Gemeinsam gegen Corona: RTL-Autorin über Menschen, denen Alte und Kranke egal sind

"Stay the f*** home": Bleibt zuhause - oder haltet 2 Meter Abstand, verdammt nochmal!

junge Frau liest
Zuhause bleiben, lesen, Lieblingsserien gucken, sich unterhalten - hört sich wirklich nicht so schlimm an, oder?
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Ein Kommentar von Laura Waßermann

Als ich am Mittwochabend zur Tür reinkam, bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich hatte das Gefühl, die ganze Krise rund um das Coronavirus läge auf meinen Schultern. In diesem Moment habe ich so viel gleichzeitig gefühlt wie schon lange nicht mehr: Sorge, Wut, Trauer. Die Menschen auf Kölns Straßen sind in Gruppen unterwegs. Sie sonnen sich und trinken Bier im Park, als wäre es ein verlängertes Wochenende oder ein ganz normaler Frühsommertag. Sie sitzen eng beieinander oder spielen Fußball. Als ich ein paar Leuten zugerufen habe, sie sollten nach Hause gehen, hatte ich Angst, einer von ihnen würde mich verfolgen. Als ich zu einem Typen direkt hinter mir gesagt habe, er möge bitte zwei Meter Abstand halten, hat er mich blöd und verständnislos angeguckt. Was für ein Vollidiot!

Was soll das sein, so eine "Coronaparty"?

Die Situation ist angespannt. Politiker raten uns zu "Social Distancing", also auf soziale Kontakte zu verzichten. Virologen stimmen zu, aber meinen, man könne das Haus verlassen, um einkaufen oder mit dem Hund raus zu gehen. Ich habe keinen Hund, aber ein Fahrrad, auf das ich mich für eine Stunde gesetzt und versucht habe, meine Corona-Sorgen wegzustrampeln. Das hat nicht geklappt, vor allem, weil ich gesehen habe, dass außer mir wenig Leute Abstand voneinander halten.

Eins will ich klarstellen: Es geht mir nicht um die Menschen, die wegen ihres Jobs das Haus verlassen müssen oder die, die ihren Kindern kurz Frischluft ermöglichen wollen. Es geht um die Menschen, die gedankenlos draußen Partys feiern.

Wie kann es sein, dass in dieser Ausnahmesituation ein Teil unserer Gesellschaft nur noch davon redet, wie wir uns die Hände richtig waschen und auf (ältere) Nachbarn achten, während der andere Teil "Coronapartys" feiert? Ehrlich gesagt zeugt das von absurder Dummheit.

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Menschen sterben, ohne dass jemand bei ihnen ist

Was soll das überhaupt sein, so eine "Coronaparty"? Erzählen sich die (jungen) Leute da, wie geil es ist, einem Virus zu trotzen, während sie es höchstwahrscheinlich gerade weiter verbreiten? Schließlich können die Viren Stunden beziehungsweise Tage überleben und übertragen werden. Stößt man auf die eigene "Freiheit" an, während Krankenhäuser zunehmend überlastet werden und Menschen an Covid-19 sterben? Genau das passiert nämlich gerade - für alle, die das immer noch nicht begriffen haben!

Täglich überschlagen sich die Zahlen der mit Coronaviren infizierten Menschen und derer, die daran sterben. In Deutschland gibt es laut der John-Hopkins-Universität inzwischen mehr als 12.000 Infizierte und 28 Tote. In Italien, dem Land, das in Europa bislang am heftigsten mit dem Virus zu kämpfen hat, sind an nur einem Tag 475 Menschen daran gestorben. Die medizinische Situation dort ist katastrophal, es gibt kaum noch Krankenhausbetten und Besuche werden häufig nicht erlaubt. Zu groß ist die Ansteckungsgefahr. Menschen sterben, ohne dass jemand bei ihnen ist. Das ist für mich der schlimmste Gedanke in dieser Krise.

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Haltet Abstand - wir haben so viel zu verlieren

Das ist so ein Wohlstandsding unserer Generation. Bislang haben sich die meisten Krisen ja von selbst gelöst, zumindest ohne viel Engagement von uns Jungen, die Klimakrise mal ausgenommen. Jetzt haben wir eine andere Situation. Jetzt können und müssen wir unseren Beitrag leisten, um diese Krise in den Griff zu bekommen: zuhause bleiben und per Videochat feiern, dass Coronavirus-bedingte "Ferien" sind, Hände waschen, Abstand halten. Weil wir doch so viel zu verlieren haben.

Als ich weinend nach Hause kam, habe ich auch an meine 61-jährige Mutter gedacht. Sie ist Erzieherin, da ist Ansteckungsgefahr Normalzustand. Die ganze letzte Woche bin ich deshalb mit Bauchschmerzen eingeschlafen. Dann wurden die Kitas geschlossen und meine Mutter wurde krank geschrieben - wegen Scharlach. Sie hatte sich angesteckt. Nur weil ich weiß, dass sie zuhause und gut versorgt ist, kann ich weitermachen, arbeiten, atmen. Wie viele Menschen sorgen sich aktuell um ihre Angehörigen, weil sie im Supermarkt oder in der Pflege arbeiten? Keine*r von ihnen feiert das Virus, vermute ich.