Für immer und ewig - geht was wirklich?

Forever Love: Experten erklären, wie eine Ehe für immer hält

Ehepaar im Vordegrund, Experten im Hintergrund.
Wie kann die "Ehe für immer" funktionieren? Die Paartherapeuten Eva Maria und Wolfram Zurhorst geben mit Psychotheraput Dr. Wolfgang Krüger Tipps.
RTL NewMedia, istock

von Madeline Jäger

Ach herrje, das verflixte siebte Jahr – glauben Sie an diesen Beziehungsmythos?

Laut Statista, einer deutschen Online-Plattform für Statistiken, betrug die Scheidungsrate in Deutschland im Jahr 2022 stolze 35,15 Prozent – auf drei Ehen kommt somit eine Scheidung. Eine Quote, in die sich nun auch die Pochers einreihen. Denn: Wie das Paar vergangene Woche in seinem Podcast bekannt gibt, gehen Amira und Olli ab sofort getrennte Wege. Doch wie kann eine Ehe lange halten? Oder ist „Für immer und ewig“ der viel größere Mythos? Wir haben bei den Beziehungsexperten Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut, und Wolfram Zurhorst, Beziehungs- und Life-Coaches, nachgehört. Welche Ehen sind zum Scheitern verurteilt? Und unter welchen Bedingungen können Langzeitbeziehungen definitiv funktionieren?

„Ehe für immer“ – geht das überhaupt? Dr. Wolfgang Krüger beschreibt positive Entwicklung

Die durchschnittliche Ehedauer ist in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen. Von 12,6 Jahren auf nun fast 15 Jahre! Das gilt in Expertenkreisen als Sensation“, sagt Dr. Wolfgang Krüger. Jedes Jahr verlängere sich die Dauer von Partnerschaften.

„Wir gehen auch davon aus, dass Partnerschaften besser werden. Der langfristige Trend, den es früher gab, dass man sich immer schneller trennt, ist heute nicht mehr vorhanden“, beschreibt Krüger. Und beschreibt dann ein brandaktuelles Phänomen.

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Ukraine-Krieg wirkt sich sogar auf Beziehungen aus: Zeitgeist schreit nach mehr Beständigkeit

Immer in Zeiten von gesellschaftlicher Verunsicherung und angesichts von Bedrohungen gibt es in Beziehungen ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Man bleibt dann lieber zusammen und sieht den Wert von Beständigkeit. Das haben wir momentan in einem Ausmaß, wie wir es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben.“ Gerade würden wir hierbei auch die Angst vor einem Atom-Krieg, die Geldentwertung und die Sorge vor Klima-Katastrophen hinzubekommen. „Auch im Bereich von Partnerschaft werden durch diese Entwicklungen die Trennungen zurückgehen. Ich rechne sogar damit, dass das Fremdgehen zurückgeht“, vermutet der erfahrene Psychotherapeut.

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Lebenslange Beziehungen: Ist das möglich? Richtungsstreit unter Paartherapeuten

Trotz alledem seien sich Paartherapeuten aber einig, dass es lebenslange Beziehungen, wie zu Sigmund-Freud-Zeiten (bis 1939) heute kaum noch gibt. Unter den Experten herrscht dazu aktuell ein Richtungsstreit: Während die einen an die lebenslangen Beziehungen glauben, geht die andere Seite davon aus, dass aus einer Partnerschaft nach einer gewissen Zeit die Luft raus ist.

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Dr. Wolfgang Krüger
Dr. Wolfgang Krüger ist seit über 40 Jahren als tiefenpsychologischer Psychotherapeut tätig.
Privat, Dr. Wolfgang Krüger

Partnerschaft auf Lebenszeit? Psychotherapeut benennt vier Voraussetzungen

Doch Wolfgang Krüger gehört tendenziell zur ersten Gruppierung und beschreibt vier Voraussetzungen zum Bestehen einer lebenslangen Bindung, Ehe oder Partnerschaft.

  • Das Wichtigste in einer Partnerschaft ist der Respekt, also der Umgang miteinander. Wenn der wertschätzende Umgang miteinander gelingt, haben wir große Chancen darauf, dass die Beziehung gut geht
  • Eigenleben in einer Beziehung behalten! Beide haben eine Persönlichkeit mit eigenen Interessen und einem eigenen Freundeskreis. Es soll sich ein „Wir“ bilden, aber das „Ich“ muss bleiben
  • Bindungsfähigkeit beider Partner muss vorhanden sein
  • Diplomatische Streitkultur: Streitigkeiten dürfen niemals dazu führen, dass sie am Fundament der Beziehung sägen

„Ich bin der festen Überzeugung, dass Partnerschaften sehr lange dauern können. Es gibt immer massive Gründe, wenn eine Partnerschaft scheitert“, erklärt Krüger seine Überzeugung.

