Wird's jetzt eng in der Hauptstadt?

Biber-Invasion in Berlin: Nager erobern die Großstadt

Ein Biber schwimmt durch einen See.
Über 120 Biber haben sich bereits in Berlin angesiedelt (Symbolbild).
Ross Taylor, iStockphoto

Über 120 Biber in Berlin

Vor rund 30 Jahren gab es in Berlin keine Biber mehr, jetzt erobern die Nager die Großstadt zurück. Selbst in der Innenstadt, wo kaum Bäume sind, siedeln sich die Tiere an. Auf rund 120 Tiere schätzt Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats, die Population. Damit stößt Berlin an seine Grenzen. Die Hauptstadt sei von den Nagern schon flächendeckend erschlossen.

Wohnungsknappheit bei Bibern

Nicht nur für die Berliner Bürger gibt es also zu wenig Wohnraum in der Großstadt, auch bei den Bibern herrscht Wohnungsknappheit. „Wir merken, dass Biber heimatlos versuchen, Fuß zu fassen“, sagt Wildtierexperte Derk Ehlert im Interview mit RTL. Berlin hat viele Wasserflächen, die Tiere bekommen Nachwuchs und der braucht nach eineinhalb bis zwei Jahren ein eigenes Revier.

Urbane Räume wie Berlin-Mitte seien kein Lebensraum für Biber. Oft finden sie dort nicht genug Nahrung. „Langfristig können sie damit nicht in allen Gewässern überleben“, bestätigt auch Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin des NABU Landesverbands Berlin.

Biber übernehmen Bau vom Vorgänger

Zu einer Überpopulation kommt es nach Einschätzung der Experten aber voraussichtlich nicht. Den knappen Lebensraum regelt die Natur nämlich von allein. „Revierkämpfe finden nachts statt, das ist schwer zu beobachten“, erklärt Ehlert.

Oft verlassen die Tiere ungeeignete Gebiete aber auch nach einiger Zeit wieder. Biber können weit schwimmen und suchen sich im Umland dann neue Lebensräume. Das alte Revier inklusive Bau werde schnell von einem anderen Tier übernommen. Damit sich Biber in der Stadt aber auch ungestört wohlfühlen können, gibt es Schutzgebiete wie das Tegeler Fließtal, die extra für Biber und andere Arten ausgewiesen sind.

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Nager schafft neue Lebensräume

Dass die Tiere im Stadtgebiet angekommen sind, zeigen vor allem angefressene Bäume an den Ufern. Das sei für die Umwelt sogar nützlich. Wenn mehr Licht an die Ufer kommt, schützt das die Unterpflanzung und verhindert Erosionen, so Wildtierexperte Ehlert.

Und der Biber ist auch ein fleißiger Helfer. „Biber schaffen neue Lebensräume für andere Tiere und regulieren den Wasserstand“, erklärt Schlaberg im Gespräch mit RTL. Sie fällen Bäume und bauen so kleine Stauseen, in der sich andere Tiere ansiedeln können. Für die ist der Biber keine Gefahr. Sie fressen Kraut, Äste und Zweige – sind also Vegetarier.

Auch wenn die Tiere weitgehend akzeptiert sind, sind sie gefährdet. „Es kommt immer mal wieder vor, dass Wildtiere illegal getötet werden“, erzählt Ehlert. Im August 2020 wurde ein ausgewachsenes Biberweibchen in Berlin brutal erschlagen. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall zwar übernommen, aufgeklärt sei er aber nicht, berichtet der Tagesspiegel. Dabei stehen die Tiere unter strengem Artenschutz.