Die Fälle haben viele Eltern verunsichert
Joel kam mit einer Fehlbildung zur Welt: Wir sprechen nun mit einer stolzen Mutter
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RTL hat mit Betroffenen Kontakt aufgenommen
Die Berichte über fehlgebildete Babys haben viele Menschen in Deutschland - vor allem werdende Eltern - tief berührt, aber auch verunsichert. Auch, weil es noch keine medizinische Erklärung für die plötzliche Häufung der Fälle gibt. Inzwischen haben wir von RTL mit vielen Betroffenen Kontakt aufgenommen. Unter ihnen ist auch Susann Eife. Wir haben erstmals mit ihr gesprochen, als sie gerade erfahren hat, dass ihr Sohn Joel mit einer Fehlbildung zur Welt kommen wird. Jetzt ist der Kleine da - im Video spricht die stolze Mutter.
Dr. Christiane Otto: „Die Frauen, die hier Termine haben, fragen schon gezielt nach"
Dr. Christiane Otto von der Universitätsklinik Mannheim behandelt fast täglich Frauen, die Angst davor haben, ein Kind mit Behinderung auf die Welt zu bringen. Nach den mysteriösen Häufungen der Fälle, zuletzt im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen, habe die Verunsicherung noch zugenommen. „Die Frauen, die hier Termine haben, fragen schon gezielt nach. Sind denn alle Finger und alle Hände da", erzählt Dr. Otto. Es gehöre zwar zu ihrer Routine, dass per se alle Finger und Zehen abgezählt würden, trotzdem würden die Ärzte nun aber noch genauer auf die Ultraschall-Bilder schauen.
Frage des Schwangerschaftsabbruchs
Schwierig wird es für Dr. Otto aber dann, wenn tatsächlich eine Auffälligkeit zu sehen ist und sie mit der werdenden Mutter über einen Schwangerschaftsabbruch sprechen muss. Es gäbe kein richtig oder falsch, wie eine Frau in so einer Lebenslage entscheidet, doch müsse man am Ende mit der Schuld leben, "dass man sich gegen dieses Kind entschieden hat“, erklärt Dr. Ott. „Diese Schuld bleibt, die nimmt einem auch keiner weg, von daher muss man diese Entscheidung gegen das Kind auf sehr feste Füße stellen“, sagt die Ärztin.
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Gesundheitsbehörde gibt Entwarnung
Noch wissen viele Eltern nicht, wie es zu den Fehlbildungen kommen konnte. Das Bundesgesundheitsministerium teilte auf Anfrage nur mit, dass man sich nicht zuständig fühle und verwies auf die Länder. Die Gesundheitsbehörde von Nordrhein-Westfalen hatte die Abfrage seiner Krankenhäuser am Montag abgeschlossen und vermeldet, dass es keine Häufung von Arm- und Handfehlbildungen bei Neugeborenen in bestimmten Städten gibt. 2019 seien 61 Fehlbildungen der oberen Extremitäten gemeldet worden, das seien weniger als 0,1 Prozent aller Neugeborenen.
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Berliner Charité untersucht Fälle aus Gelsenkirchen
Handelt es sich bei den Fällen in Gelsenkirchen also nur um eine rein zufällige Häufung? Die Berliner Charité versucht nach wie vor herauszufinden, was die drei betroffenen Frauen aus Gelsenkirchen gemeinsam haben. Dazu müssen sie zunächst befragt werden. Wie das erfolgen könnte, erklärt Dr. Otto: „Man könnte sich vorstellen, dass sie vielleicht gucken, wo sie spazieren gegangen sind? Ob sie bestimmte Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder ähnliches eingenommen haben." Doch die Ärztin bleibt skeptisch, ob man so wirklich etwas finden wird.
Einen Zusammenhang zwischen den Fällen konnte bereits die Klinik in Gelsenkirchen nicht feststellen. „Wir konnten keine ethnischen, kulturellen oder sozialen Gemeinsamkeiten der Herkunftsfamilien sehen“, heißt es. Alle Familien wohnten aber im lokalen Umfeld der Klinik in Nordrhein-Westfalen. Die Berliner Charité wollte sich noch nicht inhaltlich zu den Fällen äußern.
mo