"LOL - Schreib' mir besser keine SMS" – Verdächtige Studenten sollen Boston-Attentäter gedeckt haben

Hohe Gefängnisstrafen drohen

Gut zwei Wochen nach dem Terroranschlag von Boston hat die Polizei drei weitere verdächtige Studenten festgenommen. Laut Gerichtsunterlagen handelt es sich um Freunde der mutmaßlichen Bombenleger Dschochar (19) und Tamerlan (26) Zarnajew. Zwei Männern aus Kasachstan wird vorgeworfen, drei Tage nach der Attacke Beweismaterial aus dem Zimmer eines Täters beiseitegeschafft zu haben. Der dritte, ein US-Amerikaner, soll Falschaussagen gegenüber den Ermittlern gemacht haben.

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Sie kannten den mutmaßlichen Boston-Attentäter Dschochar Zarnajew (rechts) aus der Schule oder Universität und sollen ihrem Freund geholfen haben.

Doch der scheinbare Freundschaftsdienst könnte für die drei Verdächtigen drastische Konsequenzen haben. Obwohl die Festgenommenen, alle drei sind 19 Jahre alt, keiner direkten Tatbeteiligung beschuldigt werden, droht den beiden Kasachen für die Entfernung eines Laptops und eines Rucksacks mit Feuerwerkskörpern bis zu fünf Jahre Haft. Der US-Amerikaner soll die Ermittler angelogen haben, wofür sogar bis zu acht Jahre hinter Gittern angesetzt werden können.

Aus veröffentlichten Gerichtsdokumenten geht zudem hervor, dass sie in SMS-Kontakt mit dem mutmaßlichen Boston-Attentäter Dschochar Zarnajew standen. Demzufolge habe einer der Kasachen Dschochar geschrieben, er sehe aus "wie der Verdächtige im Fernsehen". Zarnajew habe daraufhin mit "LOL" (laughing out loud – laut loslachen) geantwortet. "Schreib' mir besser keine SMS" fügte er an und ergänzte "Ich bin dabei abzuhauen. Was immer du aus meinem Zimmer brauchst, nimm es dir". Anschließend suchten die drei das Zimmer von Dschochar auf. Die beiden Kasachen entfernten offenbar Rucksack und Laptop, um ihren Freund "Ärger" zu ersparen. Dies geht zumindest aus den Gerichtsunterlagen hervor.

Ein anderes Bild zeichnen dagegen die Anwälte der Verdächtigen: In Handschellen und Fußfessel stritten sie vor der Haftrichterin jede Schuld ab. "Sie wussten nicht, dass ihr Freund etwas mit dem Anschlag zu tun hat. Erst als die das Fahndungsfoto gesehen haben, wurde es ihnen klar. Sie kooperieren mit dem FBI und wollen, dass die Wahrheit herauskommt", erklärte der Anwalt eines kasachischen Studenten, Robert Stahl. Weil alle drei Studenten nicht auf Kaution freigelassen werden wollen, wurden sie mittlerweile in ein US-Bundesgefängnis überstellt. Am 14. Mai sollen sie erstmals vor einem US-Gericht angehört werden. Wegen angeblicher Verstöße gegen US-Einwanderungsgesetze müssen sie sich zudem am 9. beziehungsweise 22. Mai vor Gericht verantworten.

Zarnajew-Brüder dennoch Einzeltäter

Nach den weiteren Festnahmen versuchte die Bostoner Polizei die Bevölkerung zu beruhigen. Es bestehe keine Gefahr, teilte sie per Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Nach bisherigen Ermittlungen handelten die beiden Brüder allein, ohne direkten Kontakt zu islamistischen Terrorgruppen. Obama hatte zuletzt am Dienstag zur Wachsamkeit gegenüber extremistischen Einzeltätern aufgerufen. Anschläge von "selbst-radikalisierten Individuen", die bereits in den USA lebten, seien "schwieriger zu verhindern", sagte er in Washington. Der Anti-Terror-Kampf seiner Regierung sei bislang vor allem auf gut finanzierte und ausgerüstete Netzwerke wie Al-Kaida ausgerichtet.

Unterdessen vernahmen FBI-Agenten die Witwe des getöteten Tamerlan Zarnajew. Die Frau sei 90 Minuten lang im Haus ihrer Eltern in Rhode Island vernommen worden, sagte Ermittler Jason Pack der 'Washington Post'. Laut 'New York Times' soll geprüft werden, ob die Frau - wissentlich oder nicht - Beweismittel vernichtet haben könnte oder den Anschlag vom 15. April sogar mitplante. Die Frau bestreitet laut ihrem Anwalt Amato DeLuca jegliche Beteiligung an der Tat.

Bei dem Anschlag am 15. April waren drei Menschen getötet und weit mehr als 200 verletzt worden. Dschochar Zarnejew war wenige Tage nach dem Anschlag schwer verletzt gefasst worden und sitzt in Haft. Sein älterer Bruder Tamerlan wurde bei einer Verfolgungsjagd der Polizei erschossen. Beide haben Wurzeln in Tschetschenien.