"Letzte Ausfahrt Tinder?!" - Die Dating-Kolumne: Er ging in Sex-Therapie

Kolumnistin Tina Tinderina schreibt über ihre Erfahrung mit Dating-Apps
Kolumnistin Tina Tinderina schreibt über ihre Erfahrung mit Dating-Apps
privat

von Tina Tinderina

Groß, dunkle gegelte Haare, Bart, scheinbar Karnevals-Fan – Jackpot! Optisch war der Typ mein Traummann. Und auch beim Schreiben stimmte die Chemie zwischen uns. Doch nach mehrmaligen Tinder-Flops blieb ich skeptisch. Und was soll ich sagen: Meine Sorge bestätigte sich! Beim ersten Treffen stellte sich schnell raus, dass Holger einen (Sex-)Knacks hatte. Aber von vorne…

Das 1. Treffen bei ihm zu Hause

Bis wir uns das erste Mal trafen, verging über einen Monat. Er war beruflich sehr eingespannt: Er ist Chef einer großen Firma und Schauspieler an einem Kölner Theater. Halleluja! Wahrscheinlich wäre jedes Kölsche Mädsche durchgedreht, weil sie Holger sofort erkannt hätte. Aber ich war ja neu in der Domstadt und noch nicht wirklich vertraut mit der Schauspiel-Szene. Für das erste Treffen lud er mich zu sich nach Hause ein (weil man ihn in der Öffentlichkeit ja erkennen könnte. Ernsthaft? Also in meinem Kölner Freundeskreis kannte den niemand!). Aber gut. Ich fuhr also zu ihm.

Er führte Monologe – und ich nickte eifrig

Bei ihm angekommen saß ich erstmal wie bestellt und nicht abgeholt auf seinem Balkon, während er noch Emails beantworten musste. Puh, der Typ war wirklich wichtig! Ich schlürfte in der Zwischenzeit an der Weinschorle und schrieb meinen Mädels eine Nachricht, dass ich mich auf meinem Tinder-Date gerade langweile. Dann war er endlich fertig und hatte Zeit für mich. Ich konnte mich quasi geehrt fühlen. Von da an führte er einen Monolog. Er schilderte mir seinen Bilderbuch-Werdegang (jüngster irgendwas in Nordrhein-Westfahlen). Grandioser Schauspieler (auf den alle Kollegen innerhalb der Branche neidisch sind und ihn deswegen als arrogant bezeichnen). Er hatte sogar schon mal eine Stalkerin, die sich ihm nach einem Gerichtsurteil aber nicht mehr auf so und so viele Meter nähern darf. Ich nickte eifrig – und bekam schon langsam Muskelkater im Nacken.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Er erzählte mir von seiner Liebes-Flaute

Aber dann kam meine Lieblingsgeschichte. Plötzlich – ich weiß gar nicht mehr wie wir, beziehungsweise er, auf dieses Thema kam – erzählte er mir einen Schnack aus seinem Sex-Leben. Mit seiner Ex-Freundin war damals alles super. Nur im Bett lief es nicht mehr so gut. Er hatte einfach keine Lust mehr mit ihr zu schlafen. Dabei liebte er sie doch so. Darum suchte er sich professionelle Hilfe und ging zum Sex-Therapeuten. Ich saß mit offenem Mund und meiner Weißweinschorle in der Hand leicht irritiert vor ihm. Berichtete mir ein vermeintlicher Köln-Promi gerade tatsächlich über seine Liebes-Flaute?

Klarer Fall von selbstverliebtem Mann!

Er führte die Geschichte sogar noch aus. Er zahlte die Therapie nämlich aus eigener Tasche. Er wolle ja schließlich nicht, dass seine Krankenkasse davon Wind bekäme. Die würde ihn ja sofort als irre abstempeln. Ja… Irgendwie bewundernswert, so offen mit seinen Problemen umzugehen – und das beim ersten Date. Aber irgendwie hat mich das auch ein wenig verstört. Davon mal abgesehen, kannte ich nach diesen drei Stunden sein gesamtes Leben, samt intimster Details. Doch er wusste nichts von mir. Ich hatte nicht mal den Hauch einer Chance auch nur ansatzweise etwas von mir zu erzählen. Klarer Fall von selbstverliebter Mann! Das brauchte ich nun wirklich nicht.

Ein nächstes Date folgte nicht mehr. Das war einfach nicht gut für meinen Nacken! Next!