Kampf gegen Krebs: Deutsche Forscher erzeugen Anti-Tumor-Viren
Ungefährliches Masernvirus als Impfstoff eingesetzt
Die Diagnose Krebs ist trotz andauernden medizinischen Forschungen und verschiedenen Behandlungsmethoden in den meisten Fällen ein Todesurteil für den Erkrankten. Nun gibt es einen Fortschritt im Kampf gegen die tödliche Krankheit, der neue Hoffnung gibt: Erstmals ist es Forschern des Paul-Ehrlich-Instituts gelungen, Anti-Tumor-Viren zu erzeugen, die gezielt Krebsstammzellen infizieren und abtöten. Bis zu einem echten Medikament ist es aber noch ein langer Weg.
Das Forscherteam um Professor Christian Buchholz, Leiter der PEI-Arbeitsgruppe 'Molekulare Biotechnologie und Gentherapie', modifizierte ein abgeschwächtes und dadurch ungefährliches Masernvirus, das als Impfvirus eingesetzt wird, für den gezielten Angriff auf die Krebsstammzellen. Die Forscher veränderten es so, dass es das Oberflächenprotein CD133 als Rezeptor für das Eindringen in die Zelle benötigt. Dieses Protein gilt als ein charakteristischer Marker von Krebsstammzellen. Die Forscher konnten nachweisen, dass das veränderte Virus in Zellgemischen tatsächlich nur Zellen mit diesem Oberflächenprotein infiziert.
Problem: Viele Menschen gegen Masernviren geimpft
In Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) prüften die Forscher die Anti-Tumor-Wirkung ihres zielgerichteten Virus in Tierversuchen mit einer Maus. Dabei zeigte das modifizierte Virus eine ausgeprägte Aktivität gegen den Tumor. Das Tumorwachstum wurde reduziert oder sogar komplett unterdrückt.
Tumorzellen sprechen in der Regel nicht alle gleich empfindlich auf die verschiedenen Krebstherapien an. Vielmehr vermuten Wissenschaftler, dass viele Tumortypen Krebsstammzellen enthalten. Chemo- und Strahlentherapien sind meist wenig wirksam gegen diese Krebsstammzellen, die wahrscheinlich auch für die Entstehung von Metastasen verantwortlich sind. Intensiv suchen Forscher daher nach Möglichkeiten, diese Zellen zu identifizieren und zu bekämpfen.
Bis aus den neuen Erkenntnissen ein Medikament wird, dauert es wohl noch eine Weile. Rund fünf Millionen Deutsche sind krebskrank, jährlich kommen rund 450.000 dazu. Da viele Menschen gegen Masernviren geimpft und dadurch immun sind, bleibt abzuwarten, ob die Therapiemethode beim Menschen wirklich erfolgreich ist.