Kim Dotcom startet neue Daten-Plattform Mega
Mit Megaupload mehr als 175 Millionen Dollar verdient
Am 19. Januar 2012 stürmten Mitglieder einer Spezialeinheit das Protz-Anwesen vom Kim Dotcom in Neuseeland. Sie beschlagnahmten den Fuhrpark voller Luxuskarossen, durchsuchten die Villa, nahmen große Teile der Einrichtung und schließlich auch den Hausherren selbst mit, der sich in einem Panikraum verschanzt hatte. Mit einem Schlag war der hierzulande unter seinem ursprünglichen Namen Kim Schmitz bekannte Internet-Unternehmer weltweit in den Schlagzeilen – und seine Daten-Plattform Megaupload vom Netz.
Da über Megaupload im großen Stil-Copyright-Piraterie betrieben wurde, weil die Nutzer massenweise Raubkopien von urheberrechtlich geschützten Filmen und Musik hochluden, werfen die US-Behörden Dotcom massive Urheberrechtsverletzungen vor. An Spitzentagen wurde der Dienst laut Eigenwerbung von 50 Millionen Menschen genutzt und verursachte zeitweise vier Prozent des Internet-Datenaufkommens. US-Behörden beziffern den Schaden auf eine halbe Milliarde Dollar. Megaupload soll daran mehr als 175 Millionen Dollar verdient haben.
Dotcom war einen Monat in Neuseeland in Haft, steht jetzt unter Hausarrest. Eingeschüchtert hat den 39-Jährigen das offenbar nicht, denn genau ein Jahr nach der Razzia meldet er sich mit seinem neuen Portal Mega zurück – ein Unterfangen, das unter diesen Umständen nicht anders als dreist genannt werden kann.
"Vor einem Jahr genau auf die Minute wurde Megaupload von der US-Regierung zerstört. Willkommen auf http://Mega.co.nz", twitterte Dotcom zum Start seines neuen Daten-Portals, das im Grunde genau dort weitermacht, wo Megaupload aufhörte. Nutzer bekommen kostenlos 50 Gigabyte an Speicherplatz zur Verfügung gestellt, den sie nutzen können wie eine externe Festplatte. Dort können sie also Fotos, Backups oder eben auch urheberrechtlich geschützte Dateien hochladen.
Dotcom selbst lehnt jede juristische Verantwortung für die Online-Piraterie ab, die bereits munter auf dem Vorgänger betrieben wurde. Was die Nutzer hochladen, sei ihre Sache. Seine Mannschaft habe Millionen von Links gelöscht – genützt hat es ihm letztlich trotzdem nichts.
Slogans dick und fett und in Versalien
Deshalb hat sich Dotcom für seinen neues Baby etwas Besonderes überlegt: Nutzer können ihre Dateien bei Mega vor dem Hochladen "mit militärischer Präzision" verschlüsseln, so der schwergewichtige Internet-Unternehmer. Außer dem Nutzer kann niemand sehen, was hochgeladen wird, auch Behörden und Mega-Mitarbeiter nicht. So sollen Dotcom und seine Mitarbeiter juristisch auf der sicheren Seite sein: Wie sollen sie wissen, was auf ihrem Dienst kursiert, wenn die Daten ja bereits beim Hochladen verschlüsselt werden? Der Nutzer kann Freunden und Bekannten über einen beim Upload erhaltenen Link Zugang verschaffen.
Obwohl Dotcom auf seiner eigenen Webseite an die Adresse von US-Präsident Barack Obama dick und fett und in Versalien Slogans wie "Der Krieg ums Internet hat begonnen" oder "Die Regierung tötet Innovation" proklamiert und die Server in mehreren Ländern, nicht aber in den USA wie damals die Megaupload-Server stehen, gibt er vor, die Verschlüsselung ausschließlich zum Wohl der User eingeführt zu haben. "Die Verschlüsselung ist nicht ein Mäntelchen, hinter dem wir uns verstecken, um legal zu sein." Ihm liege der Schutz der Privatsphäre am Herzen - "ein Menschenrecht."
Und obwohl Nutzer seines abgeschalteten Dienstes Megauploads bis heute selbst dann nicht auf ihre dort gespeicherten Daten zugreifen können, wenn diese legal sind, scheint das Geschäft aufzugehen. Die Mega-Server seien fast zusammengebrochen, twitterte Dotcom. Innerhalb von 14 Stunden haben sich eine halbe Million Nutzer registriert, sagte er bei der Startparty mit Bühnenshow auf seinem Anwesen in Coatesville.
Dort kündigte ein Moderator den "Megamann des Megamoments" an. Dotcom inszeniert sich als Rächer der zu Unrecht im Internet Ausgespähten. Plötzlich stürmen Männer auf die Bühne, Helikopter fliegen mit lautem Getöse ein – ein Seitenhieb an die Razzia vom vergangenen Jahr. Doch dieses Mal sprintet er nicht in den Panikraum, sondern macht dem Spuk mit einem tiefkehligen "STOP!" ein Ende, und lacht. Er lacht viel an diesem Abend. Das Auslieferungsverfahren geht im August weiter.