Kita finden: Darauf sollten Sie achten

Kita finden: Die richtige Vorauswahl treffen

Wenn Kinder in die Kita kommen, beginnt für sie (und ihre Mütter und Väter) ein völlig neuer Lebensabschnitt: Die ersten Schritte ohne Mama und Papa. In der Kita werden Weichen gestellt für das spätere Leben - Kinder lernen wichtige Dinge wie Sozialverhalten, Freundschaft, sie werden auf die Schule vorbereitet und werden zusehends selbstständiger. Doch auf was muss ich achten, damit die Kindergartenzeit für mein Kind schön wird? Nach welchen Kriterien sollte ich die Einrichtung aussuchen? Über diese Frage sprachen wir mit dem Erziehungswissenschaftler Axel R. Langner von Bundesverband Deutscher Erzieherinnen und Erzieher. Sein wichtigster Tipp: Das Bauchgefühl muss stimmen, Kind und Eltern sollten ein gutes Gefühl haben.

Die perfekte Kita finden
Kita finden: Darauf sollten Sie bei der Auswahl der Kindertagesstätte achten.
dpa, Uli Deck

Von Ursula Willimsky

Vorauswahl

Bei der Suche nach der richtigen Kita hilft es oft, sich umzuhören, bei Freunden und Nachbarn. Wie waren deren Erfahrungen? Wobei die Einschätzungen über ein und dieselbe Kita oft weit auseinander gehen können. Wichtiger Ansprechpartner ist das Jugendamt, das berät und hilft. Auch im Internet kann man sich informieren. Manche Kommunen bieten dort sogar 'Betreuungsbörsen', in denen sich städtische und private Einrichtungen vorstellen. Auf den Webseiten von Kommunen gibt es häufig auch Listen mit sämtlichen Kindertagesstätten der Gemeinde (teilweise sogar nach Stadtteilen gegliedert).

Daran denken, gleich die Eckdaten in Erfahrung zu bringen - zum Beispiel die Öffnungszeiten. Das schönste pädagogische Konzept hilft wenig, wenn der Kindergarten Punkt 12.30 Uhr schließt, man selbst aber bis 13 Uhr arbeiten muss. Zu den Öffnungszeiten gehören auch die Ferienzeiten: Wie lange hat die Kita geschlossen? Gibt es Koops mit anderen Kitas, um zu lange Ferien zu überbrücken?

Wie gut ist die Kita zu erreichen? Ist es mir wichtig, dass sie nahe bei meinem Arbeitsplatz ist? Oder nahe an meinem Zuhause, damit das Kind seine Freunde in Laufnähe hat? Sind Spielplätze oder Parks in der Nähe, die sich für spontane Ausflüge ins Grüne anbieten?

Auch die Gebühren spielen eine Rolle. Je nach Träger können sich Unterschiede von mehreren hundert Euro ergeben.

Der richtige Zeitpunkt

Hier kann definitiv nichts Definitives gesagt werden. Manche Bindungsforscher halten es für zu früh, das Kind schon vor dem ersten Geburtstag in einer Betreuungsstätte abzugeben. Demnach sollten Babys ab dem zweiten Lebensjahr an fremde Umgebungen gewöhnt werden - am besten schrittweite für zwei bis drei Stunden pro Tag.

Auf jeden Fall sollte man sich frühzeitig bei den Einrichtungen und Behörden über die jeweiligen Anmeldeformalitäten informieren. Manche Experten raten dazu, sich bereits während der Schwangerschaft um einen Platz zu bemühen, vor allem wenn es um einen Krippenplatz geht. Denn trotz Garantie ab Sommer 2013: Wer in eine bestimmte Krippe will, sollte sich frühzeitig bemühen. Und auch Kindergärten haben je nach Kommune und Ruf manchmal jahrelange Wartelisten. Manche Mütter raten dazu, sich immer mal wieder in der Wunscheinrichtung ins Gedächtnis zu rufen: "Ich bin noch immer an einem Platz bei Ihnen interessiert."

Wohlfühl-Faktor ist wichtiger als Hightech-Ausstattung

Rheinland-Pfalz, Koblenz: Kinder spielen im Waldkindergarten im Stadtwald von Koblenz.  (zu dpa «Ministerium: Naturpädagogik immer wichtiger in Kitas» vom 15.04.2018) Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Im Waldkindergarten erleben Kinder die Natur hautnah.
tfr fdt rho, dpa, Thomas Frey

Besichtigungs-Termin

In manchen Einrichtungen (zum Beispiel von Elterninitiativen) müssen Mutter und/oder Vater ein regelrechtes Vorstellungsgespräch absolvieren, oft sogar in zwei Runden. Elternvertreter und Kita-Leitung sind dabei. In anderen Einrichtungen genügt die Anmeldung in der Einrichtung oder über das Jugendamt (falls Plätze frei sind). Dazu Langner: "Wichtig ist, dass nicht nur die Eltern Zeit mitbringen, sondern auch die Einrichtung ihnen viel Zeit einräumt. 'Nehmen Sie an unserem Alltag teil', sollte das Motto sein - dann haben Eltern und Kind Gelegenheit, die Atmosphäre der Kita auf sich wirken zu lassen, den Umgangston, die Arbeit der Erzieherinnen." Weinen Kinder, ohne das sich eine Aufsichtsperson kümmert? Das könnte ein Zeichen für überfordertes Personal sein. Ist es laut und hektisch oder ruhig und entspannt, so dass man selbst gerne länger bleiben würde? Langner nennt als Minimum eine Beobachtungsphase von ein bis zwei Stunden. Und noch ein Tipp: Hat die Wunsch-Kita erst wieder in vier Jahren einen Platz frei, nach "befreundeten" Kitas fragen, mit denen vielleicht sogar ein interdisziplinärer Austausch stattfindet.