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Wolfram Zurhorst beschreibt Problem, wenn Beziehungen kein Selbstläufer mehr sind

Was aber sind die häufigsten Gründe für scheiternde Beziehungen? Wolfram Zurhorst und seine Frau Eva-Maria zählen zu Deutschlands bekanntesten Paartherapeuten und wissen, wann es nicht mehr weitergeht. „Viele werfen zu früh das Handtuch. Das bemerken wir in unserer täglichen Arbeit immer wieder. Dabei sind Krisen in Beziehungen normal und sogar wichtig, jedoch selten ein Grund, deshalb eine Partnerschaft oder Ehe zu beenden. Beziehung ist Entwicklung! Und beide müssen sich immer wieder herausfordern, von Standpunkten loszulassen! Die Ehen, die nach zehn, zwanzig Jahren scheitern, scheitern meist nicht am falschen Partner, sondern daran, dass mindestens einer von beiden nicht bereit war, sich emotional weiterzuentwickeln und auch mal mit unangenehmen Gefühlen und Ängsten offen umzugehen“, berichtet Wolfram Zurhorst aus seiner Praxis.

Gerade Männern würde es häufiger schwerfallen, sich auch mal verletzlich zu zeigen und darüber zu sprechen. Das größte Problem sei die aber die eigene Unsicherheit und Unbeholfenheit, bei beiden Partnern, wenn die Beziehung nach einigen Jahren kein Selbstläufer mehr ist.

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Wolfram Zurhorst gibt Langzeit-Beziehungstipps, auf die es wirklich ankommt

„Wenn die Ehe dann so richtig in der Sackgasse steckt, dann gehen Paare oft immer mehr auf Tauchstation oder stecken in immer den gleichen Kämpfen fest, statt sich Hilfe zu suchen. Dabei kann eine neue Sicht von außen oft so viel in Bewegung bringen“, beschreibt Zurhorst. Es koste viele Paare sehr viel Überwindung, sich Unterstützung zu suchen. „Aber lieber resigniert nebeneinander her leben reicht eben nicht. Ich höre oft: Wir sind ein gutes Team. Doch darauf alleine kommt es leider nicht an“, so Zurhorst und beschreibt, was bei Langzeitbeziehungen wirklich wichtig ist:

  1. Sich selbst immer besser kennenlernen und sich seinen eigenen Schwächen und Ängsten bewusst werden – wenn ich mir nicht nahe bin, kann es mein Partner auch nicht sein
  2. Gefühle - auch unangenehme - zeigen und kommunizieren! Gerade Männer trauen sich häufig nicht ihre Emotionen zu thematisieren – ein Riesenthema in der aktuellen Zeit
  3. Von den vielen Verpflichtungen und Ablenkungen im Außen etwas loslassen – sich stattdessen Zeit für sich selbst nehmen UND für die Beziehung
  4. Den Mut zu haben, sich selbst zu hinterfragen und sich auch mal hinterfragen zu lassen
  5. Perspektivwechsel vornehmen! Nehmen Sie die Seite Ihres Partners ein, oft will er sie nicht verändern, sondern nur besser kennenlernen

Ihre Meinung ist gefragt! Glauben Sie an die "Ehe für immer"?

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Paartherapeut Zurhorst über Ehen, die zum Scheitern verurteilt sind

Gibt es bestimmte Ehen, die zum Scheitern verurteilt sind? „Ich biete auch Trennungsbegleitungen an. Und ich sage immer dann, wenn die Partner schon sehr an sich gearbeitet und trotzdem keinen gemeinsamen Nenner mehr gefunden haben, dass es nicht mehr geht. Wenn die eigene Entwicklung und die des Partners in eine ganz andere Richtung geht, als in die, von der beide aus einmal gestartet sind, dann funktioniert es nicht mehr.“

Und: „Wenn es um Gewalt in der Ehe geht oder einer von beiden extreme Sucht-Probleme hat, dann kann der andere Partner noch so sehr an sich arbeiten, aber das Problem wird sich erst dann lösen, wenn der Betroffene selbst seine Schritte tut. Meist hilft nur vollkommen loslassen und sich selbst wieder in die Kraft bringen." Hier sollten Partner externe Hilfen in Anspruch nehmen.

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Paartherapeuten Eva Maria und Wolfram Zurhorst – was ist ihr persönliches Geheimnis?

Leider ist Eva Maria Zurhorst zum Interview-Zeitpunkt kurzfristig erkrankt, deswegen beschreibt Wolfram Zurhorst im RTL-Gespräch alleine das Geheimnis ihrer Ehe, die schon länger als 25 Jahre hält. Die Grundpfeiler für eine solche Beziehung würden in der Kommunikation miteinander liegen, das sei essenziell. Und: „Über eigene Bedürfnisse sprechen, sich aber auch Raum für sich selbst nehmen, das ist wichtig.“ Der Geheim-Tipp des Ehepaares: „Meditation, jeder meditiert regelmäßig für sich.“ Beide haben es schon unzähligen Menschen gezeigt, wie man statt da draußen beim Partner die Dinge in sich selbst verändern kann. „Es kann eine so große Hilfe für Ehepaare sein, die mehr zu sich selbst, aber auch zueinander finden wollen.“

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