Die Wut der Alleinerziehenden

Kinderbonus: Warum kommt nur die Hälfte an?

Kinderbonus: Warum kriegen Alleinerziehende nur die Hälfte? Familienministerin Dr. Giffey im RTL-Interview
02:26 min
Familienministerin Dr. Giffey im RTL-Interview
Kinderbonus: Warum kriegen Alleinerziehende nur die Hälfte?

Wer Unterhalt zahlt, darf 150 Euro behalten

Die Corona-Pandemie ist für viele Alleinerziehende eine riesige Belastung – auch finanziell. Doch von dem 300-Euro-Kinderbonus, dessen Auszahlung jetzt deutschlandweit begonnen hat, bekommen viele gerade einmal die Hälfte. Denn wenn der andere Elternteil Unterhalt zahlt, darf er 150 Euro behalten – auch wenn er sich in der Zeit der Krise und davor gar nicht um das Kind gekümmert hat. Ist das etwa fair? Wir konfrontieren Familienministerin Dr. Franziska Giffey mit dem Frust und der Wut vieler Mütter, die sich in Nachrichten an RTL Luft gemacht haben. Ihre Reaktion darauf sehen Sie im Video.

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Viele Mütter fühlen sich im Stich gelassen

RTL-Reporterin Vanessa de Lacaze trifft die junge Mutter Jennifer. Sie erzieht ihren Sohn komplett allein – seit Tim auf der Welt ist, habe der Vater ihn nur ein paar Mal gesehen, erzählt die 32-Jährige. Heute ist Tim 14, und die Corona-Zeit hat die beiden schwer gefordert: Homeoffice und -schooling an nur einem Computer, monatelang kein Schul-Mittagessen, keine Nachmittagsbetreuung – Jennifer hatte viele Mehrkosten.

Mit dem Kinderbonus wollte sie nach der stressigen Zeit einen schönen Ausflug mit ihrem Sohn machen, doch dann erfährt sie, dass sie gerade mal die Hälfte davon bekommt, also 150 Euro. „Das macht mich richtig wütend“, so Jennifer. „Ich würd‘s verstehen, wenn er da gewesen wär. Ich würd´s verstehen, wenn er regelmäßig Papa-Wochenende gehabt hätte. Wenn er mich hätte entlasten können, auch emotional. Und das hat einfach nicht stattgefunden.“

So läuft die Kinderbonus-Zahlung ab

Eigentlich wird der Kinderbonus im September und Oktober 2020 in zwei Raten an den Elternteil ausgezahlt, der aktuell das Kindergeld bekommt. Doch der unterhaltspflichtige Elternteil darf von seiner üblichen Zahlung 150 Euro einbehalten – also die Hälfte des Kinderbonus. Unabhängig davon, wie er zur Familie steht und ob er seit Beginn der Corona-Krise von den Nachteilen betroffen war.

+++ Wann der Kinderbonus wem überwiesen wird, erfahren Sie hier +++

Auch RTL-Zuschauerin Nadia macht das richtig sauer. Ihr Sohn ist zwei Jahre alt und bekommt ihrer Aussage zufolge nichts von seinem Vater mit: „Der hat meinen Sohn kein einziges Mal gesehen und kümmert sich auch nicht um ihn. Weshalb sollte der Vater meines Kindes 150 Euro vom Kinderbonus erhalten, obwohl er vor dem Lockdown nichts mit meinem Kind zu tun hatte, noch während des Lockdowns?“ so die Videobotschaft der 28-Jährigen an uns.

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„Total ungerecht“: Verband kritisiert 50/50-Aufteilung

Das kann auch Miriam Hoheisel vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) nicht verstehen. „Der Kinderbonus hat einen ganz anderen Sinn und Zweck als das Kindergeld“, erklärt sie RTL im Interview. „Da geht es darum, die Mehrbelastung in der Corona-Zeit aufzufangen. Die lag bei den Alleinerziehenden. Die damit gekämpft haben, dass die Kitas und Schulen geschlossen hatten. Und deswegen ist das total ungerecht, dass der Kinderbonus zwischen getrennten Eltern aufgeteilt wird.“

Der Verband hatte beratend bei der Entwicklung des Kinderbonus mitgewirkt. Die Experten hatten sich dafür eingesetzt, dass die vollen 300 Euro an die Alleinerziehenden gehen, sogar einen entsprechenden Formulierungsvorschlag gemacht – ohne Erfolg. Warum Familienministerin Dr. Franziska Giffey die 50/50-Aufteilung als fair ansieht, erklärt sie im Video.

Wer profitiert am meisten vom Kinderbonus – und bis zu welchem Einkommen? Das können Sie hier nachlesen.