Kita-Studie: So mangelhaft ist die Kinderbetreuung in der Kita

ARCHIV - Mädchen und Jungen vom Kindergarten «Matroschka» in Frankfurt (Oder) (Brandenburg) sitzen zum Mittag am 25.06.2014 zusammen und essen Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Zucker.    Foto: Patrick Pleul/dpa (zu dpa "Statistisches Bundesamt zur Kin
Eine Garantie gibt es nur für die Quantität, nicht aber für die Qualität der einzelnen Plätze.
dpa, Patrick Pleul

Warum Kinder in der Kita nicht ausreichend betreut werden

"Es hat geklappt – Schatz, ich bin schwanger!“ "Waaaas??? Ach du Scheiße - wir haben doch noch gar keine Kita-Zusage!!" Die kleine Eizelle will es sich gerade in der Gebärmutter gemütlich machen, da wird sie auch schon mit Stress-Hormonen überschüttet. Denn für Eltern ist die Kita-Situation in Deutschland immer noch katastrophal. Trotz rechtlicher Zusage – wer einen qualitativ guten Platz haben will, muss sich in ellenlange Wartelisten eintragen. Sogar Castings und gut getarnte Bestechungen sind längst keine Ausnahmen mehr. Warum ist das so, und was muss sich ändern?

Dagmar Baumgarten

Rein rechtlich ist die Regierung aus dem Schneider. Denn eine Garantie gibt es nur für die Quantität, nicht aber für die Qualität der einzelnen Plätze. Und an der hapert es gewaltig, so die neue Studie, die die Hamburger Wohlfahrtverbände in Auftrag gegeben haben. Es sind zwar neue Krippenplätze entstanden. Aber es gibt nicht das ausreichende Personal dafür. Für Eltern eine belastende Situation: Sie wollen das Beste für ihr Kind, und müssen sich mit billigen Kompromissen begnügen. Wer sich keine superteure Spitzen- Individual- Betreuung leisten kann, erlebt plötzlich, dass sich, statt der versprochenen qualifizierten Erzieher, hilflose Praktikanten um den Nachwuchs kümmern.

Als meine Freundin abends Überstunden am Herd machte, weil sie für die Kita das Mittagessen vorkochte, hab ich erst gedacht, dass ihr Kleiner irgendeine seltene Allergie hätte, und sie deshalb gezwungen sei, auf das im Preis inbegriffene Kita-Essen zu verzichten. Nein, erklärte sie mir daraufhin - in der Kita sei wegen Urlaub und Krankheit das Personal knapp, und deshalb müssten die Eltern mithelfen. Achselzuckend fügte sie hinzu, dass das gar nicht so selten sei. Wer einen für das Kind passenden Kita- Platz ergattert hat, ist so dankbar, dass dafür einiges in Kauf genommen wird. Von der Mithilfe bis zum unverschämten Einmischen ins Familienleben. Bloß nicht wechseln müssen in eine Einrichtung, wo überarbeitete und überforderte Erzieherinnen für zu viele Kinder zuständig sind!

Interessanterweise haben die Ältesten und die Jüngsten in diesem Land die gleichen Probleme. Für Beide gibt es zu wenig Personal! Für die Kinder bedeutet das: Statt der wichtigen pädagogischen Betreuung gibt es allenfalls Beaufsichtigung oder Verwahrung. Die empfohlenen Standards können nicht mehr eingehalten werden. Statt für vier Kinder sind die Betreuer heute oft für acht Kinder zuständig. Anregungen und Lernmöglichkeiten fallen da natürlich hinten über.

Einheitliche Richtlinien müssen her

Die Studie hat noch mal deutlich gemacht, was der Regierung eigentlich längst bekannt ist! Noch bei den Koalitionsverhandlungen gab man sich familienorientiert und verantwortungsbewusst. Auf jeden Fall müsse ein Qualitätsgesetz her, hieß es damals. Von einheitlichen Standards für ganz Deutschland war lautstark die Rede, schließlich seien doch die Kinder unsere Zukunft. Was ist davon geblieben?

Es bleibt bei Absichtserklärungen. Man wolle weiter mit den Ländern, Kommunen und Trägern verhandeln, ob man sich nicht doch irgendwie einheitliche Regelungen vorstellen könnte, sagt das Bundesfamilienministerium. Aber ein Gesetz wird es in nächster Zeit nicht geben.

Der Grund: (Wie immer) Geld. Denn wenn der Bund einheitliche Richtlinien fordert, schreien die Länder sofort nach der nötigen Finanzierung, also Millionen vom Bund Und die sind nicht da.

Aber warum eigentlich nicht? Denn natürlich kostet es mehr Geld, wenn man mehr qualifiziertes Personal einstellt. Aber es ist ja eine Investition in die Kinder, und damit doch in unser wichtigstes Kapital: die Bildung der nächsten Generationen. Es ist doch eine totale Verschwendung von Ressourcen, wenn man die Kleinsten nicht angemessen fördert. Und genau davor drückt sich der Bund. Und so schön das ist, dass wir auf die Schuldenbremse treten - macht das bitte nicht auf Kosten unserer Kinder!