'Heiter bis wolkig': Jessica Schwarz brilliert als Krebskranke
4 von 5 Punkten
Viel Kritik hagelte es für Schauspielerin Jessica Schwarz, die sich für ihre Rolle als unheilbar an Krebs Erkrankte in ‚Heiter bis wolkig‘ wochenlang Schwangerschaftshormone spritzte, um schneller abnehmen zu können und so ihrer mageren und ausgezehrten Filmfigur gerecht zu werden. Ob diese extreme Maßnahme so gesund war, sei dahingestellt. Fakt ist, Jessica Schwarz brilliert in der Dramödie und bringt die Komplexität und den Facettenreichtum ihres Filmcharakters Edda mit einer unglaublichen Leichtigkeit auf die Leinwand.
Tim (Max Riemelt) und Can (Elyas M‘Barek) sind beste Freunde und gehen durch dick und dünn. So ist es auch selbstverständlich, dass Can für seinen Kumpel Tim ein letztes Sexabenteuer klarmachen will, bevor dieser an seinem Gehirntumor stirbt. Der einzige Haken: Tim hat gar keinen Tumor und ist auch nicht zum Sterben verurteilt. Diese makabre Geschichte ist lediglich Teil ihrer Aufreißmasche. Blöd nur, dass eines Abends ausgerechnet Marie (Anna Fischer), die eine unheilbar kranke Schwester (Edda, gespielt von Jessica Schwarz) zu Hause hat, diesem tragischen Schicksal Glauben schenkt und sich in Tim verliebt. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen den Dreien eine wunderbare Freundschaft, die es Tim unmöglich macht, Marie die Wahrheit zu sagen.
Gelungene Interpretation durch Jessica Schwarz
‚Heiter bis wolkig‘ ist der Beweis dafür, dass eine Krebserkrankung nicht immer der Stoff todernster Dramen sein muss. Es ist zugegebenermaßen ein Drahtseilakt, doch die Macher der Dramödie und vor allem die Darsteller zeigen, dass dieser Genre-Mix keineswegs makaber oder gar respektlos ist. Auch wenn die ernsten Szenen überwiegen und die Taschentücher nicht nur einmal zum Einsatz kommen, so sorgt vor allem Hauptdarstellerin Jessica Schwarz mit ihrem Galgenhumor und ihren Aktionen, mit denen sie immer wieder über die Stränge schlägt, für wahre Schmunzler.
Schwarz schafft es, mit ihrer brillianten Interpretation, den Zuschauer immer wieder einzufangen. Sie ist zynisch, traurig, verzweifelt, aber auch witzig und glücklich – die 35-Jährige schafft es, all diese unterschiedlichen Eigenschaften in einer Person zu vereinen, ohne dass es unnatürlich oder unpassend erscheint. Und auch wenn das ehemalige Model eine Sterbenskranke verkörpert, so übertrifft ihre Energie und Präsenz auf der Leinwand die aller anderen um Längen.
‚Heiter bis wolkig‘ ist seinen Gang ins Kino wert. Und Regisseur Marco Petry hat sein Versprechen, den Zuschauer zu „berühren, aber nicht runter[zu]ziehen“, vollends eingehalten. Es ist eine Geschichte mitten aus dem Leben, die gleich mehrere Faktoren aufgreift: Freundschaft, Familie, Träume und Ziele und das Leben an sich, das man schätzen und genießen soll, weil man nie weiß, wann es zu Ende sein kann.
Von Alexandra Mölgen