Flugzeug-Crash in Hessen mit acht Toten gibt Rätsel auf
Das Wetter war gut und die Piloten erfahren
Es ist eines der schwersten Flugzeug-Unglücke der vergangenen Jahre in Deutschland: Bei der Kollision zweier Kleinflugzeuge in Hessen starben acht Menschen, darunter vier Kinder. Die Katastrophe ereignete sich rund 30 Kilometer nördlich von Frankfurt nahe Wölfersheim. Die Suche nach der Ursache gibt den Ermittlern Rätsel auf. Von den Obduktionen der acht Leichen erhoffen sie sich neue Erkenntnisse. Auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig ist eingeschaltet.
Deren Experten rechnen mit schwierigen und langwierigen Untersuchungen. "Es wird voraussichtlich einige Wochen dauern, bis wir alles gesichtet haben", sagte BFU-Experte Ralf Weigand an der Unglücksstelle. Die Fachleute untersuchten im Schneetreiben die Unfallstelle. Die beiden Wracks lagen etwa 400 Meter voneinander entfernt. Die beiden Maschinen waren nach dem Zusammenstoß abgestürzt. Es handelt sich um Kleinflugzeuge, zwei sogenannte Tiefdecker.
"Für Laien ist es sicherlich nicht verständlich, wie die Maschinen bei bestem Wetter überhaupt zusammenstoßen konnten", sagte Polizeisprecher Erich Müller. Zum Zeitpunkt der Katastrophe gegen 16.15 Uhr sei die Sicht klar gewesen. Am Steuer der Maschinen hätten erfahrene Piloten gesessen. In einem Flieger war ein Pilot der Lufthansa. Die Fluglinie bestätigte das, nannte aber keine Details. Ob er das Flugzeug gesteuert hatte, ist nicht bekannt.
Eine Maschine war den ersten Erkenntnissen zufolge mit zwei Erwachsenen und drei Kindern besetzt. Sie soll auf dem Weg von Stadtlohn (Nordrhein-Westfalen) nach Aschaffenburg (Bayern) gewesen sein. Das andere Flugzeug mit zwei Erwachsenen und einem Kind an Bord soll von Koblenz gekommen und vermutlich im Landeanflug auf den nahe gelegenen Flugplatz von Reichelsheim gewesen sein. Ob es sich um Familien handelte, ist noch nicht bekannt. Zur Identität der Toten machte die Polizei keine Angaben.
"Es ist ein schreckliches Bild“
Die Trümmer lagen über mehrere hundert Meter auf einem Feld nahe dem Ortsteil Melbach verstreut. "Es ist ein schreckliches Bild, das sich hier den Einsatzkräften bietet", sagte der Landrat des Wetteraukreises, Joachim Arnold. Auch Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) kam zu dem Unglücksort und sprach von einem erschütternden und furchtbaren Bild. Den Helfern dankte er für ihren Einsatz: "Ich habe den allergrößten Respekt vor dem, was die Männer und Frauen angesichts des schweren Einsatzes hier geleistet haben."
Der nur wenige Kilometer von der Absturzstelle entfernte Flugplatz Reichelsheim wird vor allem von Geschäfts- und Freizeitmaschinen angeflogen. Dort ist auch der Rettungshubschrauber des Luftrettungszentrums Hessen stationiert. Dieser wurde von der Leitfunkstelle Frankfurt alarmiert, für die Opfer kam aber jede Hilfe zu spät.
Erst im März war in der Nähe des südhessischen Flugplatzes Egelsbach ein Flugzeug abgestürzt. Auch dieser wird hauptsächlich von kleineren Maschinen angeflogen. Dabei waren drei Männer und zwei Frauen gestorben.
Im August 2011 waren beim Zusammenstoß zweier deutscher Kleinflugzeuge in Österreich drei Menschen ums Leben gekommen. Im Sommer 2009 starben vier Menschen, als ein Hubschrauber und ein Kleinflugzeug nahe Ellwangen im Ostalbkreis (Baden-Württemberg) zusammenprallten.