Wegschauen, Schweigen, Vertuschen - so gingen die obersten Kirchenmänner im Erzbistum Köln jahrzehntelang mit sexuellem Missbrauch um.
Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, dass heute in Köln vorgestellt wurde. 314 Opfer sexueller Gewalt entdeckten die Gutachter in den Akten des Erzbistums. Sie stellten 75 Verstöße gegen das Kirchenrecht fest. Dabei gingen die Kirchenoberen u.a. Hinweisen auf Missbrauch nicht nach oder zeigten die Fälle nicht an. Dem ehemaligen Erzbischof Kardinal Meisner legt das Gutachten 24 Pflichtverletzungen zur Last. Der aktuelle Erzbischof Kardinal Woelki dagegen wird entlastet. Er zog erste Konsequenzen und stellte zwei führende Geistliche von ihren Aufgaben frei.
Schwere Vertrauenskrise
Das Erzbistum Köln und sein oberster Hirte Erzbischof Kardinal Woelki stecken seit Monaten in einer schweren Vertrauenskrise. 6000 Kölner warten derzeit auf einen Austrittstermin. Grund ist auch der Streit um ein erstes Missbrauchsgutachten. Das hatte Woelki wegen angeblicher juristischer Mängel zurückgehalten. Weitere Konsequenzen aus dem zweiten Gutachten will das Erzbistum am kommenden Dienstag verkünden.