"Damit du weißt, was Trennungsschmerzen sind" - über viereinhalb Jahre Haft für Säureangriff auf Ehefrau

Urteil nach Säureattacke
Der Angeklagte wollte, dass seine Frau die "Trennungsschmerzen" spürt.
dan kno, dpa, Daniel Reinhardt

Ein Honigglas voll mit Salzsäure

Der 56-Jährige hatte ein Honigglas gefüllt mit Salzsäure dabei, als er am 7. November zum Arbeitsplatz seiner Ehefrau nach Hamburg-Wandsbek kam. Die 46-Jährige, die in einem Jobcenter arbeitete, hatte sich Monate zuvor schon von ihm getrennt. Der Mann gab ihr ein Anwaltsschreiben. Während sie las, goss er ihr die Säure über Gesicht und Dekolleté. "Damit du weißt, was Trennungsschmerzen sind", sagte er dabei. Nun wurde er verurteilt.

Täter bezeichnet Tat als "Kurzschlussreaktion"

ARCHIV - Feuerwehrkräfte kommen am 07.11.2016 in Hamburg aus der Jugendberufsagentur Hamburg-Wandsbek. Eine 46 Jahre alte Frau ist in dem Jobcenter von ihrem Ex-Partner mit Säure überschüttet worden. Am 19.06.2017 wird voraussichtlich das Urteil  vor
Das 46-Jährige Opfer arbeitete in einem Jobcenter in Hamburg-Wandsbek.
dbo sab ehl vge, dpa, Daniel Bockwoldt

Die Richter entschieden, dass der Angeklagte für den Säureangriff vier Jahre und sieben Monate in Haft muss. Vor Gericht hatte er die Tat eingestanden. Es sei ihm "psychisch absolut schlecht gegangen", sagte er. Die Säure habe er mit in das Jobcenter genommen, damit sie im Auto nicht auslaufe oder um sie eventuell vor den Augen seiner Frau zu trinken. Dass er seine Frau damit übergoss, war laut seinen Angaben eine "Kurzschlussreaktion" gewesen. Danach floh er aus dem Gebäude.

Das 46-jährige Opfer berichtete, dass sie immer wieder von ihrem Mann bedrängt wurde. Die 46-Jährige lebte in Angst vor ihm. Im März 2016 hatte sie sich von ihm getrennt, weil sie es trotz Eheberatung, Therapien und Erziehungsberatungen nicht mehr mit ihm aushielt. Seitdem habe es Beschimpfungen und Bedrohungen gehagelt. Der 56-Jährige musste sich eine Zeit lang bis auf 50 Meter von seiner Frau fernhalten.

Opfer musste ins künstliche Koma versetzt werden

Die 46-jährige Frau erlitt bei dem Säureangriff schwere Verletzungen. Sie musste zwei Tage ins künstliches Koma versetzt werden, damit ein Ersticken verhindert werden konnte. Knapp zwei Wochen lang lag sie auf der Intensivstation. Durch das schnelle Einschreiten ihrer Arbeitskollegen konnten schwere Spätfolgen verhindert werden.