09. März 2020 - 10:25 Uhr
Drastische Maßnahmen
Italiens Regierung greift zu drastischen Maßnahmen, um die Verbreitung des Corona-Virus zu stoppen. Große Teile des wirtschaftlich starken Nordens werden gesperrt, die Regierung schränkt Bewegungsfreiheit von rund 16 Millionen Bürgern im Norden drastisch ein. Betroffen sind unter anderem die Metropole Mailand und die Touristenhochburg Venedig. Im Video erklärt Giuseppe Conte, Italiens Premierminister, welche weiteren Maßnahmen auch für ganz Italien geplant sind.
Sperrungen sollen bis 3. April gelten

Die Menschen in der wirtschaftsstarken Lombardei und in 14 anderen Provinzen dürften nur noch bei triftigen Gründen aus der Gegend hinaus oder in sie hinein, sagte Conte. Unklar war allerdings, wie genau die Kontrollen stattfinden sollen und wie zum Beispiel Touristen ausreisen können.
Die Sperrungen sollen von sofort bis zunächst zum 3. April gelten. Conte sagte zugleich, gebe es keinen Stopp für Flüge und Züge. Es handle sich nicht um "rote Zonen". Aber eine Fahrt müsse einen Grund haben. Und die Polizei könne Menschen anhalten und danach fragen. "Wir stehen vor einer nationalen Notlage", sagte Conte.
Unternehmen befürchten extreme Folgen

Von den Abriegelungen sind neben der Lombardei, dem wirtschaftlichen Herz Italiens, auch Städte wie Parma, Modena oder Padua betroffen. Conte sagte, er habe dazu ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Befürchtet werden extreme Folgen für Unternehmen auch aus dem Ausland.
Conte bestätigte auch weitreichende Verbote für das ganze Land. Alle Kinos, Theater, Museen, Sportclubs, Demonstrationen und viele andere Veranstaltungen müssen schließen oder fallen aus. Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen.
Verband erwägt Abruch der italienischen Fußball-Meisterschaft

Auch der Volkssport Fußball steht zur Debatte. Italiens Sportminister Vincenzo Spadafore hat die sofortige Aussetzung der Spiele in der Fußball-Serie-A gefordert. Der Präsident Spielergewerkschaft AIC sagte: "Das Spiel, das wir gewinnen müssen, wird zurzeit außerhalb der Stadien ausgetragen."
In einer Sondersitzung am Dienstag will der italienische Fußball-Verband (FIGC) am kommenden Dienstag über die Fortführung der italienischen Serie A entscheiden.
Lob von der WHO: "Kühn und mutig"
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat die Maßnahmen Italiens gelobt. "Die Regierung und die Menschen in Italien unternehmen kühne, mutige Schritte, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und um ihr Land und die Welt zu schützen", schrieb er. "Sie bringen wahre Opfer."
Die WHO stehe solidarisch an der Seite Italiens und werde das Land auch weiterhin unterstützen.