So sieht der Unterricht in der kalten Jahreszeit aus
Maske auf und Schal um, jetzt wird gelernt!
Schule stellt auf Durchzug
Für Hamburger Schüler heißt es ab heute wieder zurück in die Klasse und Schulbank drücken – allerdings unter verschärften Corona-Regeln. Nach den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz gilt die Maske für ältere Schüler jetzt auch im Unterricht und gelüftet wird per Anordnung im 20-Minuten-Takt. Gebibbert wird heute noch nicht, das könnte sich aber bald schon ändern.
"Stoßlüften macht Schule weiterhin zu einem sicheren Ort"
Die Schüler strömen auf den Schulhof, es geht wieder los. Der Schulstart in Hamburg bringt ein Stück Alltag zurück. Mittlerweile ist es aber ein Corona-Alltag. In der Klasse zurück sammeln die Lehrer zuerst einmal ein Schreiben ein, bei dem die Schüler angeben müssen, ob sie in den Herbstferien in einem Risikogebiet waren. Dazu gibt es für ältere Schüler, Oberstufen- und Berufsschüler die Maskenpflicht jetzt auch im Unterricht und außerhalb der Klasse. Für viele gilt jetzt auch: Pullover einpacken, es könnte frisch werden im Klassenraum. „Wir haben die Maßnahme verhängt, dass die Fenster alle 20 Minuten für zwei, drei Minuten kräftig auf Durchzug gestellt werden – und ich glaube das macht die Schule auch weiterhin zu einem sicheren Ort“, erklärt Ties Rabe, Schulsenator in Hamburg, im RTL-Interview.
Laut Zuschriften, die RTL von Eltern erhalten hat, sorgen sich viele um die Gesundheit ihrer Kinder, die in der Schule sowieso schon häufig frieren. Und auch eine Eltern-Initiative aus Hamburg namens „Familien in der Krise“ kritisiert das Lüften massiv. „Das Thema virenfreie Luft im Unterricht ist zu wichtig. Eine solche Entscheidungen grenzt an Verweigerung, sich intensiv mit innovativen technischen Lösungsmöglichkeiten zu befassen. Man scheut nicht nur Investitionen, sondern geht fahrlässig mit der Gesundheit von Kindern um“, heißt es von der Initiative. Raumluftfilternalgen aufzustellen sei dagegen eine Maßnahme, die die Gesundheit der Schüler schütze.
Hamburgs Schulsenator Rabe sieht darin aktuell allerdings weniger ein Problem, sondern vielmehr einen Vorteil für die Schüler. „Die Maßnahme wurde empfohlen vom Umweltbundesamt und vom Verein für Kinder- und Jugendärzte, die ausdrücklich gesagt haben: das macht Schüler nicht krank, sondern gesünder, nicht nur weil es Corona vermeidet, sondern, weil frische Luft auch nützlich ist, die Gesundheit fördert und Atemwegserkrankungen vorbeugt“. Die Raumtemperatur sinke um zwei bis drei Grad und wem das dann zu kalt werde, der möge sich ein Sweatshirt anziehen. Im Kern sei die Lüftung besser als in muffigen Räumen ständig mit geschlossenen Fenstern zu lernen.
„Zwiebelprinzip für Schüler- und Lehrkräfte jetzt angesagt“
Lüften sei angesichts der aktuellen Corona-Lage eine der sinnvollsten Maßnahmen, wenn es darum gehe, auch alle Schüler unterrichten zu können, sagt Susanne Lin-Klitzing, die Vorsitzende des Philologenverbandes. „Corona-Zeiten sind Krisenzeiten für alle. Wenn wir den Unterricht als Präsenzunterricht für alle in der Schule leisten wollen, können wir uns leider an die AHA + L- Regeln, also das A für Abstandhalten, nicht genau halten, weil wir alle Schüler in zu kleinen Räumen haben. Das bedeutet zwangsläufig beim Lüften: wir müssen uns gut und warm anziehen, wenn alle 20 Minuten quer- und stoßgelüftet wird“, sagt die Vorsitzende des Philologenverbandes im RTL-Interview.
Das Zwiebel-Look-Prinzip sei jetzt angebracht, damit man über dünnere Kleidung, Dickere drüber ziehen kann, wenn die Fenster geöffnet seien. Dass Schüler sich jetzt passend anzögen, darauf müssten Eltern, Schüler und Lehrer jetzt gemeinsam achten.
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Vorsitzende des Philologenverbandes: „Aus meiner Sicht ist das eine Notlösung"
Stoßlüften sei aktuell eine Lösung, allerdings eine „Notlösung“, sagt die Vorsitzende des Philologenverbandes. „Vorausschauend wäre es klug gewesen, bereits ab den Sommerferien alle Klassenzimmer zu kontrollieren, zum einen, ob die Fenster sich öffnen lassen und zum anderen, wo man begleitend durch Raumluftreiniger die Luftqualität unterstützen könnte.“
Ähnlich sieht es auch der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Ein Problem liege jetzt in der Ausstattung der Klassenräume. „Ich fürchte, dass wir in der Mehrheit der Klassenzimmer nicht richtig lüften können, da viele Fenster nur spaltweise zu öffnen sind, teilweise gar nicht zu öffnen sind und auch kein Durchzug entstehen kann, selbst wenn die Türen geöffnet sind. Da gibt es eigentlich nur ein Mittel und das wären effektive Raumluft-Filteranlagen. Die sind nicht billig, die kosten um die 2.000 bis 3.000 Euro, aber ich glaube das muss uns der Gesundheitsschutz an Schulen wert sein, so Meidinger im RTL-Interview.
Ein vorausschauenderes Handeln von der Politik sei jetzt auch mit Blick auf die Abschlussprüfungen im kommenden Jahr wichtig, erklärt Susanne Lin-Klitzing im RTL-Interview . „Wir müssen vor Weihnachten jetzt auch ins neue Schuljahr schauen und überlegen, was wird eigentlich mit den Abschluss- und Abiturprüfungen im nächsten Frühjahr.
Viele der Hamburger Schüler sind zum Schulstart von den neuen Corona-Maßnahmen und dem dauerhaften Tragen der Maske genervt, sehen die Maßnahme aber als notwendig an. Die wenigsten stört heute das Stoßlüften, aber es ist auch noch nicht kalt genug.
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