oder:… Die Liste ist unendlich lang. Und Missgeschicke passieren eben.

Kinder können übrigens in der Regel über den Tarif der Eltern mitversichert werden.

Auslandsreise-Krankenversicherung

Sobald Sie in den Urlaub fahren, sollten Sie eine Auslandsreise-Krankenversicherung abschließen. Diese gilt in der Regel für ein Jahr für ihre jeweiligen Urlaube. Den Urlaub müssen Sie bei Ihrer Versicherung nicht anmelden. Passiert also im Urlaub etwas, Sie knicken beispielsweise beim Wandern um, müssen wegen eines heftigen Magen-Darm-Infekts zum Arzt oder verletzen sich schwerer, übernimmt diese Versicherung die Kosten für die medizinische Versorgung – und auch für notwendige Rücktransporte.

Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung

Natürlich nur für diejenigen, die noch oder schon berufstätig sind. Nicht nur kaputte Knochen können dazu führen, dass Sie berufsunfähig werden, sondern auch psychische Leiden. Und wer nicht arbeitet, verdient auch keinen Lebensunterhalt und zahlt in keine Rentenkasse ein. Die niedrige gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht oft nicht aus. Deswegen ist es wichtig, eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) abzuschließen, die in solchen Fällen greift.

Je früher Sie diese Versicherung abschließen, desto besser. Denn in jüngeren Jahren haben die meisten Menschen in der Regel noch keine körperlichen Beeinträchtigungen, weshalb der Tarif in der Regel günstiger ist.

Lese-Tipp: Arbeitsunfall – Jetzt zahlt die Versicherung

Private Altersvorsorge

Zwar erhalten alle (ehemals) erwerbstätigen Bundesbürger eine gesetzliche Rente, die ist aber häufig nicht gerade hoch. Daher macht es Sinn, irgendwie anders vorzusorgen, um später nicht von Altersarmut betroffen zu sein. Auch dafür gibt es einige Versicherungen, wie zum Beispiel die Riesterrente, die betriebliche Altersvorsorge oder für Selbstständige die Rürup-Rente.

Hausratversicherung

Könnten Sie es sich ohne Weiteres leisten, neue Möbel oder elektronische Geräte zu kaufen? Eine neue Küche, ein neues Fahrrad? Nein? Dann sollten Sie eine Hausratversicherung abschließen. Die bezahlt all das nämlich, wenn zum Beispiel ein Wasserschaden Ihre Wohnungseinrichtung ruiniert, Ihr Fahrrad geklaut wird oder Einbrecher Ihre Wohnung leer räumen.

Betriebshaftpflichtversicherung

Sind Sie selbstständig, Unternehmer oder Geschäftsführer und verursachen Sie oder Ihre Mitarbeiter Schäden, dann macht diese Versicherung Sinn. Beispiel: Ihre Firma tauscht die Dachziegel auf einem Hausdach und Ihrem Mitarbeiter fällt ein Ziegel runter, ein unten parkendes Auto geht kaputt. Dann ist Ihr Betrieb vor den finanziellen Folgen abgesichert.

Wohngebäudeversicherung

Sie haben ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung? Was, wenn der Blitz einschlägt, der Hagel die Fenster zerstört oder der Sturm die Ziegel vom Dach fegt? Dann greift die Wohngebäudeversicherung, sofern Sie denn eine abgeschlossen haben.

Lese-Tipp: Schäden durch Starkregen. Hier zahlt die Versicherung

Und dann gibt es noch Versicherungen, die ganz individuell Sinn machen können:

  • Private Unfallversicherung: Beispielsweise, wenn Sie privat viel Sport treiben.
  • Reiserücktrittsversicherung: Wenn Sie sehr teure, sehr risikobehaftete Reisen buchen.
  • Rechtsschutzversicherung: Wer den Gang ins Gericht oder zum Anwalt nicht scheut.
  • Zahnzusatzversicherung: Wenn Sie hohen Kosten für Brücken und Co. vermeiden wollen.
  • Pflegezusatzversicherung: Wenn Sie im Alter voraussichtlich auf Pflege angewiesen sind. Wie Sie für einen Pflegefall vorsorgen können, lesen Sie hier.
  • Voll- oder Teilkaskoversicherung: Wenn Ihr Auto relativ neu, geleast oder finanziert ist oder einen hohen Restwert besitzt, lohnt sich eine Voll- oder Teilkaskoversicherung. Als Faustregel sagt man: Bei Neuwagen, die nicht älter als fünf Jahre sind, lohnt sich die Vollkaskoversicherung, danach genügt meist Teilkasko.

Diese Versicherungen machen eher wenig Sinn

  • Lebensversicherung: Wegen aktuell niedriger Zinsen und hoher Kosten lohnt sich ein Neuabschluss meistens nicht mehr.
  • Ausbildungsversicherung: Sie wird häufig von Eltern oder Großeltern für die Kinder abgeschlossen, ist aber teuer und unflexibel. Lieber das Geld selbst anlegen.
  • Handyversicherung: Die ist oft teurer als das Handy selbst und schließt viele Schäden aus.
  • Brillenversicherung: Die Erstattungshöhen sind meistens gedeckelt, sodass es nur 100 bis 400 Euro alle drei Jahre gibt. Lieber das Geld für eine neue Brille so zur Seite legen, als Beiträge zu zahlen.
  • Reisegepäckversicherung: Das Reisegepäck ist meistens durch die Hausratversicherung schon mit abgesichert. Kann man sich also sparen. (cga/rka)