15. März 2017 - 17:50 Uhr
Wilfried W. bricht sein Schweigen
Im Mordprozess von Höxter hat sich der Angeklagte Wilfried W. erstmals geäußert. Zusammen mit seiner Ex-Frau (48) soll er mehrere Frauen brutal gequält und zwei getötet haben. Angelika W. hatte ihn im bisherigen Prozessverlauf schwer belastet. Jetzt widerspricht er und stellt seine Sicht dar.
Zwölf Verhandlungstage ist der Mordprozess von Höxter nun alt. Zwölf Verhandlungstage, an denen der Angeklagte Wilfried W. eisern geschwiegen hat – trotz der schweren Anschuldigungen seiner ebenfalls angeklagten Ex-Frau. Die Darstellungen von Angelika W. waren stets eindeutig: Sie habe die Frauen gequält und misshandelt - die treibende Kraft dahinter sei aber Wilfried W. gewesen. Dagegen hat sich der 47-Jährige nun gewehrt.
In seiner Erklärung bezeichnete er die Darstellungen von Angelika W. als Lügengeschichten und "hochsubjektiv eingefärbte Schilderungen". Er habe die große Sorge, dass zu viele Schilderungen der Mitangeklagten beim Gericht hängen bleiben könnten, hieß es in einer Erklärung, die Wilfried W. von seinem Verteidiger vor dem Landgericht Paderborn verlesen ließ.
Wilfried W. schildert Misshandlungen aus seiner Kindheit

In einer Befragung zu seinem Lebenslauf schilderte Wilfried W. körperliche Misshandlungen durch den eigenen Vater. Auch die Mutter und seine Schwester hätten immer wieder Prügel einstecken müssen, wenn der Vater alkoholisiert war. Nach der Trennung der Eltern habe sich die Situation für die Kinder nur kurzfristig entspannt.
Ein späterer Begleiter seiner Mutter zeigte sich demnach anfangs als väterlicher Freund. Später soll dieser ihn und seine Schwester in der Pubertät aber sexuell missbraucht haben. Erstmals erklärte sich der 47-Jährige am Dienstag vor Gericht dazu bereit, sich von einem Psychiater untersuchen zu lassen. Im Gegensatz zu Angelika W. hatte er dies bislang abgelehnt.
Angeklagte widersprechen sich gegenseitig

Die Frage, wer von den beiden Angeklagten bei den Misshandlungen und Tötungen die treibende Kraft war, ist eine der entscheidenden Fragen, die das Gericht zu klären hat. Angelika W. hatte in ihren Aussagen stets betont, ihr Ex-Mann habe sie manipuliert, dressiert und ausgenutzt. Mit Zuckerbrot und Peitsche habe er sie gefügig gemacht, sie an Gewalt gewöhnt, indem er sie misshandelte und nur verschonte, wenn sie ihm ein anderes Opfer lieferte. "Ich habe viele Dinge gemacht, von denen ich dachte, dass Wilfried sie wollte.", sagte sie. Aussagen, denen Wilfried W. jetzt klar widersprochen hat.
Polizei kam durch Zufall auf die Spur der Angeklagten

Beide sind wegen Mordes durch Unterlassen und mehrfacher Körperverletzung angeklagt. Über Jahre hinweg sollen sie mehrere Frauen in das sogenannte "Horror-Haus" nach Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen starben infolge der tödlichen Quälereien. Angelika W. hatte in ihren Aussagen brutale Details zu den Misshandlungen und Quälereien der Frauen und auch ihre eigenen leidvollen Erfahrungen mit dem Mitangeklagten geschildert.
Auf das Paar wurden die Behörden im April 2016 durch einen Zufall aufmerksam. Wilfried und Angelika W. wollten die schwer verletzte Susanne F. aus Höxter zurück in ihr zu Hause nach Bad Gandersheim fahren. Nach einer Autopanne starb die Frau im Krankenhaus - und die Polizei leitete erste Ermittlungen ein.