Brigitte-Studie 2017: Frauen wollen unabhängig sein - Karriere wichtiger als Kinder
Lebensentwürfe von Frauen und Männer gleichen sich immer weiter an
Eine neue Studie beweist: Die berufliche Karriere ist Frauen heute genauso wichtig wie den Männern. Dahinter treten Kinder und Haushalt deutlich zurück. Faktisch erledigen aber die Frauen trotz Berufstätigkeit hauptsächlich die traditionellen Hausarbeiten. Das schlägt auf die Stimmung: Und da ist dann die Politik gefragt.
Karriere wichtiger als Kinder
Finanzielle Unabhängigkeit ist den Frauen in Deutschland heute genauso wichtig wie den Männern. Eine aktuelle Umfrage der Zeitschrift 'Brigitte' zeigt, dass bei der Übernahme von Verantwortung oder bei beruflicher Weiterentwicklung die Frauen mit den Männern gleichziehen: Dabei ist es den Frauen besonders wichtig, unabhängig zu sein. 94 Prozent der Befragten wollen weder von staatlichen Sozialleistungen noch vom Einkommen des Partners abhängig sein, sondern sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.
Problematisch wird es in der Realität. Tatsächlich sind viele Frauen unzufrieden mit ihrem Gehalt, ihrem Job, mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Nur 53 Prozent sind mit ihrem Gehalt zufrieden. Besonders Frauen mit mittlerer oder niedriger Bildung hadern mit ihrem Job. Immer wieder wurde in der Umfrage auch die Angst vor Altersarmut deutlich. Kein Wunder, denn Frauen sind in den Familien immer noch diejenigen, die sich spätestens nach dem ersten Kind aus der beruflichen Karriere zurückziehen: Wenn überhaupt, arbeiten sie danach meistens in Teilzeit. Selbst Frauen, die Vollzeit arbeiten, kümmern sich hauptsächlich um den Haushalt. 62 Prozent der befragten Frauen wünschen sich daher mehr Unterstützung vom Partner.
Mutter werden ist nicht mehr so wichtig
Dabei tritt die klassiche Frauenrolle mittlerweile in den Hintergrund: Nur 68 Prozent der Frauen haben das Bedürfnis, Mutter zu werden. Im Vergleich dazu: 94 Prozent wünschen sich finanzielle Unabhängigkeit. Die klassische Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen gleicht sich an, tatsächlich möchten Männer heute gerne auch Vater werden: 60 Prozent der Männer hätten gerne Kinder. Auch bei ihnen wandelt sich das Rollenverständnis, sie wollen nicht mehr nur Karriere machen, sondern auch ein glückliches Privatleben führen.
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Berufstätige Mütter brauchen noch mehr Unterstützung
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf klappt aber immer noch nicht gut: Trotz Kindergeld, Elterngeld und Steuerfreibeträgen finden nur 37 Prozent der Mütter, dass sich Beruf, Familienleben und persönliche Interessen heute besser vereinbaren lassen als vor zehn Jahren. Für 24 Prozent ist die Situation gleich geblieben, 29 Prozent finden sogar, dass die Vereinbarkeit heute schlechter gelingt als früher. Das ist ein deutliches Zeichen an die Politik: Trotz aller Bemühungen reicht die Unterstützung der berufstätigen Mütter nicht aus. 88 Prozent der befragten Mütter fühlen sich deutlich überlastet und stehen unter hohem Druck.
Jede zweite Mutter mit Vollzeitjob erledigt trotzdem mehr als zwei Drittel der Hausarbeit. Die Zeit für sich selbst bleibt demnach auf der Strecke. Mütter wünschen sich vor allem eine bessere finanzielle Unterstützung für Familien, flexiblere Arbeitszeiten und mehr gute Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Dann wäre es deutlich einfacher, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.
Zufrieden mit ihrem Leben sind demnach auch die Frauen, die sich selbst verwirklichen können: Frauen mit einem Führungsjob, aber auch Hausfrauen oder Vollzeitmütter geben vergleichsweise oft an, sehr zufrieden zu sein. Auch ein Partner und/oder Kinder im Haushalt machen die Frauen glücklich. Fehlende Zeit für sich selbst, resultierend aus dem anstrengenden Spagat zwischen Beruf und Familie macht Frauen unglücklich. Häufig sind es dann vor allem die Frauen, die in Teilzeit arbeiten, denen am meisten abverlangt wird.