Bundestags-Debatte um Bluttest

Down-Syndrom: Wir haben über Abtreibung nachgedacht

Bluttest war zu teuer

Es war kein leichter Weg für Stefanie Laukner und Markus Schreiber. Schon in den ersten Schwangerschaftswochen wurde bei einer invasiven Fruchtwasser-Punktion festgestellt: Ihr Baby hat Trisomie 21. Bei dem gefährlichen Eingriff hätte das Kind verletzt werden können. Gewissheit hätte auch ein Bluttest gebracht, doch der ist teuer. Am Donnerstag wird nun im Bundestag darüber diskutiert, ob er zukünftig von Krankenkassen bezahlt werden soll.

"Wir haben es relativ früh erfahren"

Es war eine Nackenfaltenmessung ihres Babys, die die Welt von Markus Schreiber und Stefanie Laukner auf den Kopf stellte. Eine Routineuntersuchung in der Schwangerschaft, die auf das Down-Syndrom hinweisen kann. Und tatsächlich: Irgendetwas stimmte nicht. Eine Fruchtwasseruntersuchung ergab: Ihr kleiner Adrian hatte das Down-Syndrom. "Wir haben es relativ früh erfahren. In der zwölften Schwangerschaftswoche", sagte die Mutter. Die Gewissheit sei ihr wichtig gewesen, um sich auf das, was auf sie zukäme einzustellen.

Ein Bluttest hätte schon früher Auskunft geben können. Außerdem ist er - anders als die Fruchtwasseruntersuchung - ungefährlich für das Kind. "Den Bluttest konnten wir uns damals nicht leisten. Wir waren beide in der Ausbildung. Wir haben uns für die Fruchtwasserpunktion entschieden, die ein invasiver Eingriff ist, der nicht hätte sein müssen."

90 Prozent brechen die Schwangerschaft ab

News Bilder des Tages Mit einer Demonstration unter dem Motto: INKLUSION STATT SELEKTION protestieren Eltern und Betroffene anlässlich der Bundestagsdebatte über den Nutzen nichtinvasiver Bluttests zur Diagnose von Trisomien, wie etwa dem Down-Syndro
Eltern und Betroffene protestierten anlässlich der Bundestagsdebatte gegen die Bluttests zur Diagnose von Trisomien.
www.imago-images.de, imago images / snapshot, via www.imago-images.de

Genau darüber wurde jetzt im Bundestag diskutiert. Gesundheitsminister Jens Spahn will den teuren Bluttest zur Kassenleistung machen. In der Kritik stand dabei vor allen Dingen, dass Eltern sich im Falle einer positiven Trisomie-21-Diagnose gegen das Kind entscheiden könnten und so eine Art Designer-Baby-Gesellschaft entstehen könnte. Schon jetzt läge die Abtreibungs-Quote bei diagnostiziertem Down-Syndrom im Mutterleib bei 90 Prozent. In der Debatte argumentierten die Abgeordneten sehr persönlich und emotional.

  • Michael Brand von der SPD befürchtete er, es könnte ein Druck für Frauen entstehen, das Bluttest-Angebot wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren.
  • Der CDU-Abgeordnete Stephan Pilsinger - selbst Arzt - verwies darauf, dass der Test auch falsche Ergebnisse hervorbringen könnte. Das könne dazu führen, dass auch Babys ohne Genmutation abgetrieben würden.
  • Kathrin Helling-Plahr, Abgeordneter der FDP sagte, dass auch sie einen Bluttest in der Schwangerschaft gemacht habe. Damals habe sie die Kosten allerdings selbst tragen müssen. Es sei eine Risikoschwangerschaft gewesen, deshalb habe sie Gewissheit über den Gesundheitszustand ihres Babys haben wollen.
  • Kirsten Kappert-Gronther von den Grünen stellte klar, dass das Down-Syndrom für sie keine Krankheit sei. Als Negativ-Beispiel nannte sie Island. Seitdem es dort den Bluttest als Kassenleistung gebe, sei die Abtreibung von Trisomie-21-Babys zur Regel geworden.
Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

"Wir hatten schon kurz die Überlegung"

Adrian, Stefanie Laukner und Markus Schreiber
Adrian, Stefanie Laukner und Markus Schreiber
unbekannt, RTL.de, RTLi

Auch Stefanie Laukner und Markus Schreiber haben nach der Diagnose über eine Abtreibung nachgedacht. "Wir hatten schon kurz die Überlegung, wir waren uns nicht sicher", erinnert sie sich im RTL-Interview. Heute ist die Familie glücklich darüber, sich für den kleinen Adrian entschieden zu haben. Trotzdem ist Stephanie für die Kassenübernahme des Bluttests. "Vorsorge in der Schwangerschaft sollte kein Privileg sein. Die emotionale Geschichte des Paares sehen Sie oben im Video.