Spargel-Ernte unter Corona-Bedingungen

Corona-Pandemie: Norddeutsche Spargelbauern stehen vor großen Herausforderungen

frisch gestochener Spargel in Kiste
Landwirt Henning Mysegades begutachtet seine Spargel-Ernte.
RTL Nord

Spargelbauer und die Angst vor Corona

Es gibt wohl keinen Spargelbauer in Norddeutschland der nicht mit Panik an das vergangene Jahr zurückdenkt. Corona gefährdete zahlreiche Spargel-Ernten und somit viele Existenzen von Landwirten. Auch dieses Jahr machen sich viele Spargelbauer Sorgen, ob eine reibungslose Ernte stattfinden kann – Henning Mysegades aus Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz ist einer von ihnen.

Spargelbauer Henning Mysegades: „Da schwebt immer so ein Riesenschwert über einem“

Henning Mysegades ist 49 Jahre und betreibt seinen Spargelhof in 2. Generation. Er ist buchstäblich auf dem Hof aufgewachsen – eine Spargelernte unter so dramatischen Bedingungen wie jetzt und vergangenes Jahr hat Henning Mysegades in all den Jahren aber noch nie erlebt: „Eine Planungssicherheit ist so gut wie gar nicht vorhanden. Da schwebt immer so ein Riesenschwert über einem. Ich lebe von einem Tag in den anderen. Was morgen ist, das steht irgendwo in der Kristallkugel.“

Trotz Corona-Planungsunsicherheit – das Feld ist bestellt. Henning Mysegades‘ Spargelhelfer aus Polen und Rumänien sind eingereist, der Landwirt achtet darauf, dass Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Und auch die obligatorischen Desinfektionsspender sind griffbereit.

Viele Spargelbauer zittern vor allem vor der britischen Corona-Variante – auch Henning Mysegades: „Im Moment habe ich 16 Helfer für den Acker und die Verarbeitung. Wenn da einer positiv getestet wird, gehe ich davon aus, dass wir komplett in Quarantäne müssen. Ob die Ernte dann überhaupt möglich ist, und die Vermarktung, das kann ich so nicht sagen.“

Henning Mysegades: Bloß nicht mit Corona infizieren!

Landwirt Henning Mysegades steht in seinem Spargel-Feld
Die Spargel von Landwirt Henning Mysegades sind erntereif.
RTL Nord

Auch in den Transportern, die die Spargelstecher vom Hof zum Feld bringen, wird auf ausreichend Abstand geachtet. „Hier mit meinen Leuten auf dem Feld, wir kriegen eine Blase hin“, erzählt Henning Mysegades und ist zuversichtlich, dass auf diese Weise alle Erntehelfer Corona-negativ bleiben. „Bauchschmerzen macht mir das mit meinen Verkaufsleuten. Die auf die Wochenmärkte und an die Verkaufsbuden fahren. Die haben jeden Tag Kundenkontakt.“ Man könne mit Mundschutz und Abstand versuchen, das Risiko einzudämmen. „Doch sicher ist man nie“, resümiert Henning Mysegades, „100 Prozent Sicherheit gibt es nicht.“

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Bogdan Trzynski sticht Spargel schon seit 30 Jahren als Saisonarbeiter auf dem Hof von Henning Mysegades. Der 60-jährige Pole durfte nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen nach Norddeutschland einreisen. „Ich musste mich testen, dann wieder testen. Und dann ein paar Tage Quarantäne“, erzählt Bogdan Trzynski im RTL-Interview. „Hier auf dem Hof arbeiten wir separat und haben weniger Kontakt zueinander“, beschreibt der Erntehelfer die Arbeit der Saisonkräfte. Das sei natürlich nicht so schön, gibt Bogdan Trzynski zu, aber anders ginge es nun mal nicht.

Trotz aller Herausforderungen, die Corona mit sich bringt - Henning Mysegades ist stolz auf seine Arbeiter und die bisherige Ernte. Pro Tag arbeiten die Helfer rund acht Stunden auf dem Feld und stechen pro Stunde 25 bis 30 Kilo Spargel. „Sehr schön“, sagt der Landwirt, während er eine Kiste frisch gestochenen Spargel begutachtet. Vor allem über dickere Spargel freut sich Henning Mysegades und verrät: „Das ist das, was ich am liebsten sehe.“