Erdogan droht den USA mit Ende der Partnerschaft
"Türkei könnte nach neuen Freunden und Verbündeten suchen"
Trump und Erdogan – zwei Namen, die halten, was sie versprechen: markige Worte, Drohungen, Streit. Nach dem Absturz der türkischen Lira hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den Nato-Bündnispartner USA vor einer weiteren Eskalation der Krise gewarnt. Sollte die US-Regierung die Souveränität der Türkei nicht respektieren, "dann könnte unsere Partnerschaft in Gefahr sein", schrieb er in einem Gastbeitrag der "New York Times".
Türkische Lira fällt auf Rekordtief
In dem Beitrag ist die Rede davon, die Türkei könnte "nach neuen Freunden und Verbündeten" suchen. Zuvor hatte Erdogan seine Landsleute angesichts des dramatischen Wertverlustes der Lira zum Zusammenhalt aufgerufen. "Keine Bedrohung, Erpressung oder Operation wird die Türkei einschüchtern", schrieb Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin auf Twitter. "Die Türkei wird auch diesen Kampf gewinnen."
Die Verantwortung für den dramatischen Absturz der Lira wies Erdogans Regierung von sich. "Diejenigen, die glauben, dass sie die Türkei mit Wirtschaftsmanipulationen in die Knie zwingen, kennen diese Nation anscheinend gar nicht", sagte Erdogan. Wen er konkret beschuldigt, sagte er nicht. In einer Ansprache hatte er kurz zuvor von einem "Wirtschaftskrieg" gegen die Türkei gesprochen.
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Die Lira war am Freitag auf ein Rekordtief gefallen: Für einen Dollar wurden zeitweise 6,87 Lira fällig, zu Monatsbeginn mussten weniger als 5 Lira für einen Dollar ausgegeben werden. Erdogan hatte im Frühjahr eine stärkere Einflussnahme der Regierung auf die Zentralbank angekündigt. Er lehnt Zinserhöhungen ab, um die Inflation zu bekämpfen, die inzwischen die 15-Prozent-Marke überstiegen hat. Mit dieser Haltung widerspricht er diametral der gängigen Wirtschaftslehre.
Trump befeuert die Krise per Twitter
Unterdessen heizte US-Präsident Donald Trump die Währungskrise in der Türkei bewusst weiter an. Er twitterte: "Ich habe gerade eine Verdopplung der Zölle auf Stahl und Aluminium hinsichtlich der Türkei bewilligt." Die Beziehungen zur Türkei seien "nicht gut". Trump verwies ausdrücklich darauf, dass die Lira "schnell gegenüber unserem sehr starken Dollar abrutscht!"
Die Regierung in Ankara kündigte umgehend Vergeltung an. "Allen Schritten gegen die Türkei wird wie bislang die notwendige Antwort gegeben werden", teilte das Außenministerium mit. "Die USA sollten wissen, dass sie mit solchen Sanktionen und Druck keine Ergebnisse erzielen werden."
In seinem "Times"-Gastbeitrag warf Erdogan der Trump-Regierung vor, den türkischen Prediger Fethullah Gülen nicht auszuliefern. Erdogan macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Erdogan schrieb, der Putschversuch ähnele dem, "was das amerikanische Volk zweifellos nach Pearl Harbor und den Angriffen vom 11. September erlebt haben". Gülen lebt im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania.