Ex-Polizist Nick Hein nimmt Berliner Kollegen nach Party in Schutz: "Das hat keine Sau mitbekommen"

Berliner Polizisten wieder nach Hause geschickt

Sex in der Öffentlichkeit, Waffenspielchen und Wildpinkeln im Rudel: Es sind schwere Vorwürfe, die sich drei Einsatzhundertschaften der Berliner Polizei gefallen lassen müssen. Statt sich nächste Woche auf dem G20-Gipfel um die Sicherheit zu kümmern, ist für die Beamten jetzt schon Schluss. Ihre Kollegen von der der Polizei Hamburg schickten sie schon vor Beginn des G20-Gipfels wieder nach Hause. Ex-Polizist Nick Hein war selbst elf Jahre lang im Einsatz und weiß selbst ganz genau, wie der Alltag eines Polizisten aussieht. Er kann die ganze Aufregung nicht so recht verstehen und bricht für seine ehemaligen Kollegen eine Lanze.

"Der Alkoholkonsum wurde nicht vom Hamburger Polizeichef kritisiert"

Sie waren elf Jahre lang selber als Polizeibeamter unterwegs. Was denken Sie, wenn Sie solche Bilder sehen - wie konnte es so weit kommen?

Nick Hein: Wenn man sich das Bild ansieht, das in der Öffentlichkeit herumgeht, dann sieht man vielleicht 20 bis 30 Polizisten, die ihr Getränk hochhalten. Die einzige Person, die auf dem Dach steht ist die, die das Foto macht. Ich finde das nicht so schlimm, wenn man davon ausgeht: Da waren drei Hundertschaften - 250 Polizisten - und 30 von ihnen haben 24 Stunden vor ihrem Einsatz was getrunken, während der Rest im Bett war.


Sie würden sagen: Das ist deren Privatsache und hat mit ihrer Arbeit nicht so viel zu tun?


Hein: Ich würde sagen, dass sie 24 Stunden vor ihrem Einsatz ein bisschen Zeit totzuschlagen hatten. Die haben sie nach ihrem Ermessen genutzt. Es ist niemand verletzt oder beleidigt worden und es wurde nichts beschädigt. Das, was jetzt an die Öffentlichkeit geht, ist ein Foto, das von einem Polizisten selbst gemacht wurde. Jetzt muss man auf die Sachen eingehen, die behauptet werden - was ist davon wahr und inwiefern ist das wirklich so schlimm?


Saufgelage aus dem Ruder gelauden, wildpinkeln, öffentlicher Sex: Das sind alles Sachen, die man mit der Polizei nicht unbedingt verbinden möchte. Man will doch, dass sie auf einen bevorstehenden Einsatz gut vorbereitet sind. Da kann man nicht sagen: Das ist schon okay so.


Hein: Man muss das ins Verhältnis setzen, nehmen wir mal die Wildpinkler: Ich weiß nicht, wie viele Toiletten die Kollegen dort hatten. Das waren ein paar Jungs, die gesehen haben, die Toiletten sind besetzt und sich daraufhin entschieden haben, gegen das Gebüsch zu pinkeln an den Innenzaun, der ungefähr zehn Meter vom Außenzaun entfernt ist. Dann kommt eine Bundesstraße, dann irgendwann eine Autobahn und das wird alles von Wald umringt. Das war so fernab vom Schlag - das hat keine Sau mitbekommen. Außer der Wachdienst vom Gelände.

"Blöd gelaufen, sie hätten sich nicht erwischen lassen sollen"

Können Sie sich erklären, warum es dann so eine große Aufregung gibt?


Hein: Man kennt die Verhältnisse nicht, was passiert ist und wie es passiert ist. Und man denkt, die haben sich da alle besoffen: Das Wichtigste, was man bedenken muss: Der Alkoholkonsum wurde nicht vom Hamburger Polizeichef kritisiert. Das war nicht das Problem. Das, was kritisiert wird, ist die Pinkelei und der Geschlechtsverkehr. Und da muss ich ganz ehrlich sagen: Blöd gelaufen, sie hätten sich nicht erwischen lassen sollen oder es drin gemacht, das wäre besser gewesen. Aber dafür jetzt drei Hundertschaften nach Hause schicken?

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Das ganze Interview sehen Sie im Video. Nick Hein redet - wie gewohnt - Klartext.