Bundeskabinett beschließt erstmals eine Jugendstrategie: Merkel macht Jugendlichen Mut
„Lasst euch nicht unterkriegen“
Bundeskabinett beschließt erstmals eine Jugendstrategie: Merkel macht Jugendlichen Mut
Von Christian Wilp
Angela Merkel hat in ihren 14 Jahren im Amt als Bundeskanzlerin schon viel gesehen. Doch das ist auch für sie eine Premiere. „So jung war der Altersdurchschnitt noch nie“, sagt Angela Merkel nach der Sitzung im internationalen Konferenzsaal des Bundeskanzleramtes. „Doch das sollte vielleicht öfter so sein.“ Das Kabinett hatte am Morgen erstmals eine Jugendstrategie beschlossen. Anschließend trifft sich die Bundeskanzlerin mit über 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, um diese Strategie mit Leben zu füllen.
Jugendliche sollen mehr mitreden können
Auch die Bundesfamilienministerin ist mit von der Partie. „Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik“, so Franziska Giffey etwas hochtrabend, gibt es nun solch eine Strategie, die kein Endpunkt, sondern ein Startschuss sein soll. 163 Maßnahmen sind insgesamt geplant, in Bereichen wie Wohnen & Kultur, Vielfalt & Teilhabe, Mobilität & Digitales sowie Europa & die Welt. Es geht um Politik „mit, für und vor allen Dingen von der Jugend“, sagt Giffey.
Beispiele liefert der Pressetext. „Ob bedarfsgerechter Nahverkehr, schnelles Internet, bezahlbare Mieten oder wirksamer Klimaschutz – Maßnahmen in vielen Politikfeldern haben Auswirkungen auf die junge Generation.“ Damit diese mitreden kann, soll im kommenden Jahr das Programm „Starke Kinder- und Jugendparlamente“ starten, zudem ist eine Bundesjugendkonferenz geplant.
17 Prozent der Deutschen Bevölkerung sind nicht älter als 27 Jahre
Hinsichtlich des Alters der Angesprochenen ist die Jugendstrategie sehr großzügig gefasst. Sie legt den Fokus auf Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 27 Jahren. Deren Anteil liegt in Deutschland aktuell bei 14 Millionen beziehungsweise 17 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bis 2030 wird dieser Anteil voraussichtlich auf 12,7 Millionen beziehungsweise 15,3 Prozent sinken.
Zwei aus der Zielgruppe, Leon und Celina, kommen im Kanzleramt vor der Presse zur Wort. „Wir müssen beteiligt werden, wir müssen gehört werden“, fordert Celina, „der Austausch muss auf Augenhöhe geschehen.“ Leon glaubt, man sei auf dem richtigen Weg. „Doch wir müssen zusehen, dass alle Schichten, von der Hauptschule, von der Realschule und vom Gymnasium, beteiligt werden können.“ Das schaffe man durch politische Bildung im Unterricht, aber auch durch Jugendbeteiligung in Jugendverbänden.
Angela Merkel: „Boxt euch durch“
Das wirkt wie ein Stichwort für Angela Merkel, die ein Wiedersehen im Bundeskanzleramt in Aussicht stellt. Allerdings gibt sie den Anwesenden eine Art Hausaufgabe auf. Alle sollen in der Zwischenzeit in eine Gruppe gehen, um Werbung zu machen für das gemeinsame Projekt. „Der heutige Tag war für mich eine Ermutigung, besser hinzuhören und auch sich gegenseitig besser zu verstehen“, sagt Merkel – und macht Mut: „Boxt euch durch. Lasst euch nicht unterkriegen. Wir sind bereit zum Dialog.“