Wohlfühl-Faktor

"Wenn Eltern bei dem jeweiligen Kindergarten ein gutes Gefühl haben und auch das Kind sich spürbar wohlfühlt, ist das ein sehr gutes und wichtiges Zeichen", findet Langner - viel wichtiger als eine High-Tech-Ausstattung der Kita mit Computern oder einer tollen Architektur. Oft liege man mit seinem ersten Eindruck richtig. Langner rät Eltern deshalb, auf jeden Fall mit dem Kind zum Termin zu gehen. Schließlich muss es ja später den halben oder ganzen Tag dort verbringen. Zeigt es Interesse, ist es aufgeschlossen, findet es die Spielsachen interessant? "Das Kind wird es den Eltern zeigen, ob es sich geborgen fühlt. Wenn es in der betreffenden Kita gut läuft, spiegelt sich das im Kind und den Kindern." Was natürlich nur für größere Kinder gilt. Mamas, die einen Krippenplatz suchen, müssen sich allein auf ihr Bauchgefühl verlassen, aber "meistens liegen die Mütter da ganz richtig", findet Langner.

So finden Sie die richtige Kindertagesstätte

Pädagogisches Konzept

Sehr wichtig, findet Langner. Und mit Vorsicht zu genießen, denn Papier sei schließlich geduldig (genauso übrigens wie Kita-Selbstdarstellungen im Netz). Sein Tipp: Nachhaken. Denn es klingt schön, wenn jede Woche ein Waldtag geplant ist, noch schöner ist es allerdings, wenn dieser Waldtag auch stattfindet und nicht regelmäßig wegen Personalmangels oder Überfüllung ausfallen muss.

Nach Meinung Langners auch wichtig: Wie viel Zeit ist für das freie Spiel reserviert? "Kinder sollen eine Kindheit haben, nicht nur Projekte, Projekte, Programm und Programm. Das freie Spiel ist für sie im Übrigen harte Arbeit, bei der sie sehr viel lernen."

Gruppengröße / Ausstattung

Einige Punkte, die oft genannt werden: Gefallen die Außenanlagen? Gibt es überhaupt Außenanlagen? Ist innen genug Platz, damit die Kinder an Regentagen toben können? Ruhige Ecken zum Sich-Zurück-Ziehen und Träumen? Welche Spielecken locken? Angebote für Jungs und Mädchen? Musikinstrumente? Werkstatt? Wird vielleicht sogar regelmäßig gesungen und getanzt? Wirken Räume und Sanitäranlagen sauber und gepflegt? Gibt es ein gut organisiertes Schwarzes Brett? Genau hinsehen, um die Hardware des Kindergartens abzuscannen.

Erstaunlich: Die Gruppengröße allein (der Personalschlüssel variiert ohnehin ja nach Altersstruktur der Gruppe) ließ Langner beim Gespräch als Kriterium eher außen vor: "Fünf Kinder und eine Erzieherin ist natürlich eine wunderbare Situation. Ich habe bei meiner Arbeit als Supervisor aber auch schon oft genug die Situation gehabt, dass 2 Erzieherinnen sich um 20 Kinder gekümmert haben - und alles lief super! Das ist außerdem ein Super-Training in Sachen Sozialverhalten."

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Verpflegung

Darauf achten, ob zum Beispiel ein Obstteller bereitsteht und immer etwas zu trinken. Langner: "Das Trinken muss für die Kinder frei erreichbar sind, ohne dass sie erst zur Erzieherin gehen und 'betteln' müssen. Sowas trainiert die Selbstständigkeit." Soll das Kind auch mittags verpflegt werden, nachfragen, ob Fertigessen geliefert wird oder frisch gekochtes. In manchen Kitas dürfen die Kinder sogar mitkochen - Salat waschen, Gemüse schnipseln, vielleicht auch mal auf den Markt gehen, um Lebensmittel einzukaufen. Einige Experten sehen darin einen wichtigen Punkt: So eignet sich das Kind wichtige Fähigkeiten für sein späteres Leben an - es entdeckt die Welt. Dazu gehört auch, dass Ausflüge gemacht werden (Besichtigung einer Bäckerei, Besuch bei der Feuerwehr, o.ä.).

Träger

Der Tipp des Experten: Im Internet recherchieren, welcher Träger hinter der Einrichtung steckt. Ist es ein Unternehmen, das profitorientiert arbeitet? Im Gespräch könne man gut die ein oder andere entsprechende Frage einfließen lassen: Wie oft dürfen die Erzieherinnen zum Beispiel auf Fortbildungen? Nach seiner Erfahrung keine Selbstverständlichkeit, in manchen Einrichtungen wird dafür keine Zeit eingeräumt - wer sich weiterbilden will, muss dies in seiner Freizeit oder im Urlaub erledigen.

Und man sollte sich genau überlegen, ob die Ausrichtung des Trägers den eigenen Vorstellungen entspricht. Kürzlich wurde in einer deutschen Großstadt ein Kind von einer Kita ausgeschlossen, weil es Butterkekse und Waffeln als Pausensnack dabei hatte, die Kita aber Wert auf "gesunde, zuckerarme Ernährung" legt. Als Eltern muss man bereit sein, solche Konzepte mitzutragen und mitzuleben. Und sie müssen, so Langner, auch zum Kind passen.