Hamas verkündet Waffenruhe im Gazastreifen

Warten auf offizielle Ankündigung

Nach fast einer Woche gegenseitigen Beschusses ist ein Ende der Gewalt am Gazastreifen in Sicht. Nach Angaben der Hamas haben sich Israel und die radikale Hamas im Gazastreifen auf eine Waffenruhe verständigt. Die Feuerpause sollte ursprünglich um 20 Uhr (MEZ) verkündet werden, drei Stunden später soll sie dann auch in Kraft treten, teilte die Hamas mit. Ägyptische Medien meldeten, Kairo warte noch auf Israels endgültige Antwort. Eine offizielle Ankündigung blieb bislang aus.

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Ägyptens Präsident Mursi hatte gehofft, seine Bemühungen würden zur Waffenruhe führen.
dpa, Khaled Elfiqi

Zuvor hatte auch ein ägyptischer Sicherheitsbeamter, der an den Verhandlungen in Kairo beteiligt war, der BBC berichtet, dass sich die Konfliktparteien auf eine Waffenruhe geeinigt hätten. "Der Deal ist perfekt", wurde der Mann zitiert. Auch Ägyptens Präsident Mohammed Mursi kündigte zuvor an: "Der israelische Angriff auf den Gazastreifen wird heute enden. Die Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen der palästinensischen und der israelischen Seite werden in den nächsten Stunden positive Ergebnisse bringen."

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad kündigte für den Abend eine Erklärung an. "Die Führungen des Islamischen Dschihad und der Hamas sowie die ägyptischen Vermittler werden eine Pressekonferenz abhalten, um eine Waffenruhe mit Israel auszurufen", hieß es auf einer dem Dschihad nahestehenden Nachrichtenseite. Diese ließ jedoch auf sich warten.

Grundlage der Vereinbarung sei, dass Vertreter Israels, Ägyptens und der USA die Waffenruhe überwachten, hieß es. Wie unter Berufung auf die Regierung in Jerusalem weiter berichtet wurde, soll die Vereinbarung den Menschen im Süden Israels zumindest ein bis zwei Jahre Sicherheit vor Angriffen garantieren.

Sechs Palästinenser öffentlich hingerichtet

Generell ist Israel nach den Worten seines Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ein "Partner für eine langfristige Lösung" im Konflikt mit militanten Palästinensern im Gazastreifen. Zugleich warnte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Jerusalem aber auch, Israel könne jederzeit wieder zu militärischen Maßnahmen zurückkehren. "Israel wird tun, was notwendig ist", wenn es keine diplomatische Lösung für das Problem der Raketenangriffe aus der Enklave auf Israel gebe, sagte Netanjahu.

Indes haben Mitglieder der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas sechs Palästinenser wegen angeblicher Kollaboration mit Israel öffentlich hingerichtet. Die Opfer seien gefesselt gewesen und ohne Gerichtsverhandlung auf der Straße im Norden von Gaza-Stadt erschossen worden, berichteten Augenzeugen. Anschließend blieben die Leichen für Schaulustige liegen.

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind mindestens 16 Palästinenser getötet worden. Unter ihnen seien auch zwei Kameramänner einer Fernsehstation der Hamas, berichtete das Al-Aksa-TV. Die Luftwaffe habe ihr Auto angegriffen, obwohl es mit einer Aufschrift als Presse-Fahrzeug gekennzeichnet war. Auch ein israelischer Soldat kam bei Angriffen ums Leben. Damit starben bislang bei Angriffen 133 Menschen im Gazastreifen und fünf in Israel. Fast 1.000 Menschen wurden verletzt, die meisten von ihnen Palästinenser.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Vereinten Nationen auf, ein sofortiges Waffen-Embargo gegen Israel, die Hamas und andere bewaffnete Gruppen im Gazastreifen zu verhängen und internationale Beobachter in die Region zu entsenden. Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) äußerte sich besorgt über die vielen zivilen Opfer.