Lockerungen sind dennoch vorerst in Ordnung

Hygiene-Experte: Zweite Corona-Welle droht spätestens im Herbst

Dr. Zinn über die neuen Lockerungen Wir müssen weiterhin vorsichtig sein
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Wir müssen weiterhin vorsichtig sein
Dr. Zinn über die neuen Lockerungen

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Wir könnten den Überblick verlieren

Gehen die gestern beschlossenen Corona-Lockerungen zu weit? Im Prinzip seien die Lockerungen soweit in Ordnung, sagt Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, zu RTL. "Die große Gefahr ist allerdings, dass es jetzt so viele Lockerungen gibt - und jedes Bundesland macht es ja ein bisschen anders-, dass wir tatsächlich den Überblick verlieren", so der Hygiene-Experte. "Und wenn dann die Zahlen wieder hochgehen, dann wissen wir nicht mehr: Woran lag es denn jetzt?"

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Corona-Lockerungen notfalls zurücknehmen

Auch für unseren Experten ist klar: Wenn die Zahlen wieder steigen, dann müssen Lockerungen zurückgenommen werden. So sehen es ja auch die gestrigen Beschlüsse nach den Beratungen von Bund und Land vor: Wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner in der Woche gezählt werden, müssen Lockerungen rückgängig gemacht werden.

Grillfest ist jetzt nicht angesagt

Deswegen appelliert Dr. Zinn an die Bevölkerung: "Trotz aller Lockerungen ist jeder aufgerufen, vernünftig zu handeln!" Im Klartext heißt das: Familien und Freunde dürfen sich treffen, aber das bedeutet nicht das große Grillfest, und die Wiedereröffnung der Läden heißt nicht, dass Gedränge an der Kasse in Ordnung ist. Zudem gilt für den Hygieniker: Lockerung muss man nicht mitmachen - wir müssen vor allem alle vernünftig bleiben. Und das heißt Abstand halten und Mundschutze benutzen!

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Mit Sicherheit eine zweite Welle?

RKI-Chef Prof. Lothar Wieler prognostizierte vor zwei Tagen: "Das ist eine Pandemie. Und bei einer Pandemie wird das Virus so lange im Krankheitsbereich sein, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Darum wissen wir, dass es mit großer Sicherheit eine zweite Welle gibt." Dem widersprach in der Bild-Zeitung der Hygiene-Experte Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow. Er sagte dort: "Die erste Welle wurde verursacht durch das Webasto-Treffen in der Nähe von München, tausende Rückkehrer aus Skigebieten und Hunderte von Karnevalisten. Doch diese Ereignisse können und werden sich auf absehbare Zeit so nicht wiederholen!"

Japan und Singapur erleben es gerade

Das sieht der Direktor des Hygienezentrum Bioscientia anders: "Da würde ich vehement widersprechen", sagt er uns in der täglichen Corona-Fragestunde. "Diese Gefahr besteht, wir haben jetzt im Rahmen dieser weltweiten Pandemie zwei sehr gut aufgestellte Länder gesehen, nämlich Singapur und Japan, wo man anfangs die Lage sehr gut in den Begriff bekommen hatte - und dann kam eine zweite Welle." Resultat: Japan hat die Lockerungen zurückgenommen, hat den Lockdown verlängert. In Singapur wurden aus einer Handvoll Infektionen schnell wieder über 1000 Fälle. Jetzt droht dort die Situation außer Kontrolle zu geraten.

Im Herbst wird es wieder brenzlig

Vor allen Richtung Herbst werde es deshalb virologisch wieder spannender: Alle kommen wieder mehr in geschlossenen Räumen zusammen, und dann, so der Experte, bestehe die Gefahr einer zweiten Welle.

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