Linkshänder setzen sich durch: Mythen und die Fakten
Sind Linkshänder bessere Sportler?
Es gibt etliche Linkshänder-Legenden. Sie seien intelligenter, kreativer, aber auch anfälliger für Krankheiten, heißt es. Was ist wahr, was Mythos?
Linkshänder haben es nicht leicht: In vielen Kulturen - so wie bis in die siebziger Jahre auch in Deutschland - gilt Linkshändigkeit noch immer als Makel, als unrein. In Deutschland wurden Kinder früher bestraft, wenn sie nicht das 'gute Händchen' gaben, und systematisch gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben. Diese Zeiten sind vorbei. Heute quälen sich Linkshänder meist nur noch mit Werkzeugen und Instrumenten, die für Rechtshänder gebaut wurden und gelten deshalb oft als etwas ungeschickt. Andererseits gibt es viele Gerüchte über Linkshänder, die sehr positiv sind. Doch was ist Wahrheit und was ist Legende?
Behauptung 1: Linkshänder sind gefährdet, in die Kriminalität abzurutschen
Tatsächlich gab es Studien, die diesen Zusammenhang herstellten. Eine kritische Überprüfung zeigte aber: Das sind Mythen! Die Autoren dieser Studien wählten aus Vorurteilen gegenüber Linkshändern heraus unwissenschaftliche Forschungsansätze. Fazit: Absoluter Unfug!
Behauptung 2: Linkshänder sind bessere Sportler
Tatsächlich ist der Anteil der Linkshänder im Spitzensport deutlich erhöht. In einigen Zweikampf- und Schlägersportarten beträgt er bis zu 55 Prozent, in der Gesamtbevölkerung liegt er dagegen nur bei 10 bis 15 Prozent. Ursache für den hohen Linkshänderanteil in diesen Sportarten ist, dass sie die Rechtshänder mit ihren spiegelverkehrten Bewegungsabläufen oft noch überraschen können. Sie haben also einen Vorteil. Auch linkshändige Boxer sind deswegen oft erfolgreicher.
Fazit: Bessere Sportler? Manchmal schon.
Behauptung 3: Linkshänder sterben früher
Dass Linkshänder früher sterben, war eine kesse Behauptung von einigen Forschern, die festgestellt hatten, dass sie unter älteren Menschen weniger Linkshänder fanden, als in der übrigen Bevölkerung. Sie erklärten das sogleich damit, dass Linkshänder in der für Rechtshänder konzipierten Welt ein höheres Unfallrisiko hätten. Mumpitz! Bei genauerer Untersuchung hätten sie feststellen können, dass viele ihrer 'Rechtshänder' umgeschulte Linkshänder waren.
Fazit: Linkshänder sterben nicht früher.
Behauptung 4: Linkshänder sind intelligenter
Bei Intelligenztests schneiden Linkshänder genauso ab wie Rechtshänder. Es hat sich aber bei jährlichen Mathe-Tests in den USA gezeigt, dass Linkshänder tatsächlich überdurchschnittlich gut rechnen. Unter den 0,1 Prozent der besten Rechner findet sich ein Linkshänder-Anteil von 25 Prozent - etwa doppelt so hoch, wie eigentlich zu erwarten wäre. Allerdings gibt es auch unter den Kindern mit Lernschwächen überdurchschnittlich viele Linkshänder. Fazit also: Ja und nein!
Behauptung 5: Linkshänder sind kreativer
Es kursieren Listen mit den Namen berühmter Künstler, Erfinder und anderer Genies. Dabei gibt es zwei Probleme: Vielen Berühmtheiten wird Linkshändigkeit zugeschrieben, sie ist aber nicht gesichert, teilweise auch schlicht falsch. Außerdem fehlt die Gegenüberstellung mit genialen Rechtshändern. Rein organisch könnte an der Behauptung etwas dran sein: Die Gehirnhälften der Linkshänder sind nämlich besser miteinander vernetzt. Bei Linkshändern ist die rechte Gehirnhälfte - die für Emotionen und Intuition maßgeblich ist - die dominantere. Rechtshänder sind rationaler. Fazit: Man weiß es nicht genau.
Behauptung 6: Linkshänder sind anfälliger für Krankheiten
Auch diese Behauptung wurde durch eine Studie aus dem Jahr 1982 gestützt. Bei einer genaueren Überprüfung fand man allerdings methodische Schwächen der Studie. Der Verfasser hatte Kunden eines Linkshänder-Ladens befragt und die Ergebnisse mit einer Zufalls-Kontrollgruppe verglichen. Fazit: Linkshänder sind nicht kränklicher. Es gibt allerdings zwei Ausnahmen: So bekommen Linkshänder tätsächlich häufiger Brustkrebs und Multiple Sklerose.
Behauptung 7: Linkshänder sind im Beruf erfolgreicher
Eine Studie aus den USA hat gezeigt, dass Linkshänder in akademischen Berufen an Universitäten und Colleges 10 bis 15 Prozent mehr verdienen als ihre Kollegen, die Rechtshänder sind. Für die nicht-akademische Bevölkerung konnte dies aber nicht nachgewiesen werden. Fazit: Linkshänder plus Akademiker gleich gute Partie!
Behauptung 8: Linkshänder werden eher US-Präsident
Es stimmt, dass unter den fünf US-Präsidenten seit 1981 gleich vier Linkshänder sind: Reagan, Bush sen., Clinton und Obama. Klar ist aber auch, dass Linkshändigkeit nicht ausreicht, um ins Weiße Haus einzuziehen.
Gesichert sind bei Linkshändigkeit diese Fakten:
- Deutlich mehr Männer als Frauen sind Linkshänder.
- Wer Linkshänder ist, ist auch Linksfüsser.
- Linkshänder sind oft beidhändig. Die Beidhändigkeit wurde allerdings erlernt. Vor dem 10. Lebensjahr lässt sich das Gehirn relativ leicht auf Beidhändigkeit trainieren.
- Unter Rechtsanwälten und Rauchern ist der Linkshänder-Anteil überdurchschnittlich hoch.
- Es gibt Anzeichen dafür, dass für die Linkshändigkeit genetische Ursachen ausschlaggebend sind.
- Schon Ungeborene im Mutterleib bevorzugen einen Daumen zum nuckeln: Linkshänder lutschen am linken Daumen.