Stolpersteine erinnern an ihr Schicksal vor 82 Jahren
800 Juden aus Hamburg werden bei "Polenaktion" abgeschoben
800 Jüdinnen und Juden aus Hamburg sind betroffen
Der Gedenkstein am Paul-Nevermann-Platz in Hamburg-Altona ist auf den ersten Blick wohl eher unscheinbar. Dabei ist er eines der wenigen Zeugnisse der sogenannten „Polenaktion“, die den Auftakt zur Massendeportation der Juden in Deutschland kurz vor dem zweiten Weltkrieg bildet.
Jedes Jahr gibt es eine Gedenkveranstaltung
„Es ist für uns eine Erinnerung und Mahnung, dass das nie wieder geschehe. Und dass wir wachsam sein müssen gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus“, sagt Probst Thomas Drope, der jährlich bei einer Gedenkveranstaltung an die „Polenaktion“ und das Schicksal vieler Menschen aus Hamburg erinnert. Vor 82 Jahren werden Ende Oktober alle Jüdinnen und Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit in den Morgenstunden festgenommen. Sie kommen in eine Turnhalle, werden stundelang festgehalten, niemand weiß, was passieren wird.
Ungewissheit, Angst, Panik
„Die Menschen, die in diese Turnhalle kamen, hatten bereits jahrelange Verfolgungserfahrungen hinter sich. Und wussten also, wenn sie morgens von der Polizei aus dem Bett geholt werden, das bedeutet nichts Gutes. Und sie kamen in einem Zustand sicherlich großer Angst, zum Teil Panik, hier an. Und die Szenen die sich hier abgespielt haben, müssen herzzerreißend gewesen sein“, erzählt Theo Bruns von der Geschichts-AG der Fux-Genossenschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Vergangenheit der Anlage aufzuarbeiten.
Für die verängstigten Menschen geht es 1938 weiter nach Hamburg-Altona, denn von hier aus fährt der Zug nach Polen.
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Die Erinnerung lebt weiter
800 Jüdinnen und Juden mit polnischer Staatsbürgerschaft aus Hamburg, 17.000 Menschen insgesamt aus ganz Deutschland, werden in diesen Tagen ausgewiesen – doch Polen will sie nicht aufnehmen. Die Menschen landen zum Teil in Auffanglagern an der Grenze, müssen unter schlimmsten Bedingungen leben. Viele von ihnen werden später in Vernichtungslagern ermordet.
Die Erinnerung an ein paar Menschen bleibt bis heute mit dem Schicksal der Stadt Hamburg verwurzelt – als Stolpersteine vor den Häusern, in denen sie bis zur „Polenaktion“ noch gelebt haben.