Brittany Maynards Mutter wehrt sich gegen Kritiker der Sterbehilfe
"Als würden sie uns treten während wir noch um Atem rangen"
Bei Brittany Maynard wurde Anfang des Jahres ein Hirntumor diagnostiziert. Da sie nicht auf einen qualvollen Tod warten wollte, entschloss sie sich für die Sterbehilfe, um selbst entscheiden zu können, wann und wie sie stirbt. Tod durch Sterbehilfe ist nicht erst seit Brittanys Fall ein heftig umstrittenes Thema, doch gerade sie kassierte viel Kritik. Erstmals äußert sich jetzt ihre Mutter Debbie Ziegler und verteidigt ihre Tochter gegenüber den Kritikern.
"Eine persönliche Entscheidung als verwerflich zu bezeichnen, nur weil sie nicht mit dem eigenen Glauben vereinbar ist, ist unmoralisch", schreibt Brittanys Mutter in ihrem Brief an die Kritiker, die unter anderem aus dem Vatikan laut wurden. "Die Entscheidung meiner Tochter (…) verdient es nicht, als verwerflich bezeichnet zu werden - von fremden Menschen, die nichts über ihre Situation wissen."
Als Lehrerin würde sie die Taten von Hitler oder die Vergehen von Pädophilen als verwerflich bezeichnen, sagt Debbie Ziegler, doch dieses Wort würde sie niemals nutzen, um das Verhalten ihrer Tochter zu beschreiben. "Brittany war großzügig. Sie war eine Ehrenamtlerin, eine Lehrerin, eine Fürsprecherin. Sie arbeitete dafür, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen", schreibt die Mutter der verstorbenen 19-Jährigen weiter.
Besonders hart trifft Debbie, dass die Entscheidung und der Tod ihrer Tochter so öffentlich diskutiert und kritisiert wurden, während die Familie noch trauerte. Während Debbie und der Rest von Brittanys Familie und Freunden versuchten, den Tod der jungen Frau zu verarbeiten, erfuhren sie unentwegt Kritik und Hass von Seiten der Medien. "Es war, als würden sie uns treten, während wir noch um Atem rangen", beschreibt Debbie ihre Gefühle und die schwierige Situation.
"Der Tod ist nicht immer der Feind"
Doch egal, wie sehr die Kritik und die Vorwürfe sie verletzen, so Brittanys Mutter, dies halte sie nicht davon ab, voll und ganz hinter der Entscheidung ihrer Tochter zu stehen. "Ich dränge alle dazu, für sich selbst zu entscheiden. Legt eure Wünsche fest, während ihr noch in der Lage dazu seid", schreibt Debbie. "Solltet ihr unheilbar krank sein und leiden, dann trefft eure eigene Entscheidung darüber, wie es weitergehen soll. Es ist EURE Entscheidung."
"Die heutige 'Kultur des Heilens' lässt uns glauben, dass wir all unsere Probleme lösen können", erklärt Debbie. "Alles Leben endet irgendwann. Der Tod ist nicht immer der Feind. Manchmal ist ein sanftes Davongehen ein Geschenk", so die Mutter. Ihre Tochter habe sich immer gegen ihre Kritiker gestellt. Sie habe sich nicht einreden lassen, wann oder wie lange sie leiden sollte. Abschließend schreibt Debbie: "Das Recht von unheilbar Kranken zu sterben ist ein Thema des Menschenrechts. Ganz einfach."